Buchpräsentation: Armut in Österreich

06.07.2009, Text: Barbara Kreilinger, VÖV
Kürzlich wurde in der Hauptbücherei in Wien das Handbuch "Armut in Österreich" vorgestellt. Es schließt Wissenslücken durch sytematische Aufbereitung von vorhandenen Daten.
Information mit System
Bereits in der Einleitung beziehen sich die HerausgeberInnen Dimmel, Heitzmann und Schenk auf die vielfältigen Ursachen von Armut: Alleinerziehende, Großfamilien, Personen ohne österreichische StaatsbürgerInnenschaft, Personen, mit einem Niedrigeinkommen, etc. Sie weisen u.a. auch auf das "Europäische Jahr 2010 zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung" hin. Die EU fordert ihre Mitgliedsstaaten auf, bis 2010 Armut entscheidend zu bekämpfen. Dafür sind unterschiedliche Informationen notwendig. Das Ziel dieses Handbuchs ist es, Wissenslücken zu schließen sowie bereits vorhandenes Wissen systematisch aufzubereiten. Die HerausgeberInnen lassen sich dabei von der Annahme leiten, dass politische Demokratie (Hannah Arendt) auch soziale Demokratie voraussetzt. Damit meinen sie die materielle und soziokulturelle Teilhabe.

Von sozialer Ungleichheit zu Perspektiven
Das Handbuch gliedert sich in fünf Abschnitte und ermöglicht der Leserin einen breiten Einblick in das Thema. Der inhaltliche Bogen spannt sich von sozialer Ungleichheit und Armut, Ursachen und Folgen von Armut zu AkteuerInnen, Instrumenten und Maßnahmen der Bekämpfung um in den letzten beiden Abschnitten, Armutsdiskurse und Perspektiven zu beleuchten.  Obwohl sich ein Artikel der Geschlechterperspektive widmet, gelingt es nicht, eine gendersensible Sprache einzuführen. Durch die Vielfalt der AutorInnen wird nicht nur Wissen vermittelt, darüber hinaus werden sowohl theoretische Konzepte als auch praktische Beispiele besprochen. Auch bestimmte Erscheinungsformen von Armut werden vertieft, so z.B. Armut im ländlichen Raum. Neben europäischen Beispielen, werden Vor- und Nachteile des österreichischen Sozialsystems besprochen.

Resümee
Über die Vorschläge zur Armutsbekämpfung kann man durchaus geteilter Meinung sein. Gerade dadurch regt das Handbuch, zum Weiterdiskutieren und Verändern an. Die HerausgeberInnen fordern schließlich, die Agenda der Armutsbekämpfung im Sinne eines „mainstreaming“ in alle Politikfelder (von Bildungs- bis Verkehrspolitik) zu verankern und dabei Lösungsansätze aus
anderen Ländern zu berücksichtigen. Der Forderung Sozialpolitik als Politik sozialer Inklusion stärker denn je aus demokratiepolitischer Sicht und nicht nur aus wirtschafts- oder sozialpolitischer Sicht zu argumentieren, kann sich die Leserin nur anschließen.

Handbuch Armut in Österreich
HrsgIn. Dimmel, Nikolaus; Heitzmann, Karin; Schenk, Martin
StudienVerlag Innsbruck, Innsbruck, Wien, Bozen 2009. 776 Seiten
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