Berufseinstieg in die Erwachsenenbildung

17.03.2010, Text: Bianca Friesenbichler, Redaktion/CONEDU
Das EU-Projekt L@jost beforscht den Berufseinstieg von UniversitätsabsolventInnen in die Erwachsenenbildung. Ergebnisse liegen jetzt vor.
Das EU Projekt L@jost (learn to find jobs from digital storytelling) hat sich mit dem Einstieg von UniversitätsabsolventInnen in das Berufsfeld der Erwachsenenbildung beschäftigt. Es untersuchte den Berufseinstieg von Bildungs- und ErziehungswissenschafterInnen, SoziologInnen und PsychologInnen nach dem Abschluss ihres Studiums in sechs europäischen Ländern. Ziel ist, durch die Gewinnung von Daten Studierende bei ihrem Einstieg in das Berufsfeld der Erwachsenenbildung zu unterstützen.

Erhebungsdesign
Die Erhebung von L@jost bezog sich auf die Länder Deutschland, Rumänien, Spanien, Frankreich, Dänemark und Italien. Beide Zielgruppen der Erhebung - UniversitätsabsolventInnen und ArbeitgeberInnen (im Feld der Erwachsenenbildung) - wurden mittels eines maßgeschneiderten e-Fragebogens befragt. Die Kontaktaufnahme erfolgte auf unterschiedlichen Wegen, maßgebend waren hierfür ProjektpartnerInnen in den einzelnen Ländern. Die Ergebnisse wurden in einen transnationalen Bericht zusammengefasst, der Anforderungen, Erwartungen und Schwierigkeiten beinhaltet, auf welche AbsolventInnen und ArbeitgeberInnen stoßen.

Praktika und berufsbezogene Arbeitserfahrungen von Bedeutung
In allen sechs Ländern wurden Praktika, Freiwilligenarbeit und studentische Arbeitserfahrungen mit Bezug auf das Berufsfeld als bedeutend erachtet. Dadurch erhalten die Studierenden einen Einblick in das Berufsfeld und können ihre ersten beruflichen und praktischen Erfahrungen schon während des Studiums machen. Zudem bilden derartige Tätigkeiten oft eine Möglichkeit für den Berufseinstieg nach Studienabschluss, da die Studierenden in der Einrichtung, in der sie Praktika u. dgl. absolvierten, bekannt sind.

Persönlicher Eindruck zählt
Der Erhebung zufolge zählt für die Arbeitgeber in erster Linie der persönliche Eindruck in den Bewerbungsgesprächen. Formale Qualifikationen spielen bei einer Einstellung eine geringere Rolle. Daher werden letztlich auch längere Studienzeiten nicht negativ bewertet, sofern der/die AbsolventIn gute Gründe dafür angeben kann. Zu vielfach ähnlichen Ergebnissen kam auch eine Untersuchung der Universität Graz aus den Jahren 2008/2009.

Netzwerke zentral für den Berufseinstieg
Netzwerke wurden von den AbsolventInnen als die zentrale Form des Berufseinstiegs in die Erwachsenenbildung beschrieben (mit Ausnahme von Frankreich). Darunter fallen beispielsweise persönliche Kontakte zu Lehrenden, Gespräche mit Lehrenden und mit Kommilitonen oder die Weiterleitung von Stellenanzeigen. In Deutschland, Italien, Dänemark und Spanien spielen Netzwerke eine wichtige Rolle bei der Suche nach Stellen, weil Anzeigen und Stellenausschreibungen über Netzwerke weitergeleitet werden. Seitens der ArbeitgeberInnen sind Netzwerke dann relevant, wenn kurzfristig (z.B. für Projekte) MitarbeiterInnen gebraucht werden, um die Kosten der Personalsuche zu reduzieren oder um Personen schneller und direkter einstellen zu können. Die Angaben dazu waren in den einzelnen Ländern unterschiedlich.

Kompetenzen von AbsolventInnen
Die Einrichtungen der Erwachenenbildung wurden auch nach den Kompetenzen befragt, die BewerberInnen mitbringen sollten. In Deutschland spielen Soziale Kompetenzen (vor allem Teamfähigkeit), Kommunikationsfähigkeit, selbständiges und verantwortungsvolles Arbeiten, Anpassungsfähigkeit, Flexibilität, Erfahrungen im internationalen Kontext, Mobilität, Englisch-Kenntnisse, Fachwissen und Erfahrungen im Projektmanagement eine wichtige Rolle. Dagegen sind rumänischen Einrichtungen Zielstrebigkeit, IT-Kompetenzen, Fremdsprachenkenntnisse (zumindest eine Fremdsprache), Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit, Fachwissen, selbstständiges und verantwortungsvolles Arbeiten, Empathie sowie die persönliche Einstellung und Ambitioniertheit wichtig. In Italien zählen Flexibilität, Bereitschaft zum Lernen (zur eigenen Weiterbildung), Flexibilität, Teamfähigkeit, Kreativität und Fachwissen, in Dänemark ebenfalls die Bereitschaft zur Weiterbildung und Englisch-Kompetenzen. Spaniens Erwachsenenbildungseinrichtungen sind verantwortungsvolles Arbeiten, Teamfähigkeit und Loyalität wichtig und in Frankreich sollen ErwachsenenbildnerInnen soziale Kompetenzen und analytische Fähigkeiten mitbringen und selbstständig arbeiten.
Weitere Informationen:


Das Projekt L@jost wurde von der Europäischen Kommission gefördert.

Quelle: EGETENMEYER, R.; IORIO V.; RUEFFIN, S. (2009): Identification of students' needs for job finding and employers' expectations. A Transnational Analysis with a focus on graduates in psychology, sociology and educational sciences. Essen. 180 S. (Unveröffentlichter Projektbericht)