Neuerscheinung: kunst fragen

13.08.2010, Text: Kurt Jungwirth, Steirisches Volksbildungswerk, Redaktion: Bianca Friesenbichler, Redaktion/CONEDU
13 AutorInnen schreiben zu Fragen der ästhetischen und kulturellen Bildung und informieren über Kunst und Kulturpädagogik heute.
Neue Voraussetzungen für Bildung
Dass Bildung lebenslanges Lernen braucht, ist allseits bekannt. Ebenso, dass ihre Inhalte neuen Voraussetzungen unterliegen, die zu manchen Unsicherheiten beitragen: Globalisierung, Geburtenziffern, Migrationen, neue visuelle und digitale Techniken, Entwicklungen in der Wirtschaft. Die Allmacht der Ökonomie droht zu menschlichen Verengungen zu führen. Es ist zwar notwendig, Individuen "beschäftigungsfähig" zu machen, dabei kann aber ihre "Gesellschaftsfähigkeit" auf der Strecke bleiben.

Ästhetische Bildung
Selbst die ökonomielastige EU verlangt "kulturelle Kompetenz". Für den Leser überraschend erfolgt ein Rückgriff auf Friedrich Schillers Ansichten über ästhetische Erziehung. Für ihn als Kind der Ideen der Französischen Revolution war der Bau einer "wahren politischen Freiheit" erträumtes Ziel. Dafür sei Kunst ein Medium der Bildung, weil sie den Charakter des Einzelnen forme und zugleich die Menschheit als Ganzes zur politischen Freiheit führe. So heißt auch eines der Resümees in diesem Buch, es gelte Menschen zu helfen, Ungewöhnliches hervorzubringen, Grenzen zu überschreiten, Neugier zu fördern und Neues zu erleben. Auf diese Weise sei Gesellschaft zukunftsfähig zu machen.

Kritische Bemerkungen
Das Buch ist ein mutiges Unternehmen. Gibt es doch derzeit in Österreich keinerlei kulturpolitische Diskussion. Medien sind voll von plattem Massenspaß aus Übersee, der keinerlei ästhetischer Diskussion würdig ist. Auch die langweilige Schuldebatte bleibt an den üblichen Klischees von "Strukturen" hängen, ohne irgendwo auch über Bildungsinhalte zu sprechen.

In seiner bekannt provokanten Art sagte Slavoj Žižek einmal, in der postmodernen Gesellschaft nahe ein "universelles Menschenrecht, ein vollkommener Idiot zu sein". Das vorliegende Buch schwimmt dagegen an.
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