Neuer WIFI-Lehrgang für MigrantInnen in Wien

20.01.2010, Text: Christina Pernsteiner, Online-Redaktion
Im März 2010 startet erstmals das WIFI-Pilotprogramm "WIP komplett" in Wien. Neben der Verbesserung der Deutschkenntnisse zielt es auf die Förderung der Interkulturellen Kompetenzen von MigrantInnen.
Beitrag zur beruflichen und gesellschaftlichen Integration

MigrantInnen mit der Erstsprache Türkisch und Bosnisch/Kroatisch/Serbisch können im WIFI-Lehrgang "WIP komplett" ihre Kenntnisse in der Wirtschaftssprache Deutsch verbessern und Interkulturelle Kompetenzen erwerben. Ziel ist, den Einstieg in den Arbeitsmarkt oder den beruflichen Um- bzw. Aufstieg zu erleichtern. WIP steht hierbei für die drei Module "Wirtschaftssprache Deutsch", "Interkulturelles Lernen" und "Praktische Anwendung".

 

In Wien ist der Anteil der Zugewanderten aus der Türkei und Ex-Jugoslawien an der Bevölkerung im Vergleich zu den anderen Bundesländern am höchsten. Laut KMU-Forschung Austria stammen bis zu 30 Prozent der Wiener Wohnbevölkerung in erster oder zweiter Generation aus Ost- oder Südosteuropa.

 

"Als Weiterbildungsinstitut der Wirtschaft wollen wir diesen Zuwanderern jene Qualifikationen mitgeben, die sie für eine gelungene Integration brauchen", betont WIFI Österreich-Weiterbildungsleiter Mag. Hannes Knett.

 

Der Lehrgang umfasst drei Module, die parallel angeboten werden und 192 Lehreinheiten beinhalten. Berufstätige können den Lehrgang abends besuchen, für Arbeitsuchende steht ein Vormittagskurs zur Verfügung. Im ersten Modul lernen die TeilnehmerInnen intensiv die Wirtschaftssprache Deutsch mit einer teilweisen Unterstützung in der jeweiligen Erstsprache. Das zweite Modul "Gewusst wie: Leben und Arbeiten in Österreich" beinhaltet die gemeinsame Diskussion und Reflexion von sozialen, kulturellen und demokratischen Aspekten des Lebens in Österreich und der Europäischen Union. Im dritten Modul wird die Wirtschaftssprache Deutsch durch praktische Übungen, Betriebsbesuchen, Diskussionen mit Unternehmen, Rollenspielen und Kleingruppenprojekten angewendet und gefestigt. Die TrainerInnen kommen aus der türkischen, serbischen, kroatischen und bosnischen Community in Wien.

 

Nach der ersten Durchführung in Wien soll das Angebot auf ganz Österreich ausgeweitet werden. Eine Reduktion der Kurskosten ist durch Förderungen möglich.

 

"Dieser Lehrgang füllt durch die starke Praxisorientierung und enge Einbindung der Wirtschaft eine Lücke im Bildungsangebot für MigrantInnen. Ein vergleichbares Angebot gibt es derzeit in Österreich nicht", ergänzt Knett.

 

Vorhandene Qualifikationen besser nutzen

Jährlich lassen sich 35.000 Drittstaatsangehörige in Österreich nieder, ein Großteil davon aus der Türkei und Ex-Jugoslawien. "Unsere Wirtschaft braucht gut integrierte Zuwanderer. Aufgrund des demografischen Wandels würde ohne sie die Zahl der BürgerInnen im erwerbsfähigen Alter bereits heute sinken. Allein in Wien wird rund ein Viertel der Einzelunternehmen von MigrantInnen geführt. Sie bereichern das Angebot in unserer Stadt und sorgen wesentlich für soziale Stabilität", betont Brigitte Jank, Präsidentin der Wirtschaftskammer Wien.

 

Der Bedarf für unterstützende Integrationsangebote speziell für Menschen aus den traditionellen Zuwanderungsländern Türkei und Ex-Jugoslawien ist dabei hoch: Aktuelle Zahlen zeigen, dass deren Potenziale derzeit nur unzureichend erschlossen werden. 39 Prozent der im Ausland geborenen ArbeitnehmerInnen sind unter ihrem Qualifikationsniveau beschäftigt - gegenüber 16 Prozent der österreichischen StaatsbürgerInnen.

 

WIFI als größter Anbieter für berufliche Aus- und Weiterbildung

Die Wirtschaftsförderungsinstitute der Wirtschaftskammer sind mit einem Markteinteil von 20 Prozent der größte Anbieter für berufliche Aus- und Weiterbildung in Österreich. Pro Jahr besuchen 300.000 KundInnen 25.000 Kurse und Seminare. Aktuell sind für die WIFIs 12.000 TrainerInnen im Einsatz. Neben den neun Landesinstituten und 80 Außenstellen in Österreich gibt es WIFI-Niederlassungen mittlerweile auch in Bulgarien, Kroatien, Polen, Rumänien, der Slowakei, Tschechien und Ungarn.

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