Endlich eine Chance: Lernforum für dequalifiziert beschäftigte Frauen

08.03.2010, Text: Bianca Friesenbichler, Redaktion/CONEDU
Das Expertinnennetzwerk "learn forever" kreierte ein neues Lernarrangement für prekär und dequalifiziert beschäftigte Frauen: das Lernforum.
Kürzlich veröffentlichte das Expertinnennetzwerk "learn forever" eine Broschüre unter dem Titel: "Endlich eine Chance...". Ein Lernarrangement für prekär und dequalifiziert beschäftigte Frauen. Dabei handelt es sich um die Modellbeschreibung des von learn forever speziell für diese Zielgruppe entwickelten Lernarrangements "Lernforum", das bereits zwei Mal durchgeführt wurde. Die Autorinnen sind Michaela Freimüller und Ingeborg Pretterhofer, unter Mitarbeit von Dorothea Dorfbauer und Gertrude Peinhaupt.

Das Lernarrangement "Lernforum"
Immer mehr Menschen - darunter vor allem Frauen - arbeiten in prekären Arbeitsverhältnissen oder sind unter ihrem formalen Ausbildungsniveau beschäftigt. Sie bleiben in der Folge häufig von Weiterbildung ausgeschlossen. Das Lernarrangement "Lernforum" ist auf diese Zielgruppe und ihre Interessen zugeschnitten, soll emanzipatorische Prozesse initiieren und den Handlungsspielraum der Teilnehmerinnen erweitern, um ihnen neue Perspektiven zu ermöglichen.

Lernangebote in Form von Lernarrangements - so die Autorinnen - bieten im allgemeinen drei Vorteile, die vor allem prekär beschäftigten Frauen sehr entgegen kommen:

  • zeitliche und räumliche Flexibilität
  • individuelle Schwerpunkt- und Zielsetzung
  • Lernen im individuellen Lerntempo

Vorgangsweise
Im "Lernforum" wird zunächst ein Startprofil der Teilnehmerinnen angelegt, das heißt ihre Ausgangssituation wird genau analysiert bezüglich ihrer Kompetenzen, (Lern-)Erfahrungen, Vorwissen, Motivation zur Teilnahme am Lernangebot, Zielen und Interessen.

Darauf folgen die Erstellung eines Zielprofils und die Auswahl der Lerninhalte. Da es sich bei den Teilnehmerinnen um sehr heterogene Gruppen handelt, muss das Lernarrangement einen Rahmen bieten, in dem Frauen mit unterschiedlichen Lernerfahrungen und Vorkenntnissen individuelle Lernziele umsetzen und gleichzeitig vom Austausch in der Gruppe profitieren können, so die Autorinnen. Es werden Rahmenziele formuliert, die auch bestimmte inhaltliche Schwerpunkte ergeben.

Ein weiterer Schritt ist die Festlegung von Lernumgebungen, was ebenso auf Basis der Startprofile erfolgt. Auch die Lernzeiten und Präsenzphasen werden an die Bedürfnisse der Teilnehmerinnen angepasst. Bei sehr unterschiedlichen Arbeitszeiten und Versorgungspflichten kann die Gruppe auch aufgeteilt werden.

Didaktischer Rahmen
Die Lehrenden nehmen die Rolle von Lernprozessmoderatorinnen ein. Sie gestalten die Lernumgebungen und -methoden, beispielsweise Phasen der Instruktion und der Konstruktion, Phasen der Gruppen- und der Einzelarbeit etc. nach der Dynamik der Lerngruppe und dem Kompetenzaufbau der Teilnehmerinnen. Auch schriftliche Unterlagen, Übungsblätter, Lernleittexte und Anleitungsblätter werden individuell erstellt. Grundlegende didaktische Prinzipien sind Teilnehmerinnenorientierung und selbstgesteuertes Lernen.

learn forever
Die Modellbeschreibung wurde gemeinsam von nowa Netzwerk für Berufsausbildung in Graz und der Frauenstiftung Steyr erstellt. Beide Organisationen verfügen über Erfahrungen mit Lernforen und sind Teil des Expertinnennetzwerks learn forever. learn forever besteht seit 2005 und hat sich zum Ziel gesetzt, die Weiterbildungsbeteiligung von bildungsbenachteiligten Frauen zu erhöhen.
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