Zweiter Bildungsweg: Technische Intensivausbildungen gegen Fachkräftemange

16.11.2008, Text: Michaela Schneider, BFI Österreich
Kürzlich eröffnete das bfi Wien einen weiteren Standort seines Berufsausbildungszentrums (BAZ). Zielgruppe sind 19- bis 40-jährige, die einen Lehra
BAZ 3 feierlich eröffnet
Zahlreiche Festgäste kamen anlässlich der Eröffnung des dritten bfi-Wien-Berufsausbildungszentrums im ehemaligen Philips-Werk im 23. Wiener Gemeindebezirk zusammen. VertreterInnen aus Politik, Wirtschaft und Forschung sowie des Arbeitsmarktservice (AMS) würdigten die nachhaltigen Verdienste des bfi Wien um die Ausbildung von FacharbeiterInnen: Tanja Wehsely, Abgeordnete zum Wiener Landtag, hob hervor, dass das bfi Wien mit seinen Berufsausbildungszentren jene auffängt, die aus dem primären Lehrstellenmarkt hinausfallen. Ingeborg Friehs, stellvertretende Landesgeschäftsführerin des AMS Wien, lobte "Effektivität und Kostenbewusstsein," die BAZ und bfi Wien zum kompetenten Partner des AMS gemacht haben, und unterstrich, dass das BAZ geänderte Berufsanforderungen flexibel in seine Ausbildungen einbezieht. Egon Blum, Beauftragter der österreichischen Bundesregierung für Jugendbeschäftigung und Lehrlingsausbildung, betonte, das BAZ "kompensiert einen Teil der seitens der Wirtschaft zu wenig angebotenen Lehrplätze."

Eine anschließende Besichtigung der Werkstätten und Schulungsräume bot einen ersten Einblick in den Ausbildungsalltag der angehenden FacharbeiterInnen.

Zielgruppe 19- bis 40-Jährige: Einen Lehrabschluss nachholen
Derzeit bereiten sich rund 90 Personen in den ehemaligen Philips-Werkhallen in der Gutheil-Schoder-Gasse auf ihre zukünftige berufliche Tätigkeit vor. Ihr gemeinsames Ziel ist die Ablegung der FacharbeiterInnenprüfung – in den Lehrberufen
  • Mechatronik,
  • Zerspanungstechnik,
  • Elektroinstallationstechnik und
  • WerkzeugmaschineurIn.
Finanziert wird dieses Qualifizierungsangebot aus Mitteln des AMS und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit (BMWA).

FacharbeiterInnen-Intensivausbildungen seit 1987 am BAZ
Das bfi Wien ist ein Pionier auf dem Gebiet von Intensivausbildungen für FacharbeiterInnen: Seit mittlerweile über 20 Jahren bietet das BAZ Menschen die Möglichkeit, einen Lehrabschluss nachzuholen. Konkret steht diese Chance Personen mit einem Mindestalter von 19 Jahren offen, die über keine verwertbare Berufsausbildung verfügen oder eine Lehre abgebrochen haben. Dieser innovative Ausbildungsweg qualifiziert für Berufe in den Bereichen
  • Bau,
  • Holz,
  • Metall,
  • Elektro und
  •  EDV.
Die rechtliche Grundlage dafür bildet das Berufsausbildungsgesetz. Die Ausbildungsdauer beträgt dreizehn bis siebzehn Monate. Praktika bei einschlägig tätigen Unternehmen sind fester Bestandteil der Lehrgänge. Der Ausbildungserfolg gibt dem BAZ-Modell Recht: 94% der TeilnehmerInnen bestehen die kommissionelle Abschlussprüfung auf Anhieb, ein Drittel davon sogar mit Auszeichnung.

Mehr Frauen in Handwerk und Technik
Der Frauenanteil in den Intensivausbildungen liegt zurzeit bei 15%. Wilfried Weiss, Leiter des BAZ, und sein Team sind bestrebt, diesen Prozentsatz zu erhöhen. Deshalb bietet das BAZ in Kooperation mit dem AMS Wien ein spezielles Förderprogramm zur Qualifizierung von Frauen in technischen Berufen an. Über vierzehn Wochen hinweg erhalten interessierte Frauen einen Einblick in die FacharbeiterInnen-Intensivausbildung in Metall-, Elektro- und EDV-Berufen. In einer ersten Phase der Berufsorientierung lernen sie diverse Berufsfelder im technischen Bereich kennen und können sich über Berufsaussichten informieren. Danach erlernen sie verschiedene Grundfertigkeiten in den genannten Bereichen und fertigen schließlich einfache Werkstücke an. Auch der jährlich stattfindende Wiener Töchtertag beschert dem BAZ einen regen Zustrom und soll Mädchen und junge Frauen dazu ermutigen, technische und handwerkliche Berufe zu ergreifen.
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