Das Gemeinsame in der Differenz finden

05.06.2012, Text: Bianca Friesenbichler, Redaktion/CONEDU
Fachtagung versuchte Brücke zu schlagen zwischen den verschiedenen Feldern der Bildungs- und Berufsberatung.
Kontinuität und Regelmäßigkeit im Dialog zwischen Praxis und Forschung zu etablieren - diesem Ziel kam eineFachtagung zur Berufs- und Bildungsberatung nach, die Ende April 2012 bereits zum zweiten Mal stattfand und für 2013 bereits wieder geplant ist. Rund 130 ExpertInnen aus Wissenschaft und Praxis diskutierten am Bundesinstitut für Erwachsenenbildung (bifeb) das Berufsfeld der Bildungs- und Berufsberatung.

Das Gemeinsame in der Differenz finden
Die Tagung stand unter dem Motto "Das Gemeinsame in der Differenz finden". Zielgruppen, Aufgaben, Qualifikationen und Berufsbezeichnungen der Bildungs- und Berufsberatung sind vielfältig, ein Berufsbild ist in Österreich noch nicht etabliert. Die individuellen beruflichen Identitäten sind dementsprechend unterschiedlich. Eine Brücke zu schlagen zwischen den verschiedenen Feldern der Bildungs- und Berufsberatung - von der Erwachsenenbildung über Schule, Studium bis zu Projekten des AMS - war ein zentrales Anliegen.

Identitätsarbeit - ein lebenslanges Projekt
"Im Zentrum der Anforderungen für eine gelingende Lebensbewältigung stehen die Fähigkeiten zur Selbstorganisation, zur Verknüpfung von Ansprüchen auf ein gutes und authentisches Leben mit den gegebenen Ressourcen und letztlich die innere Selbstschöpfung von Lebenssinn. Wenn Bildungsberatung erfolgreich sein soll, muss sie sich auf die heutigen Bedingungen der Identitätsgewinnung beziehen und Subjekte dabei unterstützen", erläuterte Heiner Keupp, Professor für Sozial- und Gemeindepsychologie an der Universität München. Wesentlich dabei seien die Erarbeitung einer eigenen reflexiven Position und die Ermutigung zum "aufrechten Gang". 

Die Person im Kontext betrachten
Unerwartete Umstände und Zufälle beeinflussen meist die Berufswahl und Laufbahnentwicklung, auch müssen/wollen sich die Menschen selbst verstärkt um ihre Entwicklung kümmern und den Verlauf ihrer Laufbahn bestimmen. Andreas Hirschi, Professor für Beratungspsychologie an der Universität Lausanne stellte neuere Theorien der Laufbahnberatung vor und beleuchtete deren Implikationen für die Beratungspraxis. So seien zum Beispiel beim Career-Construction-Ansatz die subjektive und komplexe Realität jedes/r Klienten/in zu berücksichtigen und Lebensthemen zu identifizieren. 

Internationale Entwicklungen
Karen Schober, Vizepräsidentin der Internationalen Vereinigung für Bildungs- und Berufsberatung betonte nachdrücklich die Notwendigkeit der Professionalisierung und Qualitätsentwicklung der Bildungs- und Berufsberatung und vermittelte einen Überblick über nationale und internationale Qualitäts- und Kompetenzrahmen sowie ausgewählte Ansätze in Wissenschaft, Politik und Praxis.

Von der Schulwahl bis zur Nachberuflichkeit
Insgesamt zehn Foren und Workshops boten eine breite Themenpalette: Von Aspekten der Schul-, Berufs- und Studienwahl und Beratungsprozessen in speziellen Kontexten oder neuen Wegen in der Nachberuflichkeit über verschiedene methodische Ansätze bis zur Frage, inwieweit Bildungsberatung als pädagogische Intervention eingesetzt werden kann, reichte das Angebot.

Quelle: Tagungsbericht des bifeb, red. bearb.