43. Fernsehpreis: Aus der Vergangenheit für die Gegenwart lernen

03.06.2011, Text: Daniela Savel, Österr. Volkshochschularchiv
Bildungsfernsehen soll die Demokratiefähigkeit verbessern, so Nationalratspräsidentin Prammer anlässlich der Verleihung der Fernsehpreise.
Am 23. Mai wurden - erstmals im Parlament - die Fernsehpreise der Erwachsenenbildung 2010 überreicht.  Mit dem Fernsehpreis werden Sendungsformate ausgezeichnet, die hinsichtlich Inhalt und Gestaltung gute Qualität ausweisen. Nationalratspräsidentin Barbara Prammer betonte in ihrer Rede, dass die Fernsehbeiträge die ZuschauerInnen zum Hinterfragen der eigenen Lebenswirklichkeit anregen sollten.

In der Sparte "Dokumentation" wurde die "Am Schauplatz"-Reportage "Am rechten Rand" ausgezeichnet. Welche Motive haben Jugendliche, ihr Leben nach der Ideologie des Neonazismus zu gestalten? Dieser Frage geht der Redakteur Ed(uard) Moschitz in der Sozialreportage nach, in der Jugendliche über mehrere Monate begleitet wurden. Der Verdacht der Manipulation einer Filmkassette in Zusammenhang mit dem Besuch einer politischen Kundgebung konnte entkräftet werden, so Ed Moschitz in seiner Dankesrede zum Preis. Thema für Bildungseinrichtungen ist in diesem Zusammenhang, inwieweit mittels Bildung neonazistischen Entwicklungen entgegengewirkt werden kann.

In der Sparte "Fernsehfilm/Fernsehspiel" wurde der Fernsehpreis an den Film "Hebamme - Auf Leben und Tod" und hiermit an die Regisseurin Dagmar Hirtz, den Drehbuchautor Peter Probst und die Hauptdarstellerin Birgitte Hobmeier verliehen. Der Spielfilm, der in einem Tiroler Bergdorf des Jahres 1813 spielt, zeigt ein bewegendes Frauenschicksal. Die Hebamme Rosa sieht sich mit der männlich dominierten Medizin konfrontiert. Als die Hebamme erfährt, dass schwangere Frauen von den Ärzten zu Studienobjekten degradiert werden, um die Entbindungsform Kaiserschnitt weiterzuentwickeln und dabei oftmals zu Tode kommen, tritt sie in Konfrontation mit dem zuständigen Medicus. Das sprachliche Können der Hauptdarstellerin lässt den Film in der Verortung noch authentischer wirken.

In der Sparte "Sendereihen" erhielten Barbara Essl als Sendungsverantwortliche und Thomas Ottenberg als Moderator des Literatur-Magazins "literaTOUR", die auf Servus TV dienstags ausgestrahlt wird, den Preis. Gespräche mit BuchautorInnen im jeweiligen Lebensumfeld bieten Einblicke in die Lebenswelt der VerfasserInnen. Mit der visuell sehr ansprechenden Aufbereitung soll die Lust auf Literatur geweckt werden. Bisher wurden unter anderen Simon Beckett und Veit Heinichen mit ihren literarischen Werken porträtiert.

Der zum 14. Mal verliehene Axel Corti-Preis wurde an die Film- und Fernsehregisseurin Elisabeth Scharang verliehen. Seit 1987 ist Scharang beim ORF als Journalistin tätig. Mit dem Preis wurde ihr engagiertes und auf hohem Niveau befindliches Filmschaffen und damit auch ihr Beitrag zur positiven Entwicklung des österreichischen Films ausgezeichnet. Ihre Filme entwickeln sich aus persönlichen Begegnungen mit Menschen, so schildert sie zum Beispiel in "Tintenfischalarm" (2006) das Leben eines intersexuellen Menschen. Scharangs bisheriges Filmschaffen umfasst auch "Franz Fuchs - Ein Patriot" (2007), in dem sie die Hintergründe der Bombenattentate von Oberwart schildert. In "Die Tage der Kommune" werden das Leben in der Kommune Otto Mühls und die Gründe für deren Auflösung behandelt.

Hintergrundinformationen
Der Fernsehpreis der Erwachsenenbildung wird jährlich von der Arbeitsgemeinschaft Bildungshäuser Österreich, vom Büchereiverband Österreichs, vom Verband Österreichischer Volkshochschulen und vom Wirtschaftsförderungsinstitut verliehen.
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