Perspektiven für eine wünschenswerte Zukunft

28.11.2011, Text: Bianca Friesenbichler, Redaktion/CONEDU
Das Bildungsfestival "Tage der Utopie" wurde mit dem Österreichischen Staatspreis für Erwachsenenbildung 2011 ausgezeichnet. Die Kuratoren im Interview.
Sich einer Politik, die "an den Wänden entlanggeht" und Kompromisse sucht, entgegenzustellen: dies war die Gründungsidee des Vorarlberger Bildungsfestivals "Tage der Utopie - Entwürfe für eine gute Zukunft". Es wurde am 14. November 2011 von Bildungsministerin Dr. Claudia Schmied mit dem Österreichischen Staatspreis für Erwachsenenbildung 2011 in der Kategorie "Innovation 2011" ausgezeichnet. Die Redaktion interviewte die Kuratoren Hans-Joachim Gögl (Strategie und Kommunikation GmbH) und Josef Kittinger (Bildungshaus St. Arbogast).

Bildungsfestival als Gesamtkunstwerk
"Die Woche ist keine trockene Bildungsveranstaltung, sondern ein 'Festival' der Zukunftsentwürfe", so die beiden Kuratoren der "Tage der Utopie" in ihrer Einreichung zum Staatspreis wörtlich. Das seit 2003 in Vorarlberg wiederkehrend stattfindende Bildungs-Festival versteht sich als ein Gesamtkunstwerk und versucht, Perspektiven für eine wünschenswerte Zukunft zu präsentieren und gemeinsam zu erarbeiten. Sieben Tage lang werden Vorträge und musikalische Improvisation, Ausstellungen und Videoinstallationen sowie Workshops angeboten, die Zukunftsbilder und Visionen als kraftvolle Ressourcenanalyse der Gegenwart schaffen und vermitteln.

Utopien werden zur handlungsleitenden Wirklichkeit
"Unser Ansatz ist ein narrativer, ein kreativer - die fiktive Heiterkeit, die im Erzählen liegt, nicht ein logischer Entwurf in Form einer Matrix. Er ist ein spielerischer Umgang mit der Zukunft. Wir versuchen, uns intuitiv einzulassen auf die Zukunft", betont Hans-Joachim Gögl. Die Tage der Utopie machen sich Gögl zufolge das Energiepotential, das durch die Lösungsorientierung des utopischen Denkens entsteht, zu nutze. "Wir werden in das verwandelt, wohin wir schauen. Wenn wir auf einen Mangel schauen, wird er vergrößert. Wenn wir auf die Lösung schauen, wird sie real. Sie wird Wirklichkeit, die dann auch handlungsleitend ist."

Staatspreis verstärkt Identifikation
Die Freude über die Auszeichnung war bei beiden Kuratoren groß. Josef Kittinger sieht die Auszeichnung als "Bestätigung für den eingeschlagenen Weg und Bestätigung der Qualität des Festivals". Gleichzeitig fühlt er sich durch den Preis auch zur Optimierung des Festivals eingeladen. "Der Staatspreis ist eine Anerkennung von einer neutralen Stelle - von einer Fachjury. Das hat Gewicht. Die Auszeichnung verstärkt daher die Identifikation mit diesem Projekt und die positiven Erwartungen des Kuratoriums hinsichtlich der Tage der Utopie 2013", so Gögl.

Zukunft der Tage der Utopie
"Wir wollen nicht expandieren und in größere Säle umziehen", so Gögl auf die Frage nach seiner persönlichen Utopie für das Festival. Ziel sei es vielmehr, die Qualität zu vertiefen. Mehr Auftragsutopien zu vergeben, gezielt bei WissenschafterInnen Zukunftsbilder zu bestellen, die auch mit Szenarien unterlegt sind, wären für ihn wünschenswerte Schritte. Diesen Wunsch teilt auch Kittinger: "Es wäre schön, alle ReferentInnen vorher persönlich treffen zu können und sich damit noch besser über das Grundkonzept austauschen und mehr Auftragsarbeiten vergeben zu können." In Gögls Zukunftsvision für die Tage der Utopie gelinge über das Erschaffen und Diskutieren von Utopien hinaus eine Transmission vom Zukunftsbild zum Projekt. "Es bilden sich immer Interessensgruppen, die eines der Themen in die Praxis transferieren möchten. Wir unterstützen das, indem wir Impulse aussetzen und Räume zur Verfügung stellen. Wünschenswert wäre aber darüber hinaus eine Begleitung dieser Prozesse, beispielsweise in Form einer Utopie-Werkstatt, wo wir gemeinsam schauen, was erste konkrete Schritte zur Umsetzung wären. Das erfordert Begleitung, Moderation und finanzielle Mittel."

Buchreihe zu den Tagen der Utopie
Es gibt von jedem Festival einen im Buchhandel erhältlichen zeitlosen Sammelband aus dem Verlagshaus Bucher. Gögl beschreibt die Sammelbände als "schön gestaltete Bücher, die aufzeigen, wie weitreichend die Utopien sind."
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