Bildung als Friedensstifter

20.05.2011, Text: Katharina Lierzer, Online-Redaktion
Der UNESCO-Weltbildungsbericht beschreibt jährlich, inwieweit die Ziele einer "Bildung für alle" bereits verwirklicht sind.
Vor einigen Wochen wurde der UNESCO-Weltbildungsbericht 2011 am Hauptsitz der Vereinten Nationen in New York vorgestellt. Schwerpunkt der diesjährigen Ausgabe sind die Auswirkungen bewaffneter Konflikte auf Bildung. Ein Drittel der weltweit 67 Millionen Kinder, die keine Schule besuchen, lebt in Ländern mit Konflikten. Laut Bericht zerstört dieser Umstand ihre Bildungschancen in hohem Ausmaß. Trotzdem wurden die Konsequenzen von bewaffneten Konflikten für Bildung bisher weitgehend vernachlässigt, so die UNESCO.

Ziele der "Bildung für alle"
"Bildung für alle" (Education for All / EFA) ist das größte Programm der UNESCO im Bildungsbereich. Auf dem Weltbildungsforum 2000 in Dakar haben sich 164 Länder verpflichtet, sechs Bildungsziele bis zum Jahr 2015 zu erreichen. Dazu gehören die Gleichberechtigung der Geschlechter im Bildungsbereich, der Ausbau der frühkindlichen Förderung und Erziehung sowie eine weltweite Grundschulbildung. Im Bereich der Erwachsenenbildung streben die EFA-Ziele an, die AnalphabetInnenrate bis 2015 um 50% zu reduzieren. Weiters sollen vermehrt Lernangebote zum Training von Basisqualifikationen geschaffen werden. Laut UNESCO zielt der Aktionsplan darauf ab, die Qualität von Bildung insgesamt zu verbessern.

Hinter Zielen zurück, aber Fortschritt
Die vorherrschende Botschaft des Weltbildungsberichts 2011 lautet jedoch, dass Staaten der ganzen Welt hinter ihren Zielen zurückbleiben. Bildung bleibt weiterhin der am stärksten vernachlässigte Bereich im System humanitärer Hilfe, so der Bericht. Trotz dieser Feststellung konnten in einigen Bereichen bedeutende Fortschritte festgestellt werden: so besuchten zum Beispiel im Jahr 2000 noch rund 106 Millionen Kinder im Grundschulalter keine Schule. Bis 2008 ging die Zahl auf 67 Millionen Kinder zurück. Die Veränderungen erfolgen laut UNESCO jedoch zu langsam, um die EFA-Ziele bis 2015 zu erreichen. Trendanalysen rechnen damit, dass die Zahl der Kinder ohne Bildung bis zum Jahr 2015 wieder steigen wird.

"Bildung für alle" finanzieren
Einige Regierungen räumen Bildung immer noch zu wenig finanzielle Priorität in ihren Haushalten ein, kritisiert der Bericht. Obwohl die Entwicklungshilfe gestiegen ist, haben Geber das Versprechen nicht eingehalten, wonach kein Land welches den EFA-Zielen verpflichtet ist, allein aus finanziellen Gründen scheitern soll. Im Blick auf 2015 besteht die Gefahr, dass die Schere zwischen den Anforderungen von EFA und den realen Finanzzusagen noch größer wird. So schätzt der Bericht die Finanzierungslücke allein für Subsahara-Afrika auf 16 Milliarden US-Dollar.  

Österreich: Frauen als Hauptzielgruppe
Die Österreichische UNESCO-Kommission gibt auf ihrer Website Einblicke in wesentliche Bereiche österreichischer EFA. Dazu zählen insbesondere Bildung für nachhaltige Entwicklung, Friedens- und Menschenrechtsbildung sowie Basisbildung und Alphabetisierung. Wie in allen internationalen Aktionsplänen sind laut UNESCO auch in Österreich Frauen  eine der Hauptzielgruppen einer EFA. So streben die Bemühungen in diesem Bereich u.a. an, Armut zu reduzieren, Einkommen zu erhöhen und Bildungschancen zu erweitern.
 
Bildung als Friedensstifter
Obwohl bewaffnete Konflikte in vielen Weltregionen ein Hindernis für gesellschaftliche Entwicklung sind, werden deren Auswirkungen auf Bildung kaum beachtet. Die UNESCO sieht in einer guten Bildungspolitik die Möglichkeit, den Frieden in einer Gesellschaft zu stärken. Wird Bildung systematisch vernachlässigt, ist dies laut Bericht eine vertane Chance zur Konfliktprävention. Friedenssicherung durch Bildung lautet somit die zentrale Herausforderung, um die EFA-Ziele bis 2015 zu erreichen.
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