bdv austria startet Informationsoffensive zum NQR

09.09.2010, Text: Beate Bertolini, bdv austria
Kompetenzen von TeilnehmerInnen in sozialintegrativen Unternehmen sollen für den österr. Qualifikationsrahmen nutzbar werden.
Die Arbeitsplätze in Sozialen Integrationsunternehmen (SIU) unterstützen Erwerbsarbeitslose beim Wiedereintritt in den ersten Arbeitsmarkt und nutzen dafür verschiedene Lernformen und vielfältige Arbeits- und Lernfelder. Der Bundesdachverband der SIU (bdv austria) diskutiert im Rahmen des EACEA-Projektes "SYSKOM" mit Kolleginnen aus Deutschland, Flandern und Polen die  Chancen, die der Europäische Qualifikationsrahmen für die Sozialen Integrationsunternehmen eröffnet.

NQR: Risiken für Menschen mit geringer formaler Bildung
Die Intentionen, die zum EQF geführt haben, sind durchaus kritisch zu betrachten: Im Hintergrund geht es um die Mobilität der Arbeitskräfte. Die Mobiltätsanforderungen werden von den TeilnehmerInnen aber bereits jetzt als Zumutung erlebt. Auch die Gefahr, dass Zertifizierungen als Selektionsinstrumente eingesetzt werden können, ist evident.

... aber auch Chancen!
Dennoch ist der bdv austria überzeugt, dass die aktuelle  bildungspolitische Entwicklung, die auch in Österreich zu einer Zuordnung aller Bildungsgänge führen wird, im Interesse der TeilnehmerInnen genutzt werden kann: Das Interessante ist die Anerkennung von nicht-schulischer Bildung. Das bedeutet, dass die Lernformen, die die Zielgruppen der SIU - überwiegend Menschen mit einer anderen als formalen Bildung - bevorzugen, mehr in den Blick kommen: das praktische Lernen, das Lernen durch KollegInnen, die Erweiterung und Vertiefung der vorhandenen Kompetenzen durch die Verbindung mit Vorträgen, Gruppendiskussionen etc.

ArbeitsanleiterInnen sind ErwachsenenbildnerInnen
Aktuell beschäftigt sich der bdv austria besonders damit, in wie weit sich die  Angestellten in Sozialen Integrationsunternehmen - insbesondere "ArbeitsanleiterInnen", die praktische Kenntnisse vermitteln - in diesem Sinne als ErwachsenenbildnerInnen sehen. Der bdv ist überzeugt, dass arbeitsintegriertes Lernen mehr Beachtung verdient und dass ArbeitsanleiterInnen daher in der Erfassung von Kompetenzen und der Kompetenzerweiterung zu unterstützen sind. 

Der Ansatz des "lebensweiten Lernens" soll dazu führen, dass die TeilnehmerInnen, die meist aus sogenannten "bildungsfernen Schichten" kommen, ihre "andere" Bildung auch als Bildung wahrnehmen und somit ihre Lernfähigkeit erkennen.  Diese Sichtweise kann aber auch dazu führen, diskriminierende Begriffe wie eben "Bildungsferne" zu hinterfragen.

Informationsoffensive
Im September startet der bdv austria eine Informationsoffensive, die sich vor allem an die Sozialen Integrationsunternehmen richten wird. Aber auch Weiterbildungseinrichtungen, die spezifische Seminare und Lehrgänge für TrainerInnen und ArbeitsanleiterInnen anbieten, werden verstärkt auf die Bildungsfunktion der Integrationsunternehmen hingewiesen.

Vor allem aber steht die Auseinandersetzung mit Förderstellen an: Die Verbindung von Arbeit und Bildung ist sichtbar zu machen, so dass die Möglichkeit des Lernens durch praktische Arbeit erkannt und anschlussfähig wird: In Sozialen Integrationsunternehmen sind ExpertInnen für die Gestaltung von Arbeitsabläufen tätig, die TeilnehmerInnen das Erkennen ihrer Lernfähigkeit und ihrer Kompetenzen ermöglichen. Professionelle Rückmeldungen fördern die Lernbereitschaft: Für die TeilnehmerInnen eröffnen sich neue Zugänge zu non-formaler und fomaler Bildung. Die Verschränkung der Lernformen erfordert aber auch eine engere Verschränkung von Arbeitsmarktpolitik mit Aspekten der Bildungs- und Sozialpolitik.
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