KEBÖ-Jahrestagung 2009

28.09.2009, Text: Michael Sturm, KEBÖ-Vorsitzender (bfi Österreich), Redaktion: Michaela Schneider, BFI Österreich
Die diesjährige Jahrestagung der Konferenz der Erwachsenenbildung Österreichs (KEBÖ) fand am 24. September 2009 in Wien statt und widmete sich dem Thema "Wie Erwachsene lernen".
Entwicklungsmotor Bildung
Als Hausherr begrüßte der Direktor der AK Niederösterreich, Mag. Helmut Guth, die 120 TeilnehmerInnen der Tagung und ging auf die Bedeutung der Erwachsenenbildung für die persönliche und berufliche Entwicklung der Menschen ein. Dabei strich er die Bedeutung der politischen Bildung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt heraus und verwies auf die zahlreichen Angebote und Unterstützungsleistungen der AK für die ArbeitnehmerInnen.


BMUKK schätzt Kooperation und Kompetenz der KEBÖ

Unterrichtsministerin Dr. Claudia Schmied würdigte in ihrer Eröffnungsrede die konstruktive Zusammenarbeit mit den KEBÖ-Verbänden, die sich vor allem bei der Umsetzung des Reformprojekts "Lehre mit Reifeprüfung" und beim Abschluss der mehrjährigen Leistungsvereinbarungen zeigte. Die Weiterbildungsakademie wurde von ihr als innovativer Ansatz zur Professionalisierung der Erwachsenenbildung hervorgehoben, der auch für andere Bereiche des Bildungssystems richtungsweisend sein könnte.

 

Positive Bilanz über KEBÖ-Arbeit 2008-2009
Der derzeitige Vorsitzende der KEBÖ, Dr. Michael Sturm, präsentierte die zahlreichen Aktivitäten und Leistungen der KEBÖ in der abgelaufenen Arbeitsperiode von Mai 2008 bis September 2009. Die rund 200.000 Bildungsveranstaltungen und über 2,8 Millionen Teilnahmen im vergangenen Jahr dokumentieren eindrucksvoll, dass die Erwachsenenbildung ein nach wie vor expandierender und immer wichtigerer Bestandteil des österreichischen Bildungssystems ist.

 

Wie lernen Erwachsene?
Der inhaltliche Teil der Jahrestagung konzentrierte sich auf das Lernen Erwachsener im Spannungsfeld von Lernergebnisorientierung und expansivem Lernen. Denn die Orientierung an Lernergebnissen, die derzeit den Bezugspunkt bei der Entwicklung eines europäischen Qualifikationsrahmens markiert, kann durchaus als Gegensatz zu dem offenen Zugang eines selbstbestimmten Lernens in der Erwachsenenbildung gesehen werden.

 

"Interesse entsteht selbstbestimmt, jedoch nicht von selbst"
Dr. Anke Grotlüschen, Professorin für Erwachsenenbildung in kulturellen und sozialen Kontexten an der Universität Hamburg, ging in ihrem Vortrag auf Lernwiderstände und expansive Lerninteressen ein. Anhand empirischer Ergebnisse zeigte sie, dass Lerninteressen in der Auseinandersetzung mit der sozialen Umwelt und in mehreren Phasen entstehen. Sie werden dann weiterverfolgt, wenn das Lernen subjektiv als sinnvoll erachtet wird und die individuellen Handlungsmöglichkeiten erweitert. Demgegenüber bleibt defensives Lernen, das zumeist auf unbewussten Lernwiderständen beruht, ineffizient.

 

Ein Plädoyer für mehr Lernforschung
Dr. Elke Gruber, Professorin für Erwachsenen- und Berufsbildung an der Universität Klagenfurt, referierte über erwachsenenpädagogische Konzepte zum Lernen Erwachsener und bot einen Überblick über die unterschiedlichen Lerntheorien. Sie stellte das Lernen im gesamten Lebenslauf dar und leitete daraus Herausforderungen für das Lernen Erwachsener ab. Damit Lernen als Prozess zur Erweiterung der gesellschaftlichen Teilhabe verstanden werden kann, müsse Lernen wieder stärker an Bildung rückgekoppelt werden.

 

Herausforderung Lerninteresse
Als Resümee wurde festgehalten, dass der/die Lernende wieder stärker in den Mittelpunkt der didaktischen Überlegungen gerückt werden muss. In der Erwachsenenbildung entsteht zusehends eine Kluft zwischen den TeilnehmerInnen, mit denen sehr professionell umgegangen wird, und den AdressatInnen, die nicht (mehr) von den EB-Einrichtungen erreicht werden. Daher gilt es Formate zu entwickeln, mit denen Lerninteressen besser geweckt und nachhaltig abgedeckt werden können.

 

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