Berufsanerkennung für MigrantInnen erleichtern

27.04.2012, Text: Carla Devall, Online-Redaktion
Jede/r Dritte mit Migrationshintergrund ist für den ausgeübten Beruf überqualifiziert: Studie der Donau-Universität Krems liefert Grundlagen für politische Maßnahmen.
Sozialminister Rudolf Hundstorfer präsentierte in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz Ende März neue Instrumente, um die Anerkennung einer ausländischen Ausbildung in Österreich zu vereinfachen. Das könnte die Aussicht von MigrantInnen auf höhere Berufschancen heben. Denn vor allem Qualifikationen von FacharbeiterInnen und AkademikerInnen werden, wie eine Studie der Donau-Universität Krems (DUK) zeigt, nicht immer voll anerkannt und genutzt.

Ein Drittel der ausländischen StaatsbürgerInnen arbeitet unter Qualifikationsniveau
Viele MigrantInnen sind in Österreich unter ihrer Qualifikation beschäftigt, die sie im Ausland erworben haben. Nur jede/r fünfte mit fertigem Lehrabschluss, jede/r vierte mit einem Abschluss an einer berufsbildenden Schule und jede/r dritte mit Matura oder Hochschulabschluss verfügt über eine Anerkennung seiner/ihrer Ausbildung. Eine aktuelle Studie der Donau-Universität Krems zeigt, dass insgesamt ein Drittel der im Ausland geborenen StaatsbürgerInnen unterhalb ihres Qualifikationsniveaus tätig ist.

Bedarf nach mehr Transparenz der Bildungsinhalte, Kompetenzen und Fähigkeiten
„Unter MigrantInnen werden vor allem Facharbeiter- und Akademikerqualifikationen nicht immer voll genutzt. Vor allem Frauen aus dem früheren Jugoslawien und aus den neuen EU-Mitgliedstaaten sind häufig unter ihrer Qualifikation beschäftigt“, betont Studienautorin Univ.-Prof. Dr. Gudrun Biffl von der Donau-Universität Krems. Als Mitglied eines ExpertInnenrats des Bundesministeriums für Inneres hat Biffl mit ihrem Team in Krems im Auftrag des Ministeriums die Anerkennung ausländischer Qualifikationen und informeller Kompetenzen in Österreich evaluiert. Dabei geht es nicht ausschließlich um die Förderung der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund, sondern auch um Fragen, die das österreichische Bildungs- und Qualifikationssystem im Allgemeinen betreffen – vor dem Hintergrund der Internationalisierung der Bildungs- und Arbeitsmärkte. „Es gibt nach wie vor den Bedarf nach mehr Transparenz, sowohl der Bildungsinhalte als auch der Kompetenzen und Fähigkeiten, die europaweit erworben werden“, betont Biffl.

Politik reagiert: zentrale Anlaufstelle für Anerkennung von Qualifikationen geplant
Um formale und informelle Berufsanerkennungen künftig zügiger voranzubringen, haben sich der Sozialminister und der Integrationsstaatssekretär auf eine Reihe von Maßnahmen verständigt. Gerade bei Facharbeiterqualifikationen ist oft eine formale Anerkennung gar nicht notwendig. Unter anderem sollen künftig in enger Zusammenarbeit mit dem AMS Anlauf- und Bewertungsstellen geschaffen werden, um MigrantInnen bei der Anerkennung ihrer Qualifikationen entsprechend beraten und unterstützen zu können. Die bereits bestehende Informationsstelle im Wissenschaftsministerium (NARIC) wird künftig zu einer zentralen Infoservicestelle ausgebaut. In reglementierten Berufen, wie zum Beispiel bei ÄrztInnen oder bei Pflegeberufen, soll es auch gesetzliche Verbesserungen in Abstimmung mit der EU-Anerkennungsrichtlinie geben.

Geplant: Kürzere Bearbeitungsdauer von Nostrifizierungen und Info-Homepage
Die Universitäten stehen diesen Veränderungen offen gegenüber und werden die Bearbeitungsdauer für Nostrifizierungen von sechs auf drei Monate verkürzen, heißt es in einer Aussendung der DUK. Zudem soll es künftig beim National Academic Recognition Information Centre (NARIC) die kostenlose Möglichkeit geben, innerhalb weniger Tage Abschlüsse vergleichbar zu machen:  Ein Gutachten soll darüber Aufschluss geben, welchem Studium oder Niveau der im Ausland erworbene Abschluss in Österreich entspricht. Für nähere Informationen hierzu ist bis zum Sommer die Erstellung einer Homepage geplant.

Quelle: Presseaussendung Donau-Universität Krems (redaktionell bearbeitet) 

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