Erwachsenenbildung: Qualität für Europa

18.04.2012, Text: Michaela Schneider, BFI Österreich
Als einzige österr. EB-Einrichtung präsentiert das BFI seinen Zugang zur Qualitätssicherung an Beispielen auf europäischer Plattform.
Das BFI wurde jüngst als einzige österreichische EB-Einrichtung ausgewählt, anhand von Beispielen guter Praxis seinen Zugang zu Qualitätssicherung auf einer europäischen Plattform zu präsentieren.

Qualitätssicherung in der beruflichen Aus- und Weiterbildung

Auf Vorschlag der Europäischen Kommission gibt es seit 2009 einen europäischen Bezugsrahmen für die Qualitätssicherung in der beruflichen Aus- und Weiterbildung (vormals EQARF, jetzt EQAVET). Dabei handelt es sich wie bei anderen europäischen Initiativen zur besseren Vergleichbarkeit und Anerkennung von Qualifikationen um ein Referenzinstrument. EQAVET berücksichtigt die Eigenständigkeit nationaler Qualitätssicherungssysteme, seine Anwendung in den EU-Mitgliedsstaaten erfolgt auf freiwilliger Basis. Als nationale Serviceeinrichtung und Teil des EQAVET-Netzwerks fungiert die Österreichische Referenzstelle für Qualität in der Berufsbildung (ARQA-VET).

Der Bezugsrahmen kurz zusammengefasst
Basierend auf einem klassischen Deming-Rad besteht der EQAVET-Zyklus zur Qualitätssicherung und -verbesserung aus den Elementen Planung, Umsetzung, Evaluierung und Überprüfung (siehe Abbildung links). Diesen vier Phasen zugeordnet sind Qualitätskriterien, Deskriptoren und Indikatoren, die sich sowohl auf System- als auch auf Anbieterebene für das Qualitätsmanagement in der Berufsbildung eignen. Der Bezugsrahmen versteht sich als Orientierungshilfe und funktioniert wie ein "Baukasten", aus dem die AnwenderInnen europaweit die für ihre jeweiligen Qualitätssicherungssysteme relevanten Bausteine auswählen können.

Das BFI als Anbieter beruflicher Aus- und Weiterbildung
Seit seiner Gründung im Jahr 1959 bietet das BFI erfolgreich berufliche Aus- und Weiterbildung an. Die bildungsstatistischen Kennzahlen 2011 unterstreichen die bedeutende Rolle des BFI in der Branche:
  • 158 Bildungszentren
  • 19.518 Bildungsveranstaltungen
  • 2.444.492 Unterrichtseinheiten
  • 214.858 Teilnahmen
  • 2.038 Angestellte
  • 5.767 Honorarkräfte


Zahllose Menschen haben in den vergangenen 50 Jahren dank einer Qualifizierung am BFI ihren Arbeitsplatz behalten oder einen neuen gefunden bzw. eine höherwertige Tätigkeit aufnehmen können.

Lehrlingsausbildung am BFI
In letzter Zeit hat sich das BFI mit seiner überbetrieblichen Lehrausbildung einen Namen gemacht. 2011 stellten die Berufsförderungsinstitute insgesamt 4.464 Ausbildungsplätze zur Verfügung. Das sind, gemessen an den offiziellen Zahlen der Lehrlingsstatistik 2011 der Wirtschaftskammern Österreichs, 47 % der überbetrieblichen und 3,5 % aller Lehrstellen. Ursprünglich als temporäres "Auffangnetz" für Jugendliche gedacht, die auf dem ersten Lehrstellenmarkt keine Ausbildungsmöglichkeit fanden, ist die überbetriebliche Lehre mittlerweile fixer Bestandteil des österreichischen Berufsbildungssystems. Und das aus gutem Grund, lässt sich doch mit ihr "die Breite der Berufsfelder am besten abdecken", erläutert Michael Sturm, Geschäftsführer des BFI Österreich.

Wie das BFI seine Qualität sichert
Seit den 1990er Jahren sind die BFIs in den Bundesländern nach der internationalen Norm EN ISO 9001 zertifiziert; 2010 folgte der Dachverband. Das ISO-Zertifikat stellt sicher, dass die Berufsförderungsinstitute auf Länder- wie Bundesebene die von EB-Einrichtungen verlangten Qualitätsstandards erfüllen: sowohl jene der Qualitätssiegel der Länder als auch des Qualitätsrahmens für die Erwachsenenbildung in Österreich, Ö-Cert. Außerdem beabsichtigen einige BFIs, sich zusätzlich zur ISO 9001:2008 nach der neuen Norm "Lerndienstleistungen für die Aus- und Weiterbildung – Grundlegende Anforderungen an Dienstleister" (ISO 29990:2010) zertifizieren zu lassen. Dass der Anspruch des BFI an Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung über bloße Normanforderungen hinaus freilich ein sehr viel umfassenderer ist, zeigt sein Beitrag zu den EQAVET-Fallstudien.

EQAVET: Fallstudie BFI
Exemplarisch macht das BFI in der Studie seine Umsetzung von Qualitätssicherung an drei Praxisbeispielen fest:

  • Erhebung der KundInnenzufriedenheit
  • Weiterbildung der MitarbeiterInnen
  • Leistungsvereinbarung mit dem Unterrichtsministerium


Die Fallstudie bezieht alle Deskriptoren des Bezugsrahmens auf Anbieterebene sowie ausgewählte Indikatoren mit ein und veranschaulicht laut EQAVET-Experten Keith Brumfitt wie Daten und Feedback zur Verbesserung der beruflichen Aus- und Weiterbildung beitragen und sich eine Kultur von Selbstbewertung/Selbstevaluierung schaffen lässt. Nachzulesen ist die Fallstudie auf der EQAVET-Website.

Das Projekt VET-CERT und die Steigerung der Qualität in der Berufsbildung
Seit 2011 ist das BFI Österreich Partner im EU-Projekt VET-CERT, das auf die Qualifizierung von Personen mit Qualitätsmanagementfunktionen in der beruflichen Aus- und Weiterbildung abzielt. Nach der Durchführung einer Status-quo-Erhebung sowie der Erstellung von Kompetenzprofilen für QualitätsmanagerInnen ist geplant, 2012 ein Rahmencurriculum für mögliche Ausbildungsangebote sowie ein Zertifizierungskonzept zu entwerfen. In dem dafür zusammengestellten Entwicklungsteam arbeitet auch das BFI Österreich mit. "Durch unsere jahrzehntelange Erfahrung in der Qualitätssicherung sind wir der schulischen und betrieblichen Berufsausbildung einen großen Schritt voraus und können unser Know-how zur Weiterentwicklung der Berufsbildungssysteme einbringen", resümiert Sturm.

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