Schlüsseldaten zu Bildung in Europa

27.02.2012, Text: Bianca Friesenbichler, Redaktion/CONEDU
Ein Bericht gibt Aufschluss über die Veränderung der europäischen Bildungssysteme während der letzten Dekade.
Für all jene, die in der Bildungsplanung mit Zahlen operieren, liegen nun mit dem englischsprachigen Report "Key Data on Education in Europe 2012" aktuelle Schlüsseldaten zur Bildung in Europa vor. Das europäische Netzwerk zur Information über Bildungssysteme und Bildungspolitik Eurydice hat kürzlich in Zusammenarbeit mit Eurostat, dem statistischen Amt der Europäischen Union, den Bericht "Key Data on Education in Europe 2012" veröffentlicht. Dieser beinhaltet sowohl statistische Daten zur Bildung in Europa wie auch Informationen zur Organisation und Entwicklung der europäischen Bildungssysteme in der letzten Dekade. Die Daten beziehen sich auf 33 Europäische Länder mit ihren insgesamt 37 Bildungssystemen.

Höhere Bildungsabschlüsse bringen bessere Chancen am Arbeitsmarkt
Wie es viele Bildungsstatistiken schon festgestellt haben, bestätigt auch dieser Bericht: Höhere Bildungsabschlüsse bringen bessere Chancen am Arbeitsmarkt. So können sich AkademikerInnen dem Bericht zufolge doppelt so schnell im Arbeitsmarkt integrieren wie Personen mit einem geringeren Bildungsabschluss. Hinsichtlich der Integration in den Arbeitsmarkt hat der Bericht aber einen Gender-Gap ausgemacht: Weibliche Studierende finden sich zwar in allen akademischen Bereichen in einer höheren Anzahl, bleiben aber im Schnitt eher arbeitslos als Männer. Der Anteil an Menschen mit tertiärem Bildungsabschluss ist seit 2000 in allen Altersgruppen gestiegen. Damit geht allerdings einher, dass ein zunehmender Anteil an AkademikerInnen (1/5) überqualifiziert für ihre jeweilige Arbeit ist.

Fairere Teilnahmemöglichen an Bildung
Für Jugendliche wird der Besuch weiterführender Schulen zunehmend kostenlos. Viele europäische Staaten, die für weiterführende Schulen Schulgelder einheben, haben in den letzten Jahren die Schulgelder vom Familieneinkommen abhängig gemacht oder sozial schwächere Familien vom Schulgeld befreit. Diese Entwicklungen gelten im Bericht als einer der Gründe für die Steigerung der SchülerInnen-Zahlen im sekundären Bildungssektor. Im tertiären Bildungsbereich wurden in den letzten Jahren verstärkt Studiengebühren eingeführt. Gleichzeitig machen aber Studienzuschüsse und -darlehen einen hohen Teil der öffentlichen Ausgaben aus (über 16,7%).

Qualitätssicherungssysteme im Einsatz oder in Entwicklung

In allen europäischen Ländern sind Qualitätssicherungssysteme im Bildungsbereich bereits etabliert oder sie werden gerade entwickelt. Dies sind vor allem Evaluierungssysteme (intern und extern) und Lernergebnis- bzw. Leistungsüberprüfungen, beispielsweise in Form von nationalen Tests.

Qualifikationsniveau der Lehrenden gestiegen
Die LehrerInnenbildung hat sich in Europa stark verändert. In den meisten Ländern ist sie auf Hochschulniveau. Ein Bakkalaureat ist die Minimumanforderung für die Ausübung des Lehrberufs. Auch die Weiterbildung von Lehrenden hat sich verändert: Waren LehrerInnenfortbildungen 2002/2003 in den meisten europäischen Ländern noch optional, sind sie heute in 26 Ländern verpflichtend. In manchen Ländern ist die Teilnahme Lehrender an Weiterbildung die Voraussetzung für Lohnerhöhungen und berufliche Aufstiegsmöglichkeiten.

Mehr Autonomie für Schulen und höhere Bildungseinrichtungen
Generell gibt es dem Bericht zufolge einen Trend zu einer höheren Autonomie für Schulen und höhere Bildungseinrichtungen - z.B. hinsichtlich des Personalmanagements, der Administration. Der Lehrplan wird in allen Ländern zentral erstellt, die Schulen haben aber tendenziell mehr Freiheiten, die täglichen Bildungsaktivitäten zu gestalten, beispielsweise wenn es um die Wahl von Lehr-/Lernmethoden geht.

Formales Bildungssystem: Trend zu längeren Ausbildungszeiten

Dem Bericht zufolge wurden in Europa seit 1980 die Pflichtschulzeiten um ein bis zwei Jahre ausgeweitet, um den Erwerb von Grundkompetenzen zu sichern. So steigen Kinder heute früher ins formale Bildungssystem ein als noch vor zehn Jahren. Jugendliche besuchen tendenziell häufiger weiterführende Schulen, nur in einigen Ländern stagniert der Anteil an weiterführenden Schulbesuchen. Der Anteil der Studierenden im tertiären, universitären Bildungssektor ist im EU-Schnitt ebenfalls gestiegen (um ca. 22%).
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