Österreichische ESF-Projekte auf dem Prüfstand

15.06.2010, Text: Christina Pernsteiner, Online-Redaktion
Erste Ergebnisse der Evaluierung des ESF Österreich 2007-2013 durch das IHS liegen nun vor.
Evaluierung als Basis für die weitere Programmphase
Im Auftrag des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur hat das Institut für Höhere Studien das österreichische ESF-Programm und die dadurch finanzierten Projekte evaluiert. Der erste Zwischenbericht steht ab sofort allen interessierten Personen zur Verfügung. Er bildet den Auftakt in einer Reihe von vier Studien, die im Zuge der Evaluierung von ESF geplant sind. Dementsprechend liegt der Schwerpunkt darauf, Grundlagen zu schaffen, um weitere Erhebungsmethoden zu entwickeln und Ergebnisse besser einschätzen zu können. Ziel ist es auch, Handlungsempfehlungen für die Gestaltung der 2. Programmphase zu formulieren. Im Mittelpunkt steht daher das Optimierungspotenzial des Programms.

Mehr Bildungsangebote in den Regionen als Ziel
Rein quantitativ zeigt das Programmangebot einen klaren Fokus auf die Berufsreifeprüfung. In Relation zum festgestellten Bedarf empfiehlt die Studie den Ausbau des Angebots vor allem außerhalb von Wien sowie mehr Vorbereitungskurse für den Hauptschulabschluss. Die HS-Kurse zeichnen sich darüber hinaus durch vergleichsweise hohe Abschlussanteile aus. Genau diametral ist es mit sonstigen Stütz-, Förder- und Vorlaufkursen, welche geprägt sind von hohem Abbruch- und niedrigem Erfolgsanteil. Laut Evaluation wäre hier eine konzeptionelle Neugestaltung und Positionierung dieser Angebote notwendig.

Noch immer Barrieren für benachteiligte Zielgruppen
Obwohl benachteiligte Personen zu den wichtigsten Zielgruppen in dieser ESF-Programmperiode zählen, zeigt die Praxis, dass dieser Anspruch nicht immer eingelöst werden kann. Die Evaluierungsstudie nennt in diesem Zusammenhang die Berufsreifeprüfung, Bildungsberatung und die Train-the-Trainer-Maßnahmen.

Für benachteiligte Zielgruppen sind herkömmliche Zugänge und Angebote oft nicht ausreichend, daher sind explizite Überlegungen speziell in Hinsicht auf die Teilnahmemotivation notwendig. Besonders bei der zweiten Generation von Personen mit Migrationshintergrund stellen höhere Abbruch- und geringere Erfolgsanteile sowie die deutlich unterdurchschnittliche Teilnahmedauer noch zu lösende Herausforderungen dar.

In der barrierefreien Gestaltung von Bildungsangeboten sind auch Aufnahme- bzw. Einstufungstestungen und TeilnehmerInnenbeiträge deutliche Hürden. Dadurch werden laut Studie gerade jene, die es am dringensten brauchen würden, von der Teilnahme abgehalten.

Die Prinzipien des Lebenslangen Lernens sind zentraler Bestandteil des gesamten Programms im Bereich der Erwachsenenbildung. Die Lernenden und ihre Bedürfnisse stehen bei den meisten Angeboten im Mittelpunkt. Die Ressourcenorientierung sei allerdings noch mangelhaft, genauso finde die Lebensphasenorientierung generell wenig Berücksichtigung befinden die AutorInnen. Eine Ausnahme hiervon bilden die Angebote der Berufsreifeprüfung.

Die Qualitätssicherung (z.B. durch Feedback der TeilnehmerInnen) ist bereits gut verankert, weniger ersichtlich wird laut Studie jedoch, ob und in welcher Weise Ergebnisse daraus zu Konzeptadaptierungen geführt hätten.

ESF als beschäftigungspolitisches Finanzierungsinstrument
Seit 1958 dient der Europäische Sozialfonds dazu, die Beschäftigung in Europa zu fördern und die Entwicklungsunterschiede in den verschiedenen Regionen zu vermindern.

Gegenwärtig werden ESF-Mittel vor allem in folgenden Bereichen eingesetzt:
  • Verbesserung des Zugangs zu Beschäftigung
  • Erhöhung der Erwerbsbeteiligung
  • Verstärkte Anstrengungen zur sozialen Eingliederung durch Bekämpfung von Diskriminierungen und
  • Erleichterung des Zugangs zum Arbeitsmarkt für benachteiligte Personen
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