Content-Strategie: "Die Zielgruppe ist das Maß der Dinge"

09.07.2019, Text: Karin Kulmer (seit 05/2023: Karin Lamprecht), Redaktion/CONEDU
Wie Bildungsorganisationen ihre TeilnehmerInnen online auf Bildungs-, Beratungs- und Informationsangebote aufmerksam machen können, war Thema beim wEBtalk am 28. Juni.
Video: CC BY 4.0, CONEDU, auf youtube.com
Im digitalen Zeitalter suchen immer mehr Menschen online nach Weiterbildung oder informieren sich zu Bildungsthemen. Sinnvoll aufbereiteter Content kann ihnen dabei helfen, sich in der Fülle an Informationen zu orientieren und die passenden Angebote zu finden. Grund genug für Bildungseinrichtungen, sich mit Content-Strategie auseinanderzusetzen. Was es dabei zu berücksichtigen gilt, erklärte Content-Strategin Irene Michl beim wEBtalk. Doris Hirschmann vom DIPF | Leibnitz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation und Michelle Mathys vom Schweizerischen Verband für Weiterbildung SVEB teilten ihre Erfahrungen mit der Thematik.

 

Content-Strategie: koordinierte Erstellung, Veröffentlichung und Verbreitung von Inhalten

Was versteht man überhaupt unter Content bzw. Content-Strategie? "Content steht für die Verbindung zwischen Organisation und KundInnen", erklärte Irene Michl. "Man entscheidet selbst, ob das ein verbindendes oder trennendes Element ist." Content-Strategie bedeute, Inhalte zu planen, zu produzieren, an der richtigen Stelle auszuspielen und gegebenenfalls auch wiederzuverwerten. Ein einheitlicher Auftritt und übereinstimmende Botschaften in allen Kanälen sei dabei unerlässlich, so die Content-Strategin. Durch sorgfältige Planung können Bildungseinrichtungen demnach Zeit und Geld in der Umsetzung sparen.

 

"Kennen Sie Ihre Zielgruppe und viele Ihrer Fragen beantworten sich daraus"

Die Zielgruppe ist Irene Michl zufolge das Maß der Dinge: "Wenn man deren Bedürfnisse, Erwartungen und Medienverhalten kennt, kann man Entscheidungen dementsprechend treffen." Zu wissen, welche Wörter die AdressatInnen eines Textes verwenden, könne helfen, den Text dementsprechend aufzubereiten und so auch leichter über Suchmaschinen gefunden zu werden. Um die Zielgruppe gut beschreiben zu können, empfiehlt Michl mit der Persona-Methode zu arbeiten, der datengestützten Beschreibung einer typischen Nutzerin / eines typischen Nutzers.

 

"Informationen müssen einen direkten Nutzen bringen"

Doris Hirschmann schilderte ihre Erfahrungen beim Deutschen Bildungsserver, der in den vergangenen 20 Jahren bereits unterschiedliche Phasen der Content-Entwicklung durchlaufen hat. Während anfangs Verweise zu Internetquellen zentral gewesen seien, habe mittlerweile die Relevanz von Suchmaschinen stark zugenommen. Daher müsse man heute Inhalte auch anders präsentieren – Rahmeninformationen seien wichtiger geworden, zentrale Quellen sollen für BenutzerInnen möglichst rasch verwertbar sein. Der Trend gehe auch stärker zu Beratung und Austausch – "Wo kann ich was finden, wie kann ich was machen?", so Hirschmann. Informationen müssen demnach einen direkten Nutzen bringen, um für Bildungsinteressierte relevant zu sein.

 

Beim schweizerischen Weiterbildungsverband SVEB gehe es vor allem um Weiterbildungsanbieter und Kursleitende als Zielgruppe, so Michelle Mathys. Diese möchte der SVEB unterstützen – beispielsweise wurden Transparenzkriterien entwickelt, mit denen Kursausschreibungen für Bildungsinteressierte passend aufbereitet werden können. Diese beschreiben u.a., was eine Kursbeschreibung beinhalten sollte und wie z.B. Titel, zusammenfassende Beschreibung, Inhalt oder Voraussetzungen adäquat formuliert werden können.

 

Der Weg zu gutem Content: Anfangen und Dranbleiben

Gerade Bildungsportale sehen sich oft mit der schwierigen Aufgabe konfrontiert, für mehrere Zielgruppen relevante Informationen anzubieten – das erschwert die Fokussierung. "Man braucht oft die eierlegende Wollmilchsau", fasste Irene Michl zusammen, "aber man kann sich überlegen: brauche ich mehr Eier oder mehr Milch?" Dies könne zum Beispiel bedeuten, besonders wichtige oder schwer erreichbare Zielgruppen gezielt anzusprechen. Michl ermutigte die TeilnehmerInnen dazu, Dinge auszuprobieren: "Man muss nicht gleich den perfekten Content haben, sondern kann sich Schritt für Schritt verbessern. Auch Doris Hirschmann empfiehlt das "Dranbleiben" als Erfolgsstrategie: "Direkten Kontakt mit der Zielgruppe aufnehmen, immer mal wieder etwas posten, aktuelle Diskussionen aufgreifen." Auf jeden Fall braucht es aber in Bildungseinrichtungen das Bewusstsein darüber, dass Content etwas ist, das nicht dem Zufall überlassen werden sollte.

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