Mit dem Bildungs- und Heimatwerk NÖ ins Blindencafè

09.08.2010, Text: Eva- Maria Speta, Projekt "BEN" des Bildungs- und Heimatwerkes NÖ, Redaktion: Christine Pleschberger, Ring Österreichischer Bildungswerke
Im Blindencafé gibt es Kaffee und Kuchen, aber für sehende Menschen ist alles dunkel.
Fallweise werden Augenbinden getragen, manche Räume sind völlig abgedunkelt. Die Bedienung und Abrechnung übernehmen blinde Menschen, die auch aus ihrem Leben erzählen. Diese Erzählungen und der Eindruck, den man durch die Dunkelheit am eigenen Körper erfährt, lassen die CafèbesucherInnen in die Welt blinder Menschen eintauchen. Solche Cafés werden im Rahmen des Projektes „Barrierefreie Erwachsenenbildung Niederösterreich“ (BEN) veranstaltet.

Große Ziele
Das Blindencafé soll in erster Linie eine Sensibilisierungsmaßnahme sein: Menschen mit Behinderung und die Probleme, die sich dadurch in ihrem Alltag für sie ergeben, sind für nicht Betroffene viel zu oft, im wahrsten Sinne des Wortes, unsichtbar. Dadurch, dass sich die BesucherInnen in absoluter Dunkelheit bewegen und dabei alltägliche Handlungen wie Kaffeetrinken erleben, soll ihre Wahrnehmung von Menschen mit besonderen Bedürfnissen gefördert und somit die Notwendigkeit inklusiver Vorhaben nachvollziehbar gemacht werden. Damit soll die Aufmerksamkeit  für die Themen „Inklusion“ und „Barrierefreiheit“ generell erhöht werden. Das Blindencafé soll Menschen mit und ohne Behinderung zusammenbringen, damit sie in einer ungezwungenen und „gleichgestellten“ Atmosphäre miteinander in Kontakt kommen und sich austauschen können. Nicht zuletzt aber geht es darum, zu verstehen, wie blinde Menschen leben. „Nichts kann zum Verständnis von Musik mehr beitragen, als sich hinzusetzen und selbst Musik zu machen“. Dieser Ausspruch Leonard Bernsteins steht – in etwas abgewandelter Form – auch hinter dem Blindencafe und seiner Intention Blindheit für sehende Menschen erlebbar zu machen.

Mit den Augen zu sehen, ist nicht selbstverständlich
In Österreich sind 3,9 Prozent der Bevölkerung, also rund 318.000 Personen von einer dauerhaften Sehbeeinträchtigung betroffen. Darunter werden Beeinträchtigungen verstanden, die trotz Brille, Kontaktlinsen oder anderer Sehhilfen bestehen. Der Mikrozensus 1995 wies für Österreich 407.400 sehbeeinträchtigte Personen aus, davon waren 4.600 an beiden Augen blind. Allein in Wien sind 88.300 Personen sehbeeinträchtigt.

Blindencafés selbst veranstalten
Wenn Sie mehr zu diesem Thema erfahren möchte oder sogar selbst ein Blindencafé in eine ihrer Veranstaltungen einbinden möchten, steht ihnen das BEN-Projektteam zur Verfügung und gibt seine Erfahrungen gerne weiter. Zuletzt wurde ein Blindencafé beim Gesundheitstag der Gemeinde Schweiggers veranstaltet.

Bei Interesse wenden Sie sich bitte an
Alfred Luger, Bildungs- und Heimatwerk NÖ
E-mail: a.luger@bhw-n.eu
Tel:+43/676-9173522
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