Gedenkprojekte in Österreich

28.09.2009, Text: Daniela Savel, Österr. Volkshochschularchiv
Das neue Schwerpunktheft der Zeitschrift "Spurensuche", herausgegeben vom Österreichischen Volkshochschularchiv, beschäftigt sich mit staatlichen und zivilgesellschaftlichen Gedenkinitiativen in Österreich.
Regionale und lokale Gedenkprojekte zur NS-Zeit bilden den Schwerpunkt dieser Ausgabe. Projekte aus den Bundesländern Wien, Niederösterreich, Burgenland, Steiermark, Oberösterreich und Kärnten sowie Tschechien und Polen werden vorgestellt. Ungewohnte Zugänge wurden gewählt: Über den Hörsinn arbeitet beispielsweise das Projekt "Hörspuren", das eine neue Sichtweise auf Wien vermittelt. Weiters konnte in Melk 2008 in einer eigens dafür adaptierten Telefonzelle "Verbindung" zu Zeitzeugen und Zeitzeuginnen aufgebaut werden. In zwei Wiener Bezirken wurden bis dato sogenannte Stolpersteine ("Steine der Erinnerung") in die Gehsteige vor Wohnhäusern eingelassen - ein sichtbares Zeichen für die ehemals dort ansässigen und schließlich deportierten Hausmieter- und mieterinnen.

Wie gedenkt das offizielle Österreich? Sind die durchgeführten Initiativen würdige Gedenkprojekte oder geht es vielmehr um einen Event, das bloß emotionalisieren soll? Diese Fragen werden in einem weiteren Kapitel behandelt. Die Politik hat bei dem Thema Erinnern eine besondere Funktion. Aufschlussreiche Ergebnisse brachte eine repräsentative Umfrage unter österreichischen Politikern und Politikerinnen im Hinblick auf deren Einstellung zur Erinnerungs- und Gedenkkultur.

Erst das Dokumentieren von und das Forschen über geschichtliche Abläufe ermöglicht es, ein fundiertes und differenziertes Bild über die Vergangenheit zu vermitteln. Nicht zuletzt tragen Institutionen wie das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) und die Österreichische Gesellschaft für Exilforschung (öge) dazu bei, die Sensibilität für heutige gesellschaftliche Entwicklungen zu schärfen. Als Vermittlungsprojekt für Schüler und Schülerinnen wird die "Weiße Flecken"-Zeitung vorgestellt. Seit 2005 recherchierten Schüler und Schülerinnen zu jenen Ereignissen, die in Printmedien der NS-Zeit nicht thematisiert wurden und gaben eine eigene Zeitung heraus, mit der diese Lücken gefüllt wurden.

Mit dieser Schwerpunktausgabe der Spurensuche wird ein Beitrag zur kritischen Diskussion im Sinne von "Denken und Gedenken!" geleistet.
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