Neues EAEA Strategiepapier zur Armutsreduzierung

21.01.2011, Text: Christina Pernsteiner, Online-Redaktion
Der Europäische Verband für Erwachsenenbildung EAEA beschreibt, welche Rolle Erwachsenenbildung bei der Bekämpfung von Armut spielen kann. (Serie: Armut u. Soziale Ausgrenzung)
2010 war von der Europäischen Union zum Jahr der Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung ausgerufen worden. Das Anheben des Bildungsniveaus von 80 Millionen Geringqualifizierten ist inzwischen ein wichtiges Ziel der EU geworden. Welche Rolle Erwachsenenbildung hier spielen kann, hat die EAEA in einem Strategiepapier zusammengefasst.

Relevanz von Erwachsenenbildung in der Armutsbekämpfung

Erwachsenenbildung bzw. Lebenslanges Lernen werden immer wieder als Schlüsselfaktoren bei der Armutsbekämpfung genannt. Dennoch finden sich in den meisten Strategiepapieren kaum oder keine Handlungsempfehlungen bzw. Zielsetzungen in diesem Bereich.

Der Europäische Verband für Erwachsenenbildung (EAEA) hat daher vor kurzem ein eigenes Strategiepapier zur Rolle der Erwachsenenbildung bei der Reduktion von Armut veröffentlicht. Es beinhaltet zum einen eine kurze Analyse des Armutbegriffes, Ursachen, Erscheinungsformen und Messkriterien. Zum anderen sind dort Handlungsempfehlungen zusammengefasst. Grundsätzlich geht die EAEA davon aus, dass Erwachsenenbildung und die darin verwendeten Methoden und Prinzipien einen starken emanzipatorischen Charakter haben.

Breite Handlungsempfehlungen
Zwischen der Bekämpfung von Armut und der Anhebung des Qualifikationsniveaus von 80 Millionen gering qualifizierten ArbeitnehmerInnen als Ziel der EU 2020 Strategie gibt es große Zusammenhänge. Die EAEA betont hier die Bedeutung von Bildung im allgemeinen und von Erwachsenenbildung im besonderen. Allerdings weist sie auch darauf hin, dass zusätzlich andere breite Unterstützungsstrukturen notwendig sind und Bekämpfung von Armut als Investition verstanden werden soll.

Einige strategische Ansätze der EAEA im Detail:

 

  • Es ist bekannt, dass sich von Armut betroffene Personen weniger an Erwachsenenbildung beteiligen. Ein europäischer Benchmark wäre hier laut EAEA hilfreich.
  • Ein integrierter nationaler und lokaler Ansatz ist der einzig wirksame Weg, um Bildungsbenachteiligung zielgerecht entgegen zu wirken. An Themen wie Wohlfahrt, Gesundheit, Kinderbetreuung usw. und den damit verbundenen Bedürfnissen muss koordiniert im Interesse der Betroffenen gearbeitet werden.
  • Weiters wird eine Initiative empfohlen, welche auf dem Aktionsplan Erwachsenenbildung der Europäischen Union basieren soll. Ziel ist es, den Prozentsatz der Personen mit Sekundarschulabschluss zu erhöhen.
  • Betont wird auch eine Kombination von Maßnahmen und Anreizsystemen, denn es ist unwahrscheinlich, dass eine einzige Maßnahme die Bildungsbeteiligung erhöht. Dies betrifft insbesondere auch Investitionen in Infrastruktur, Personal sowie Kurse.
  • Die EAEA empfiehlt weiters die Förderung nicht-formaler Erwachsenenbildung kombiniert mit nationalen Kampagnen, welche die positiven Effekte von Lernen hervorstreichen. Insbesondere bildungsferne Personen könnten so verstärkt erreicht werden.
  • Der Bedarf an öffentlichen Investitionen in die Erwachsenenbildung ist von entscheidender Bedeutung - insbesondere für diejenigen, die von Armut betroffen sind bzw. die Erstausbildung ohne Qualifikation verlassen haben. Die Erhöhung der Erwerbsquoten für diese Gruppen wird ohne öffentliche Investitionen nicht möglich sein.
  • Das Lernangebot sollte auf die jeweilige Zielgruppe maßgeschneidert sein. Leider ist es häufig so, dass innovative Projekte aufgrund mangelnder Finanzierung nicht weitergeführt und erfolgreiche Methoden nicht verbreitet werden können.
  • Laut EAEA ist es erforderlich, eng mit Organisationen der Zivilgesellschaft zusammenzuarbeiten, um eine höhere Teilnahmequote im Bildungsbereich zu erreichen. Auch deren ausreichende Finanzierung ist dabei unerlässlich, damit sie die Lernenden erreichen können.


Die EAEA streicht die Bedeutung von Erwachsenenbildung in Zeiten der Krise sowohl auf der persönlichen als auch auf der sozialen Ebene heraus. Die Teilnahme an Lernaktivitäten kann einen stabilen zeitlichen Rahmen und eine Chance zur Neuorientierung an einem sicheren Ort bieten sowie soziale Anerkennung. In diesem Verständnis ist Erwachsenenbildung nach Ansicht der EAEA ein wichtiges Instrument für Empowerment.

Good-practice-Beispiele
Im Strategiepapier werden auch good-practice-Beispiele aus der Erwachsenenbildung angeführt, die eine gute Wirkung bei der Armutsbekämpfung erzielt haben. Darunter fallen vor allem Projekte zur Förderung der Basisbildung sowie die Arbeit mit speziellen Zielgruppen wie etwa MigrantInnen, gering qualifizierte Personen, Arbeitslose, GefängnisinsassInnen usw.

EAEA: größter Zusammenschluss von Erwachsenenbildungsinstitutionen

Der Europäische Verband für Erwachsenenbildung (EAEA-European Association for Education of Adults) ist auf europäischer Ebene der größte Zusammenschluss von Verbänden und Institutionen im Bereich der allgemeinen Erwachsenenbildung. Zur Zeit zählt der Verband 128 Mitgliedsorganisationen in 42 Ländern.

Weitere Informationen:


SERIE

"Europäisches Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung 2010"