Erwachsenenbildung für "green jobs": Ausbildungsoffensive am BFI

30.08.2012, Text: Michaela Schneider, BFI Österreich
Ökoberufe sind auf dem Vormarsch. Das Berufsförderungsinstitut sorgt mit attraktiven Qualifizierungsangeboten für topausgebildete Fachleute.
BFI Burgenland entwickelt innovative Schulungskonzepte
Das BFI Burgenland erkannte früh die Arbeitsplatzchancen, die der neue Hoffnungsmarkt bietet, und lässt gleich mit mehreren "grünen" Ausbildungen aufhorchen. Egal, ob überbetriebliche Lehrausbildung, international zertifizierter Lehrgang oder FacharbeiterInnen-Intensivausbildung – gemeinsam mit dem Arbeitsmarktservice (AMS) setzt das BFI auf praxisorientierte Berufsbildung, die den Menschen reale Jobperspektiven eröffnet.

Installations- und Gebäudetechnik, Schwerpunkt Ökoenergie
Seit 2010 bereitet das BFI Burgenland auf die Lehrabschlussprüfung im Lehrberuf Installations- und Gebäudetechnik mit dem Spezialmodul Ökoenergietechnik vor. Dafür gibt es zwei Schulungsvarianten: die FacharbeiterInnen-Intensivausbildung (zwei Jahre) und die vier Jahre dauernde überbetriebliche Lehrausbildung gemäß § 30 Berufsausbildungsgesetz (BAG). Insgesamt stehen derzeit 51 Ausbildungsplätze im Metallausbildungszentrum (MAZ) Großpetersdorf und im Servicecenter Mattersburg zur Verfügung, 29 AbsolventInnen gibt es bereits. Zielgruppe für die FacharbeiterInnen-Intensivausbildung sind Arbeitsuchende, Berufsum- und -wiedereinsteigerInnen, Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung, Schul- und StudienabbrecherInnen sowie Hilfskräfte im Metallbereich. Die überbetriebliche Lehrausbildung steht jenen offen, die nach der Pflichtschulzeit keine Lehrstelle finden konnten oder eine Lehre abgebrochen haben und arbeitslos gemeldet sind.

Module und Berufsprofil des Lehrberufs
Der Lehrberuf Installations- und Gebäudetechnik ist als Modullehrberuf eingerichtet, verschiedene inhaltliche Kombinationen zur Vertiefung und Spezialisierung sind möglich. An das für alle verpflichtende Grundmodul Installations- und Gebäudetechnik schließt am BFI Burgenland das Hauptmodul Heizungstechnik an, gefolgt vom Spezialmodul Ökoenergietechnik.

AusbildungsabsolventInnen sind in der Lage, folgende Tätigkeiten auszuführen:
  • Beraten von KundInnen in grundlegenden technischen Fragen und über die Einsatzgebiete sowie die Vor- und Nachteile von Alternativenergieanlagen;
  • Zusammenbauen, Montieren, Prüfen, Instandhalten und Warten von Wärmeerzeugern und -verbrauchern (inkl. Rohrleitungen und -verbindungen), Regelorganen, Mess- und Sicherheitseinrichtungen sowie Ausrüstungen, insbesondere von Alternativenergieanlagen (wie z. B. Sonnenkollektoren, Wärmepumpen, Pellets-, Hackschnitzel- und Biomasseanlagen);
  • Planen, Kalkulieren, Ausführen, Dokumentieren und Abrechnen von Alternativenergieanlagen;
  • Suchen und Beheben von Fehlern in Wärmeerzeugern und -verbrauchern.


Hans Weber, Leiter des MAZ Großpetersdorf, bringt die Vorteile der Ausbildung auf den Punkt: "Zum einen erkennen die TeilnehmerInnen eminente Energiesparpotenziale, zum andern kommt die Gewinnung von Energie aus nachwachsenden Rohstoffen der Region der heimischen Wirtschaft zugute, schont die Umwelt und sichert zugleich Arbeitsplätze."

Vom Pilotlehrgang zur Regelausbildung: "Green jobs"
Schon zum zweiten Mal startete das BFI Burgenland vom AMS beauftragt im Mai 2012 den 1.200 Stunden umfassenden Lehrgang "Green jobs", der mit einem international anerkannten Zertifikat abschließt. Ziel ist die Höherqualifizierung von TechnikerInnen mit HTL-Abschluss oder Meisterprüfung bzw. von erfahrenen FacharbeiterInnen der Sparten Installations-, Elektro- oder Maschinenbautechnik. Der Lehrgang soll sie dazu befähigen, energieeffiziente Gebäude zu errichten bzw. bestehende unter ökologischen Gesichtspunkten zu sanieren und sie mit erneuerbarer Energie zu versorgen. Die siebenmonatige Weiterbildung setzt sich aus den Modulen "Nutzung erneuerbarer Energieträger" und "Gebäudetechnik" zusammen. Zu den Inhalten zählen u. a. die Nutzung von Biomasse, Biogas, Sonnen- und Windenergie sowie Erdwärme, die Grundlagen der Gebäude-, Steuerungs- und Regeltechnik und des ökologischen Marketings, Bautechnik, Solararchitektur, thermische Sanierung und die Energieausweiserstellung. Berufschancen für die aktuell sieben TeilnehmerInnen sieht der Geschäftsführer des BFI Burgenland, Peter Maier, "regional bei Unternehmen der Installations- und Gebäudetechnik, bei einschlägigen Zulieferbetrieben und in Bau- und Planungsbüros. Außerdem ebnet das spezielle Fachwissen auch den Weg in die Selbständigkeit".

Entsorgungs- und Recyclingfachfrau – Abfall
Ein weiterer Ökoqualifizierungsschwerpunkt des BFI Burgenland liegt auf der Facharbeiterinnen-Intensivausbildung für Recyclingexpertinnen. Nach einer anderthalbjährigen Schulung, in deren Rahmen die angehenden Fachkräfte Abfälle und Reststoffe erkennen, analysieren, klassifizieren und einer geeigneten Wiederverwertung zuführen lernen, treten sie zur Lehrabschlussprüfung an. Damit erlangen sie die Berechtigung zur Ausübung der Tätigkeit als Deponiewärterin und Abfallbeauftragte. Einsatzmöglichkeiten bestehen in der Kommunalverwaltung, bei Müllentsorgern, in Hotels und Krankenanstalten, Großkonzernen und Handelsunternehmen. Zurzeit bereiten sich in diesem AMS-geförderten Projekt neun Frauen noch bis Ende September 2012 auf ihren Berufseinstieg vor.

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