Weiterbildungsfinanzierung in Österreich unter der Lupe

13.08.2012, Text: Bianca Friesenbichler, Redaktion/CONEDU
Im internationalen Vergleich hat Österreich erhöhte Kosten für Weiterbildungsteilnahme und hohen Privatanteil bei Finanzierung.
Mit der Finanzierung von und Beteiligung an Erwachsenen- und Weiterbildung in Österreich und in ausgewählten Vergleichsländern setzt sich eine von der Arbeiterkammer Österreich beauftragte Studie auseinander, die von Lorenz Lassnigg, Stefan Vogtenhuber und Ingrid Osterhaus vom Institut für Höhere Studien (IHS) durchgeführt und im Frühjahr präsentiert wurde. Fazit der AutorInnen: Die neoliberale Orientierung in Richtung höherer individueller und geringerer öffentlicher Beiträge sei in Österreich besonders ausgeprägt. Diese individualisierte Strategie führe zu höheren Kosten, niedrigerer Beteiligung und höherer sozialer Selektivität.

Hohe Weiterbildungskosten in Österreich
Die Studie zeigt: Im Vergleich der fünf Länder Österreich, Finnland, Schweden, Schottland/Großbritannien und Australien habe Österreich relativ hohe Ausgaben sowohl pro TeilnehmerIn als auch seitens der Betriebe und gleichzeitig eine eher niedrige Beteiligung. Die erhöhten Ausgaben hängen nicht mit einer erhöhten Teilnahmeintensität zusammen, ergibt die Studie. Die AutorInnen schließen daher auf erhöhte Kosten der Weiterbildungsteilnahme.

Bildungsstand als zentraler Indikator für die Teilnahme
Der Bildungsstand ist ein Indikator für die Teilnahme an Weiterbildung - ein alt bekanntes Faktum. Die Studie zeigt jedoch auf, dass Österreich hier im Ländervergleich die ungünstigsten Werte aufweist: Die Relation der Weiterbildungsteilnahme zwischen tertiär Gebildeten und Personen mit maximal Sekundarschulabschluss sei in Österreich am höchsten. Die Teilnahmequote der tertiär Gebildeten sei um 20% höher als jene der sekundär Gebildeten. Beispielsweise in Finnland liege dieser Unterschied hingegenb bei nur 2%.

Geschlecht und Alter als Teilnahmeindikatoren in beruflicher Weiterbildung
Die Beteiligungsquoten von Frauen seien in der individuellen beruflichen Weiterbildung in allen untersuchten Ländern niedriger als jene der Männer, zeigt die Studie. Den stärksten Unterschied gäbe es jedoch in Österreich mit mehr als 10%. Die Bildungsquoten von Frauen in der betrieblichen Weiterbildung seien in Finnland und Großbritannien höher als die der Männer, in Österreich um 17% niedriger. Ähnlich sehe die Beteiligung nach Altersgruppen aus. Ältere nehmen im Vergleich zu jungen Altersgruppen in Österreich um fast 30% weniger an beruflicher Weiterbildung teil, um über 40% geringere Beteiligungsquoten machte die Studie für diese Altergruppe in der betrieblichen Bildung aus.

Vielfältige Gründe für Weiterbildungsbeteiligung
Die AutorInnen untersuchten auch die Gründe für Weiterbildung. Die stärksten Motive, sich weiterzubilden, seien für ÖsterreicherInnen ziemlich unbestimmt, so das Ergebnis. Es gehe daher um einen Motivmix aus: Verbesserung in Job und Karriere, Erweiterung von Wissen und Fähigkeiten in Interessengebieten bzw. im Alltag. Weitere Gründe seien verbindliche Teilnahme, Spaß, ein verringertes Arbeitslosigkeitsrisiko oder der Erwerb eines Zertifikats.
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