Soziale Medien als Zukunft der Basisbildung

16.07.2012, Text: Claudia Tillinger, Online-Redaktion
Nicht nur Basisbildungsprofis erprobten bei Konferenz in Graz kürzlich die Verwendung von Sozialen Medien in der Bildungsarbeit.
Die jährliche Basisbildungskonferenz „Zukunft Basisbildung“, fand am18. und 19. Juni 2012 im Audimax der FH Joanneum in Graz statt und stand unter dem Titel „Social Media und Web Literacy“. Dabei wurde der Schwerpunkt vor allem auf das Social Web als Ort, der neue Herausforderungen an die Literalität stellt, gelegt. 170 TeilnehmerInnen aus ganz Österreich setzten sich zwei Tage lang damit auseinander. Veranstaltet wurde die Konferenz vom Netzwerk Basisbildung und Alphabetisierung in Österreich - Projekt In.Bewegung. „Es war uns wichtig, dass die TeilnehmerInnen sehr viel im Bereich Social Media Tools mitnehmen können“, so Otto Rath, Tagungskoordinator und Mitbegründer des Netzwerks Basisbildung und Alphabetisierung in Österreich, im Gespräch mit der Redaktion.

Kommunikationsgeschick vs. Digital Gap
In den einzelnen Hauptvorträgen stand vor allem die Kommunikation mittels Sozialen Medien, wie Facebook und Twitter, im Vordergrund. Durch Soziale Medien, oder auch Social Media, haben alle Menschen Zugang zu einer Fülle an Informationen, wobei durch diese fast unüberschaubare Anzahl das Interpretieren und richtige Verwenden der Informationen immer schwieriger wird. Vor allem Personen mit geringer Basiskompetenz werden dadurch ins Abseits gedrängt. Durch mangelnde Lese- und Schreibfähigkeiten entstehen Hürden, sich mit Sozialen Medien auseinander zu setzen bzw. diese anzuwenden. Es entsteht eine Kluft zwischen  den BenutzerInnen von Sozialen Medien und solchen, die es nicht tun. Dies wird auch als „Digital Gap“ bezeichnet. Wie Social Media Experte Ton Zijlsta in seinem Vortrag sagte: „Wer nicht in der virtuellen Welt mitspielt, existiert heute nicht (mehr).“ Der Vortrag von Medientrainerin Lena Doppel schloss an diesen Fokus an. Für sie sind Soziale Medien Mittel, um miteinander zu kommunizieren. Um für Social Media gerüstet zu sein, müssen die Personen auch im wirklichen Leben gut kommunizieren können und das geht nur, wenn Basisbildung vorhanden ist. „Die wirkliche Welt und die Onlinewelt decken sich im Grunde, da es alles online gibt, was es auch im realen Leben gibt“, so Doppel.

Ausprobieren und Diskutieren in den Workshops
Die Tagung war so aufgebaut, dass die Hauptreferate sich mit dem Thema Web Literacy und Social Media auseinandersetzten. Der Bezug zur Basisbildung wurde dann in den Workshops entwickelt. Aus diesem Grund waren die einzelnen Workshops offen, d.h. es konnte solange zwischen den Angeboten gewechselt werden, bis der passende Workshop gefunden wurde. Das Ausprobieren von verschiedenen Tools regte die Diskussion zwischen den TeilnehmerInnen und den WorkshopleiterInnen an, wie etwa das eigenständige Erstellen von kurzen Audionachrichten mit Voki, einem Online-Werkzeug für Audiocasts im Workshop von Thomas Strasser. Ein weiteres Beispiel, wie man Personen mit geringer Basisbildung durch kurze Audionachrichten unterstützen kann wurde mit "Audioboo" vorgestellt. Weiters gaben die ReferentInnen Tipps, wie einige Tools in der Basisbildung ihren Platz finden können. Die einzelnen Kurzvorträge und Präsentationen waren für die verschiedenen TeilnehmerInnengruppen konzipiert. Otto Rath: "Wir wollten vor allem den TrainerInnen in der Basisbildung viel Gelegenheit geben, in den Workshops Methoden und den Einsatz von Tools im Web kennenzulernen". Als BildungsmanagerIn wiederum bekam man beispielsweise Ideen für Crowdfunding und neue Ansätze des Fundraisings.

