Neuerscheinung: Thematisierungsstrategien im Vermittlungsprozess

30.07.2010, Text: Bianca Friesenbichler, Redaktion/CONEDU
Die vorliegende Publikation setzt sich empirisch mit der Frage auseinander, wie Lehrende in der Weiterbildung mit komplexen Themen umgehen.
Erik Haberzeth, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung Weiterbildung und Medien an der TU Braunschweig veröffentliche das Buch "Thematisierungsstrategien im Vermittlungsprozess. Empirische Analysen im Planungsprozess von Weiterbildungsangeboten" auf Basis seiner Dissertation. Das Buch ist 2010 im Schneider Verlag Hohengehren erschienen.

Forschungsfrage und Ziele
Gegenstand der vorliegenden Publikation ist die Inhaltlichkeit von Lehre in der Weiterbildung. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie Lehrende mit einem komplexen Thema in eigenen, dazu angebotenen Seminaren umgehen. Dies untersucht Haberzeth empirisch mittels Fallstudien über Seminare zum vieldiskutierten Thema des Lernens. Ziel der Studie ist es, die Logik des Lehrhandelns, nach der Inhalte ausgewählt bzw. Themen in Lehrgegenstände umgesetzt werden, zu begreifen.

Inhalte werden nicht ausgewählt, sondern "gemacht"
Inhaltlichkeit der Lehre und konkret die Auswahl von Inhalten sind kaum beforscht. Begriffe wie didaktische Reduktion und Inhaltsauswahl werden häufig verwendet, aber weitestgehend unhinterfragt genutzt. In der vorliegenden Studie wird das Auswahlproblem reformuliert: Die zentrale Herausforderung von Lehrenden besteht Haberzeth zufolge nicht darin, Inhalte auszuwählen. Vielmehr müssen Inhalte von den Lehrenden erst "gemacht" werden, indem gesellschaftlich und individuell relevante Probleme, die als Themen in Bildungsangeboten aufgegriffen werden können, von Lehrenden in Inhalte umgesetzt werden.

Ergebnisse
Es zeigt sich, dass die Umsetzung von Themen in Lehrgegenstände innerhalb von vier Spannungsverhältnissen erfolgt:
  • reflexiv (kritisch gegenüber Wissen) und instrumentell (hohes Vertrauen in das Wissen)
  • individuell (am Subjekt ausgerichtet) und strukturell (auf den gesellschafltichen Kontext fokussierend)
  • sachbezogen (am Inhalt orientiert) und methodenbezogen (auf Methodenfragen fokussierend)
  • wissenschaftsbezogen (an systematisiertem Wissen orientiert) und erfahrungsbezogen (an Erfahrungs- und Praxiswissen orientiert)
Die jeweils beiden Pole eines Spannungsfeldes schließen sich inhaltlich nicht aus, bilden jedoch ein Spannungsverhältnis, in dem sich die Lehrenden bewegen müssen.

Kritische Beurteilung
Das Buch ist für ForscherInnen und WissenschafterInnen, die an didaktischen Fragen interessiert sind, zu empfehlen. Es ist sprachlich fordernd und setzt Vorkenntnisse voraus. Aber es beschäftigt sich wissenschaftlich mit einer bislang wenig beforschten Frage und klärt gängige, aber unscharfe didaktische Begrifflichkeiten.
Weitere Informationen: