Neuauflage: Handbuch E-Learning

10.08.2012, Text: Adrian Zagler, Online-Redaktion
Auf über 400 Seiten bietet das überarbeitete Handbuch einen breiten Überblick über Formen und Konzepte des E-Learning.
Das Handbuch E-Learning bietet einen Überblick über die neuesten Entwicklungen im Bereich E-Learning, von der didaktischen Konzeptionierung bis zur technischen Entwicklung neuer Lernkulturen. Es handelt sich dabei um eine komplette Neuüberarbeitung eines früheren Handbuchs aus dem Jahr 2004. In zwölf Kapiteln schreiben vier Fachleute für E-Learning-Konzeptionen über die Gestaltung von Faktoren die nötig sind, um das Lernen im Web 2.0 erfolgreich zu machen. Das beginnt bei einer klaren Ermittlung der Lernbedürfnisse und einem gut ausgearbeiteten didaktischen Konzept und endet bei der Evaluierung durchgeführter E-Learning-Maßnahmen.

Von der Planung bis zur Evaluierung
Das mehr als 400 Seiten starke  Handbuch bietet nicht nur einen geschichtlicher Abriss, wie sich E-Learning bis zum Jahr 2011 entwickelt hat. Darüber hinaus widmet es sich auch einer Reihe von Fragen, die man sich stellen sollte, bevor man konkrete E-Learning-Angebote entwickelt. Dazu zählen z.B.: Was macht E-Learning bzw. E-Lehre erfolgreich? Wie können Bildungsräume und Bildungsressourcen (Weblogs, Wikis, etc.) im Web 2.0 gestaltet werden? Welche didaktischen Konzepte stehen hinter erfolgreichen E-Learning-Angeboten? Weiters entwickeln die AutorInnen neue, dem E-Learning angepasste Lehr- und Lernrollen und geben Tipps, wie sich auch im Web 2.0 Lernerfolg und Kompetenzerwerb konkret überprüfen lassen. Die letzten Kapitel sind den Themen Qualitätsmanagement und Evaluation, Standardisierung des Angebots, Rechtliche Fragen und Nachhaltigkeit im/mit/durch E-Learning gewidmet. Außen vor gelassen werden die Kalkulation der Kosten und Wirtschaftlichkeit sowie technische Detailinformationen.

Beispiel Bildungsressourcen im Web 2.0
Ihr Kapitel über Bildungsressourcen beginnt Anne Thillosen mit einer Beschreibung von medialen Präsentationsformen (verbal, visuell, interaktiv, kombiniert), um danach auf die Besonderheiten des Web Based Trainings (WBT) einzugehen. Zuletzt stellt sie eine Reihe von Ressourcen des Web 2.0 vor: Wikis, Weblogs, Microblogging und Twitter, Podcasts, Social Bookmarking und RSS. Dabei beschreibt die Autorin nicht nur, was genau Wikis und Weblogs sind, sondern gibt auch - leider recht allgemein gehaltene - Anwendungsbeispiele. Denn nicht in allen Kontexten und nicht für alle Zwecke lassen sich die unterschiedlichen Ressourcen gleich gut einsetzen. Thillosens Augenmerk liegt dabei vor allem darauf, inwieweit über diese Ressourcen gesellschaftlich wichtige Kompetenzen erworben werden können, und widmet sich weniger der Vermittlung spezifischen Fachwissens. Auch zeigt sie Gefahren und Herausforderung beim Einsatz dieser Mittel, damit es auf Seite der OrganisatorInnen (lehrendes und technisches Personal) nicht zu unerwünschten Überraschungen kommt.

Bald veraltet?
Die Publikation ist auf Bildungsinstitutionen im Hochschul- und Unternehmensbereich zugeschnitten. Die Formen des Lernens und Lehrens, die in diesem Buch vorgestellt werden, sind also vor allem institutionell basiert. Den informelleren Lernformen wird wenig bis gar keine Aufmerksamkeit zuteil. Dennoch dürfte es sich für organisiertes Lernen auch in der Erwachsenenbildung als Nachschlagewerk eignen. Das Handbuch baut sowohl auf die praktische als auch auf die forschungsgeleitete Erfahrung der AutorInnen auf, und ist aus didaktischer Perspektive und anwendungsorientiert verfasst. Die vier VerfasserInnen legen ebenfalls großes Augenmerk auf die Kooperation und  Koordination, die nötig ist, um E-Learning-Projekte auf den Weg zu bringen. Die Texte sind übersichtlich strukturiert und verständlich formuliert. Jedoch bietet das Handbuch keine Schritt-für-Schritt-Anleitungen, wie man beim Aufbau eines E-Learning-Angebots vorgehen muss - was angesichts eines Handbuchs zu erwarten wäre. Detaillierte und konkrete Anwendungsbeispiele aus der Praxis fehlen, und sind stattdessen recht allgemein gehalten. So wird im Zusammenhang mit Weblogs die Möglichkeit genannt, diese sowohl als Diskussionsplattform als auch als Lerntagebuch und E-Portfolio zu nutzen - wie genau diese dann aber ausgestaltet werden können, wird nicht ausgeführt.

Publikationen wie diese drohen ob der rasanten Entwicklung der Technologien schnell zu veralten. Dennoch: LeserInnen, denen eine umfangreiche, strukturierte und forschungsgeleitete Aufarbeitung des Themas wichtig ist, können sich den Wälzer getrost ins Regal stellen.

Patricia Arnold, Lars Kilian, Anne Thillosen und Gerhard Zimmer (2011): Handbuch E-Learning. Lehren und Lernen mit digitalen Medien. Bielefeld: Bertelsmann. 469 Seiten, € 49,00.  ISBN: 978-3763948888