Globales Lernen im Seminar

19.07.2012, Text: Bianca Friesenbichler u. Wilfried Hackl, Redaktion/CONEDU
Wie kann Globales Lernen für die Erwachsenen aussehen? Beispiele aus der Praxis mit erwachsenen Zielgruppen liefern vielfältige Anregungen.
Foto: (C) iStockphoto.com/Don Bayley
Jetzt im neuen Meb: Globales Lernen auch in der EB eingesetzt
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"Globales Lernen definiert die Auseinandersetzung mit globalen Themen und Entwicklungsfragen - mit den 'Schlüsselfragen' unserer Zeit - als Querschnittsaufgabe von Bildung", so die österreichische Strategiegruppe Globales Lernen. Wie aber kann Globales Lernen in der Bildungspraxis gelingen? Für den Schulbereich gibt es bereits zahlreiche Ansätze, aber für das Erwachsenenlernen bislang noch kaum. Die kürzlich erschienene Ausgabe 16 des "Magazin erwachsenenbildung.at" (Meb) fragt nach den Einsatzmöglichkeiten Globalen Lernens in Erwachsenenbildung und zeigt erstmals Beispiele auf.

Beispiel Uni Wien: Die globale Dimension der Ernährung
Welche Kompetenzen braucht man, um ein gelingendes Leben in einer Weltgesellschaft mit vielen Widersprüchen führen zu können? Dieser Frage geht ein Seminar im Studiengang "Internationale Entwicklung" an der Universität Wien nach. Seminarleiter Helmut Hartmeyer von der Österreichischen Entwicklungsagentur setzt in erster Linie auf reflexive Kompetenzen, denn Globales Lernen bedeute in methodischer Hinsicht vor allem das eigene Selbstverständnis kritisch zu reflektieren. Ein Beispiel dieser Reflexion ist die Arbeit mit einer Bildserie zum Essverhalten. Die verwendeten Abbildungen zeigen 16 Familien aus aller Welt. Sie tischen auf, was sie in einem Monat zu sich nehmen. Die Lernenden sollen das Land erraten, aus dem die jeweilige Gerichte kommen. Hartmeyer hält sie in einem nächsten Schritt dazu an, die eigenen Ernährungsgewohnheiten zu reflektieren und die globale Dimension im alltäglichen Essen und Trinken zu erkunden.

Beispiel Basisbildung: Migrationshintergrund als Chance und Grenzfaktor des globalen Lernens
Die Basisbildungstrainerin Bernadette Konzett, Jugendbildungszentrum an der Volkshochschule Ottakring, fragt in ihrem Artikel, ob Globales Lernen wirklich für alle da ist. Auch für junge, migrantische Lernende mit lückenhafter bzw. keiner Schulbildung? Konzett berichtet aus ihrer Kurspraxis: Der Migrationshintergrund der TeilnehmerInnen liefert unmittelbare Anknüpfungspunkte für Globales Lernen. So können beispielsweise die Herkunftsländer zum Inhalt werden. - Wie ist es dort, wie ist es hier? Wie ist das alles miteinander verbunden? Gleichzeitig stellen aber eben dieser Migrationshintergrund und damit zusammenhängende Sprach- und Identitätschwierigkeiten die Grenzen Globalen Lernens in den Kursen dar.

Beispiel Entwicklungspolitik: Globales Lernen für und mit Älteren
Ältere haben ein großes Potenzial, sich politisch aktiv in die Gesellschaft einzubringen. Beispiele für Globales Lernen mit dieser Zielgruppe beschreibt Katrin Koops vom Institut für Internationale Zusammenarbeit des Deutschen Volkshochschul-Verbandes. Beispielsweise einen Kurs einer Keramikpädagogin, in dem das Alltagsleben von Frauen im Marokko thematisiert wird. Sie verknüpft dabei Globales Lernen mit der Herstellung von Keramikkunst. Auch das internationale Projekt "Global Generation" versucht - unter Beteiligung der Südwind Agentur - Menschen ab 50 für globale Fragen zu sensibilisieren. In einer 15-tägigen Workshopreihe geht es um die Entwicklung von der persönlichen Erfahrung hin zu einem gemeinsamen Arbeiten für eine gerechtere Welt.

Ausgabe 16 des Meb jetzt herunterladen
Globales Lernen auch für die Erwachsenenbildung fruchtbar zu machen - das war das Ziel der HerausgeberInnen Heidi Grobbauer, KommEnt, Hakan Gürses, Österreichische Gesellschaft für Politische Bildung und Stefan Vater, Verband Österreichischer Volkshochschulen für das aktuelle Meb. Ausgabe 16 steht kostenlos unter www.erwachsenenbildung.at/magazin zum Download bereit und ist auch als Druckversion zum Selbstkostenpreis von EUR 12,40 erhältlich.
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