Lebenslanges Lernen in der nachberuflichen Lebensphase

22.06.2011, Text: Dagmar Heidecker, bifeb), Redaktion: Bianca Friesenbichler, Redaktion/CONEDU
Elisabeth Hechl, BMASK: "Zukunftsorientierte SeniorInnenpolitik muss lebenslanges Lernen auch für ältere Menschen zum Thema zu machen."
Ende Juni erscheint Ausgabe 13 des Magazin erwachsenenbildung.at, die sich mit Erwachsenenbildung als Faktor aktiven Alterns beschäftigen wird. Mitherausgeberin Dagmar Heidecker (bifeb) befragte im Vorfeld dazu Elisabeth Hechl, verantwortlich für Frauen- und SeniorInnenpolitik beim Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz (BMASK). Sie erläutert die SeniorInnenpolitik aus der Sicht des BMASK.

Welche Aufgaben hat die SeniorInnenpolitik im Kontext von Bildung und Lebenslangem Lernen?
Aufgabe zukunftsorientierter Politik für Seniorinnen und Senioren ist es, die Idee des lebenslangen Lernens auch für ältere Menschen zum Thema zu machen und durch konkrete Maßnahmen umzusetzen. Die Aktivitäten in diesem Bereich sind ein wesentlicher Beitrag zur Sicherung von Teilhabechancen und Chancengleichheit in unserer Gesellschaft und zur Ermöglichung einer selbstbestimmten Gestaltung des Lebens.

Wie groß ist die Zielgruppe für diese Aktivitäten?
In Österreich sind mehr als 1,9 Millionen Menschen oder rund 23% der Bevölkerung älter als 60 Jahre, davon sind rund 680.000 älter als 75 Jahre. Die nachberufliche Lebensphase umfasst heute einen Zeitraum von mehr als zwanzig Jahren, die Weiterbildungsbeteiligung liegt derzeit bei rund 8 %. Angebote richten sich überwiegend an die Gruppe der jüngeren, aktiven SeniorInnen bis 75 Jahre.

Warum sollen sich ältere Menschen weiterbilden?
Lernen ist als Möglichkeit der Persönlichkeitsentwicklung zu verstehen, als Voraussetzung dafür, neue Herausforderungen in den verschiedenen Lebensbereichen konstruktiv bewältigen zu können, oder um für Aktivitäten im Bereich des freiwilligen Engagements und der aktiven Bürgerbeteiligung Qualifikationen zu erweitern oder neu zu erwerben.

Welche Angebote sind dafür notwendig?
Bestehende Möglichkeiten zur Weiterbildung müssen ausgebaut und neue geschaffen werden. Es geht dabei insbesondere um qualitätsvolle, niederschwellige Angebote vor Ort, die vielen Menschen eine Teilnahme ermöglichen. Für die inhaltliche Gestaltung ist ein zeitgemäßes und differenziertes Bild von älteren Menschen,  das die vielfältigen Lebensbedingungen und die sich daraus ergebenden unterschiedlichen Weiterbildungsbedürfnisse berücksichtigt, Voraussetzung.

Besonders für die Gruppe der älteren Frauen müssen Angebote geschaffen werden, die die Bildungsbedürfnisse von Frauen berücksichtigen. Frauen finden in unserer Gesellschaft andere Lebensbedingungen vor als Männer, die Ungleichverteilung wirkt sich auf die Lebensgestaltung im Alter aus.

Welche Projekte wurden vom BMASK in den letzten Jahren gefördert oder in Auftrag gegeben?
Seitens des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz wurden in den letzten Jahren vielfältige Maßnahmen gesetzt. Diese reichen von der Beauftragung von Grundlagenforschung zu Bildung in der nachberuflichen Lebensphase und Produktivität im Alter, der Förderung von Modellprojekten, über die Evaluierung von Good practice-Modellen bis hin zu gemeinsam mit dem Bundesinstitut für Erwachsenenbildung veranstalteten Weiterbildungsworkshops.

Mit der Studie  "Bildungschancen für ältere Menschen" 2004 wurde SeniorInnenbildung erstmals sichtbar gemacht und für die Erhebung von Good Practice Projekten ein Kriterienkatalog erarbeitet. Im Jahr 2009 wurden 11 Projekte ausgezeichnet. Die in Kooperation mit dem bifeb) seit 2004 durchgeführten Weiterbildungsworkshops dienen auch als Plattform für Bildung und Lernen im 3. und 4. Lebensalter und vernetzen über 200 BildungsplanerInnen und -mitarbeiterInnen. Der Workshop 2011 beschäftigt sich mit dem Thema "Soziale Inklusion und Bildung in der nachberuflichen Lebensphase". Die Studien, Grundsatzpapiere, Materialien, Werkstattberichte sind im Übrigen als Downloads auf der Homepage des BMASK verfügbar.

Was sind die Ziele im Bereich des lebenslangen Lernens und der Bildung für ältere Menschen?
Hauptziel ist die Sicherstellung eines gleichberechtigten und ungehinderten Zugangs zu hochwertigen und vielfältigen Lernerfahrungen für Menschen in der nachberuflichen Lebensphase. Dadurch kann auch eine Steigerung der Weiterbildungsbeteiligung erreicht werden.

Umgesetzt werden die Ziele durch Grundlagenforschung, Entwicklung von Leitlinien und Prioritäten, Qualitätssicherung und Förderung von innovativen Modellprojekten. Mit Förderung des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz erarbeitete eine ExpertInnengruppe am Zentrum für Weiterbildung der Universität Graz einen Leitlinien- und Prioritätenkatalog 2020, der als Orientierung für Maßnahmen zu Bildung und Lernen im späteren Lebensalter dienen soll.

Was werden die Schwerpunkte in den nächsten Jahren sein?
Schwerpunkte in den nächsten Jahren werden die Etablierung von Qualitätsstandards für Bildungsangebote und die Qualifikation der TrainerInnen, der Ausbau der niederschwelligen Angebote, der Aufbau von Beratungsangeboten für Menschen in der nachberuflichen Lebensphase und die Weiterführung der Aktivitäten im Bereich der neuen Kommunikationstechnologien sein.

Dr.in Elisabeth Hechl
ist Politikwissenschafterin und seit 1986 im Bundesdienst in den Bereichen Familien-, Frauen- und SeniorInnenpolitik tätig. Derzeit ist sie Mitarbeiterin in der Abteilung für Grundsatzangelegenheiten der SeniorInnen-, Bevölkerungs- und Freiwilligenpolitik des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz. Ihre Hauptaufgabengebiete sind Bildung und lebenslanges Lernen in der nachberuflichen Lebensphase, die Sicherung der Teilhabechancen älterer Menschen und die Lebenssituation älterer Frauen.

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