Mehr als Hälfte bildet sich aus beruflichen Gründen fort

10.05.2012, Text: Bianca Friesenbichler, Redaktion/CONEDU
Statistik Austria legte Zahlen zur Weiterbildungsbeteiligung auf den Tisch. Im EU-Schnitt ganz vorn dabei: Österreichs Betriebliche Weiterbildung.
"Bildung in Zahlen" gibt einen Einblick in die Bildungssituation in Österreich im Untersuchungszeitraum 2010/11, v.a. hinsichtlich Bildungsstand und Bildungsbeteiligung, und stellt internationale Vergleiche an. Der Bericht der Statistik Austria ist im laufenden Frühjahr erschienen, wir haben für Sie die wichtigsten Ergebnisse für die Erwachsenenbildung zusammengefasst.

Österreichs Betriebe sind zu einen hohen Anteil weiterbildungsaktiv
Für die betriebliche Weiterbildung wurden Zahlen aus einer bereits älteren Erhebung von 2005 herangezogen. Demnach sind Österreichische Betriebe zu einen hohen Anteil weiterbildungsaktiv (81%). Im EU-Vergleich liegt Österreich damit an dritter Stelle. Themenbereiche betrieblicher Weiterbildung sind der Publikation zufolge Technik und Produktion, Verkaufstraining und Marketing, Personalkompetenzen, Persönlichkeitsentwicklung und Arbeitswelt, Finanzwesen und Verwaltung sowie Information und EDV-Anwendungen.

Weiterbildungsbeteiligung in Österreich im oberen Mittelfeld

Statistik Austria hat die Bevölkerung ab dem 15. Lebensjahr hinsichtlich ihrer Aktivitäten der Weiterbildung untersucht: Im Jahresdurchschnitt 2010 besuchten insgesamt 652.900 Personen (13,7% der Bevölkerung) in den letzten vier Wochen vor der Befragung Kurse und Schulungen. 51,6% dieser Personen bildeten sich aus beruflichen Gründen fort. Im EU-Schnitt liegt Österreich mit der Weiterbildungsbeteiligung seiner Bevölkerung im oberen Mittelfeld. Den Spitzenwert erzielte Dänemark mit 34,8%.

Weiterbildungsbeteiligung: mehr Frauen und Jüngere
Die Weiterbildungsbeteiligung ist Statistik Austria zufolge alters- und geschlechtsabhängig. Im Alter fällt die Beteiligung an Weiterbildung ab: Nahmen 2010 13% der 15- bis 24-Jährigen an Weiterbildungsmaßnahmen teil, so waren es nur 4,2%  der Altersgruppe 55+. In allen Altersgruppen lagen die Teilnahmequoten der Frauen über jenen der Männer.

Bildungsniveau ist Indikator für Weiterbildungsteilnahme
Enormen Einfluss auf die Teilnahme an Aus- und Weiterbildung spricht die vorliegende Publikation dem erreichten Bildungsniveau zu. So haben im Jahresdurchschnitt des vorvergangenen Jahres 29,4% aller HochschulabsolventInnen vier Wochen vor der Befragung eine Aus- oder Weiterbildung besucht. Dieser Anteil war siebenmal so hoch wie bei Personen, deren höchste abgeschlossene Ausbildung die Pflichtschule ist (4,2%).

Vergleichsweise wenig HochschulabsolventInnen in Österreich - mögliche Gründe
Im internationalen Kontext weist Österreich mit 14,6% der 25 bis 64-Jährigen einen vergleichsweise geringen Bevölkerungsanteil mit Hochschulabschluss auf, so der Bericht. Bildungsforscher Arthur Schneeberger, Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft, führt diesen Unterschied in einem Artikel des "Magazin erwachsenenbildung.at" auf eine Definitionsfrage von tertiärer Bildung zurück: Verglichen mit anderen Ländern gibt es in Österreich keine kurzen Hochschulstudien, sg. "short cycles". Das sind zweijährige Bildungsprogramme als Teil von Hochschulstudiengängen, die auch an Einrichtungen der Erwachsenenbildung stattfinden können. In Österreich würden dazu beispielsweise BHS-Kollegs, die Werkmeister- oder die Bauhandwerkerschule zählen.

Bildungsstand der österreichischen Bevölkerung gestiegen
Das Bildungsniveau der österreichischen Bevölkerung ist in den letzten 50 Jahren beträchtlich gestiegen. Statistik Austria zufolge ist der Anteil der 25- bis 65-Jährigen mit Pflichtschulabschluss auf ein Drittel des Anteils von 1971 gesunken (von 57,8% auf 19,5%). Im gleichen Zeitraum habe sich der Anteil an Personen mit Tertiärabschluss verfünffacht. Vor allem bei Jüngeren sei ein Trend zu höherer Bildung sichtbar: 2009 wiesen 19% der 25- bis 34-Jährigen einen akademischen Abschluss auf. Diese Zahl ist seit den 1980er Jahren kontinuierlich gestiegen. 66,3% hatten einen Sekundarabschluss und nur mehr 14,8% hatten einen Pflichtschulabschluss als höchste abgeschlossene Ausbildung.

Geschlechtsspezifische Unterschiede im Bildungsstand immer noch vorhanden
Die Veränderungen im Bildungsniveau seien allerdings geschlechtsspezifisch unterschiedlch abgelaufen: Ein Viertel der Frauen im Alter von 25 bis 64 Jahren hatte auch 2009 keinen höheren Abschluss als eine Pflichtschule. Bei Männern waren es dagegen nur 14,7%. Auch bei den Lehrabschlüssen bestehen derartige Unterschiede. Nur bei berufsbildenden mittleren Schulabschlüssen (Fachschule) ist der Frauenanteil höher, so die Publikation.

Veränderungen im Bildungssystem: Neue Mittelschule beginnt Hauptschule abzulösen
Die SchülerInnenzahlen an österreichischen Hauptschulen sind rückläufig. Dies liegt laut Statistik Austria am verstärkten Zustrom zur AHS-Unterstufe, aber auch an der Einführung der Neuen Mittelschule. Dieser Schultyp werde vermutlich hauptsächlich von SchülerInnen besucht, die sich sonst für den Besuch einer Hauptschule entschieden hätten. Bis 2018/19 soll die Neue Mittelschule die Hauptschule komplett abgelöst haben.

Quelle: Statistik Austria

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