Publikation zu Lernen und Bildung im späteren Lebensalter

21.09.2011, Text: Julia Goldgruber, Online-Redaktion
M. Ludescher: Altern auf individueller Ebene will gelernt sein - sowohl in der Bedeutung von "lernend Altern" als auch im Sinne von "Altern lernen".
In Österreich sind mehr als ein Fünftel der Bevölkerung älter als 60 Jahre. Die bevölkerungsdemografische Entwicklung wird mehr und mehr auch zum Thema der Erwachsenenbildung. ExpertInnen aus Bildungspraxis und -forschung, die sich im Rahmen eines Projektes intensiv mit der Bildung im Alter beschäftigten, haben "Lernen und Bildung im späteren Lebensalter. Leitlinien- und Prioritäten 2020" erarbeitet. Der Katalog soll Orientierung für jene sein, die in diesem Bereich Verantwortung tragen. AutorInnen der Publikation sind internationale SpezialistInnen und das Zentrum für Weiterbildung an der Karl-Franzens-Universität Graz.

Neues Bewusstsein über Notwendigkeit der SeniorInnenbildung
Begriffe wie Bildung im Alter, lebenslanges Lernen oder SeniorInnenbildung schaffen ein neues  Bewusstsein in der Beschäftigungspolitik und der allgemeinen Erwachsenenbildung. Wo früher Weiterbildung älterer Menschen kaum als notwendig angesehen wurde, hat sich heute weltweit eine differenziertere Sichtweise gebildet. Bildung wird zunehmend auch für das Alter konzipiert - eine Lebensphase, die sich nicht nur an Qualifikationen orientiert. Aktive Bildung stärkt die individuelle und gesellschaftliche Handlungskompetenz und setzt sich mit der Gegenwart und der Zukunft auseinander. "Aktives Altern bedeutet nicht nur ein optimales Ausschöpfen der Möglichkeiten des einzelnen Menschen, auch die Gesellschaft kann sehr viel von Älteren profitieren", so Markus Ludescher vom Zentrum für Weiterbildung der Universität Graz.

Forderung: Bildung für Ältere mehr fördern
Trotz dieses neuen Bewusstseins ist noch vieles offen. Ziel der Politik solle der Publikation zufolge sein, die gesellschaftliche Teilhabe älterer Menschen an der Gesellschaft zu sichern und zu fördern. Institutionen müssten mehr auf bildungsbenachteiligte und bildungsferne Menschen eingehen und Angebote nach Erfordernissen aufbereiten. Um die Forderungen greifbarer zu machen, beschreiben die AutorInnen einige Praxisbeispiele von Institutionen, die Bildung für Ältere fördern und unterstützen.

Qualität in der Bildungsarbeit mit Älteren
Aufgabe moderner Bildungsarbeit sei es, von Altersstereotypen abzusehen. Lebensplanung, Bildungs- und Laufbahnberatung, die Berücksichtigung von Diversität, soziale Inklusion und Chancengleichheit werden in der Publikation als Qualitätskriterien der Bildungsarbeit mit Älteren genannt. Faktoren, die in der Bildungsarbeit mit Älteren berücksichtigt werden sollten, seien: die Förderung des kritischen und selbstständigen Denkens der Lernenden, das alters- und geschlechtersensible Lernen und das Lernen in altersgemischten Gruppen. Fokus der Bildungsarbeit sollte auf der sozialen Inklusion liegen, die Lebens- und Aufstiegschancen von betroffenen Personen verstärkt.

Strategien und Programme als kommentiertes Verzeichnis
Die Publikation schließt mit einem kommentierten Verzeichnis grundlegender Materialien zu Bildung im Alter und Lebenslangem Lernen. Darunter etwa die regionale Umsetzungsstrategie des Internationalen Aktionsplans zu Altersfragen für die ECE-Region, das Programm der WHO zum Thema "Aktiv Altern" und der "Belem Framework for Action von der UNESCO.

bifeb bietet Weiterbildung für AltersbildnerInnen
Das Bundesinstitut für Erwachsenenbildung bietet 2011 zwei Seminare, die sich mit Fragen und Konzepten der Bildungs- und Lebenschancen für ältere Menschen sowie mit dem Aneignen von Medienkompetenz befassen. Die Workshops "Social inclusion und Bildung in der nachberuflichen Lebensphase" und "SeniorInnen(bildung) sichtbar machen" starten ab Herbst 2011.

Magazin-Ausgabe zu Erwachsenenbildung als Faktor aktiven Alterns
Die Ausgabe 13 des "Magazin erwachsenenbildung.at" untersucht die Rolle der Erwachsenenbildung für aktives Altern. Sie fragt nach einem angemessenen Alter(n)sbild, nach sozialen Einschränkungen und individuellen Ressourcen für das Lernen Älterer und nach einer geeigneten Lehr-Lernkultur. Empirische Untersuchungen, theoretische Reflexionen und didaktische Konzepte werden durch Beispiele und Erfahrungen aus der Praxis ergänzt.
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