Gespräche gefördert durch angenehme Atmosphäre
Die Grundstimmung während der gesamten Tagung war sehr angenehm und humorvoll. Vor allem die beiden ModeratorInnen, Alfred Berndl und Claudia Facciani-Rizzo, führten mit Witz durch die Veranstaltung. Das Verlassen des klimatisierten Audimax war für alle TeilnehmerInnen angesichts der Hitze draußen ein Kraftakt. Dennoch wurden die drei Minuten Fußweg zu den Workshopräumen mit aktiven Gesprächen untereinander gefüllt. Auch während der Mittagspause blieb das Thema „Soziale Medien“ in den Gesprächen der TeilnehmerInnen aus unterschiedlichsten Bildungsbereichen präsent. "Ein Ziel war die Vernetzung. Innerhalb der Basisbildung sind wir sehr gut vernetzt, aber die Links nach außen sind schwach. Es freut mich, dass wir diese Vernetzung stärken konnten" meinte Otto Rath.

Social Media zum "Anfassen" benötigt Support
Obwohl fast alle 170 TeilnehmerInnen das WLAN-Netz der FH nutzten und fleißig twitterten bzw. Einträge auf Facebook machten, gab es weder bei den Vorträgen, noch bei den Workshops - bis auf einzelne Fälle - technische Probleme bzw. wurden diese sofort durch den Support der FH-Studierenden behoben. Waren während den Vorträgen Fragen bzgl. Twitter, Blog, Facebook und Co aufgekommen, wurden diese durch die FH-Studierenden kompetent und ruhig erklärt. Ebenfalls gab das Support-Team der FH ausführliche Tipps und Tricks, wie z.B. für das Gestalten der eigenen Homepage. Es gab auch die Möglichkeit die Tagung via Live-Stream zu verfolgen und im eigens dafür eingerichteten Chat zu kommentieren. Für Otto Rath war die Tagung deshalb auch ein  lernender Ort, da die TeilnehmerInnen selbst sehr viele Tools ausprobieren konnten.

Blick in die Zukunft - Web Literacy auch für ErwachsenenbildnerInnen
Auch wenn sich die große Zahl der KonferenzteilnehmerInnen bei der Veranstaltung aktiv mit den Medien beschäftigte, zeigten die Gespräche doch auf, dass nur ein kleiner Teil der TeilnehmerInnen auch selbst aktiv mit Social Media Tools arbeiten. Katja Grach, EDV-Trainerin bei akzente, erklärt sich dieses Phänomen so: „Als Erwachsenenbildnerin muss ich immer selbst am Laufenden bleiben. Vor allem bei den Sozialen Medien gibt es andauernd Neuerungen.“ Sie fügt an, dass bei der Vermittlung von Sozialen Medien ein eigener Bezug vorhanden sein sollte, da sonst die Wissensvermittlung schwierig werde. „Aufsuchende Bildungsarbeit heißt, dass ich meine Zielgruppe, meine Teilnehmerinnen in den Mittelpunkt stelle und Social Media vor allem niederschwellig vermittle", so Grach. "Für ErwachsenenbildnerInnen und die einzelnen Zielgruppen gilt dabei immer, dass sie spielen und ausprobieren sollen. Das macht Social Media aus“, führt Grach weiters an. Auch wenn sie für den Gebrauch in der Freizeit konzipiert wurden, kann man die Sozialen Medien mit ein wenig Kreativität auch sehr gut für das Lernen einsetzen. Einen Tipp gibt Katja Grach an ErwachsenenbildnerInnen, die nach der Tagung mehr mit Social Media machen wollen: „Ausprobieren, Mut zu Fehlern haben, kreativ sein.“
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