"Am Wesentlichen dran bleiben"

18.02.2011, Text: Christian Ocenasek, bifeb
Angela Bergauer, Generalsekretärin des Rings Österreichischer Bildungswerke, über ihre Aufgaben als Repräsentantin von fast 1000 Bildungseinrichtungen. (KEBÖ-Serie, Teil 2)
Der Ring österreichischer Bildungswerke hat über 200 Mitgliedsverbände, fast 1000 Einrichtungen und über 3000 Einsatzorte. Nur rund 130 hauptberufliche MitarbeiterInnen managen die Tätigkeiten der Ring-Einrichtungen und koordinieren dabei 5000 Personen, die nebenberuflich und ehrenamtlich aktiv sind. Angela Bergauer, du leitest das Generalsekretariat mit 3 MitarbeiterInnen als Teilzeitjob. Wie können wir uns deine Arbeit vorstellen?

Die Zahlen zeigen ja die Dichte und Präsenz der Ring-Einrichtungen in ganz Österreich. Meine Aufgabe ist es, die Landesverbände und Mitgliedseinrichtungen zu koordinieren, Ring-Positionen gemeinsam herauszuarbeiten und diese als Bundesposition bildungspolitisch zu vertreten. Umgekehrt muss ich die Landeseinrichtungen über österreichweite relevante Geschehnisse informieren. Auch Ring-Veranstaltungen, Projekte wie das Kompetenzportfolio und auch Ausbildungen von MitarbeiterInnen werden über das Generalsekretariat vorbereitet und durchgeführt.

Das erfordert viel Flexibilität, ein Gespür für das Wesentliche und effizientes Arbeiten von unserem kleinen Vierpersonenbüro. Meine Arbeit ist Organisationsmanagement im weitesten Sinne – als Generalsekretärin habe ich täglich die unterschiedlichsten Aufgaben auf meinem Schreibtisch, die ich selbstständig entscheiden und erledigen muss. Zentrale Aufgabe ist sicherlich die Kommunikation und das Netzwerken. Das kommt meiner Freude an allen offenen und ehrlichen Auseinandersetzungen mit Menschen sehr entgegen.

 

Den Ring vertreten bedeutet genau was?

 

Auch Repräsentationstermine sind häufig. Vor allem geht es aber um die Arbeit in verschiedenen Gremien der österreichischen Erwachsenenbildung, mit der Bildungspolitik und mit der Bildungsverwaltung. Den Einrichtungen vor Ort müssen gute Rahmenbedingungen geschaffen werden. Mein Bemühen in allen Prozessen und Diskussionen ist es, das Wesentliche herauszuarbeiten und sich nicht mit Nebensächlichkeiten zu verzetteln.

 

Was ist die Wesentliche, wofür steht der Ring ?

 

Bildung fördert Demokratie – Bildung fördert Verantwortung – Bildung fördert Kultur. So steht´s im Leitbild des Rings. Ziel der Bildungsarbeit ist es, Menschen zur aktiven Lebensgestaltung zu befähigen, BürgerInnen für die Belange des Gemeinwesens zu interessieren und damit die aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben fördern.

 

Nehmen wir das Ehrenamt: heuer haben wir ja das EU-Freiwilligenjahr. Was muss auf den Punkt gebracht werden, damit die Ziele des Rings erreicht werden?

 

Es heißt ja „Europäisches Jahr der Freiwilligentätigkeit zur Förderung der aktiven Bürgerschaft“. Meist wird – bewusst oder unbewusst – auf die politische Dimension vergessen. Ehrenamt darf nicht zum Ausnutzen freiwilliger Arbeitsleistungen verkommen. Es geht nicht um unbezahltes Mitarbeiten sondern um aktives Mitgestalten. In diesem Unterschied steckt Brisanz. Hier knüpfen sich Fragen an wie z.B. jene, warum gerade Frauen den größten Teil des Ehrenamts abdecken.

 

Seit Ende 2010 bist du ja wieder Vorsitzende der KEBÖ. Dabei gilt es, verbandsübergreifend die Angelegenheiten der Erwachsenenbildung zu vertreten. Was sind die wichtigsten gemeinsamen Anliegen? Wie kommen so  unterschiedliche Verbänden zu einem gemeinsamen Vorgehen? Kommst du in Konflikte durch möglicherweise abweichenden Ring-Interessen zu den verbandsübergreifenden Interessen?

 

Die Interessen der Einzelverbände sind nicht so unterschiedlich, wie man oft – aus der Unterschiedlichkeit ihrer Geschichte und Aufgabenstellung – ableiten möchte. Im Wesentlichen sind die zehn KEBÖ-Verbände in den wichtigen Fragen der gemeinsamen Interessensvertretung sehr homogen.

 

Unsere Anliegen/Aufgaben sind dreierlei: Wir wollen wir die Erwachsenenbildung als dritte Säule des Bildungssystems sichtbar machen und Ansprech- und Kooperationspartner für das zuständige Bildungsministerium sein. Des weiteren gilt es, die Subventionen der öffentlichen Hand sicherzustellen, damit Weiterbildung nicht nur dem „freien Markt“ überlassen wird, sondern für alle Menschen in unserem Land zur Verfügung steht und leistbar bleibt. Hier haben wir mit den Leistungsvereinbarungen zwischen EB-Verbänden und BMUKK eine gute Basis gelegt. Ein Beispiel der guten Kooperation der KEBÖ-Verbände untereinander und mit dem Ministerium und dem bifeb) ist die Entwicklung und Etablierung des kooperativen Systems und der Weiterbildungsakademie.

 

Zum Abschluss möchte ich dich noch um ein Stück Selbsteinschätzung bitten: Was ermöglicht dir deine umfangreichen und komplexen Aufgaben zu bewältigen? Wo siehst du noch Entwicklungspotential?

 

Ich arbeite konzentriert, bin nicht sehr detailverliebt und kann gut loslassen. Das Wissen um die eigenen unterschiedlichen Rollen ist mir wichtig, Funktionen sollen der Aufgabe und der Institution dienen und nicht für persönliche Interessen missbraucht werden. Als zentrale Kompetenz sehe ich die Kommunikations- und Konfliktfähigkeit.Ich bin entscheidungsfreudig und halte Ambivalenzen/Unentschiedenes schwer aus. Da sehe ich auch Entwicklungspotential für „mehr Geduld“. Und für die Reflexion meiner Rolle als Chefin und für die nötige Teamarbeit sollte ich mir manchmal mehr Zeit nehmen.

 

Danke für das Gespräch.

 

Angela Bergauer

Jg 1958, ab 1975 ehren-, neben- und hauptamtlich im Bereich der Bildungswerke tätig. Seit 1986 Generalsekretärin des Rings Österreichischer Bildungswerke. Derzeit (2010 - 2012) Vorsitzende der Konferenz der Erwachsenenbildung Österreichs

 

Weitere Informationen:

 

KEBÖ-Interviewserie: