Basisbildung im ländlichen Raum niederschwellig gestalten

22.07.2019, Text: Karin Schnedlitz, Redaktion: Redaktion/CONEDU
MultiplikatorInnen-Trainigs können dieses Ziel unterstützen, sagen die AutorInnen des Handbuchs "MulitplikatorInnen (weiter-)bilden“.
Die Ergebnisse des Projekts stehen für weitere Maßnahmen zur Verfügung: Handbuch, Ergebnisfolder und Informationsfolder
Foto: Alle Rechte vorbehalten, Bildungsnetzwerk Steiermark, Basisbildung – Systementwicklung Steiermark, auf erwachsenenbildung.at
Von 2015 bis 2018 setzten das Bildungsnetzwerk Steiermark, die Österreichischen Urania für die Steiermark und das Institut für Arbeitsmarktbetreuung und –forschung Steiermark das Projekt "Basisbildung – Systementwicklung Steiermark" um. Ziel des Projekts war es, MultiplikatorInnen zu BotschafterInnen für die regionale Basisbildungsarbeit weiterzubilden. Dafür haben die ProjektpartnerInnen erhoben, worauf bei der Implementierung von Basisbildungsangeboten in Regionen zu achten ist und darauf aufbauend ein bedarfsorientiertes Curriculum entwickelt. In einem Handbuch haben die ProjektpartnerInnen ihre Erfahrungen und ihr Vorgehen zusammengefasst. Das Handbuch soll als Praxisbeispiel dienen, um den Transfer in andere Projektregionen zu ermöglichen.

Die Königsdisziplin: Zielgruppe auf dem Land erreichen

Kernproblem von Basisbildung am Land sei die Erreichung der Zielgruppe, schreiben die AutorInnen. Im Vergleich zu urbanen Basisbildungsangeboten seien in ländlichen Regionen klassische Methoden der Kommunikation wie Kursprogramme nicht ausreichend. Gründe dafür können in der mangelnden Anonymität, geringem Selbstvertrauen in die eigenen Kompetenzen, negative Lernerfahrungen, sowie eingeschränkte Mobilität oder (familiäre) Verpflichtungen liegen. Bildungsanbietende können somit durch mangelnden Zugang zur Zielgruppe auch nicht unterstützend und motivierend interagieren, so die AutorInnen.

MultiplikatorInnen als Chance

Eine Möglichkeit, um dieser Herausforderung zu begegnen, könne es sein, MultiplikatorInnen einzusetzen, so die AutorInnen. Personen, welche mit Menschen mit Basisbildungsbedarf privat oder beruflich in Verbindung stehen, können als "Brückenmenschen" vertrauensvolle Erstkontaktmöglichkeiten bieten und mögliche KursteilnehmerInnen für eine Teilnahme motivieren. Diese MultiplikatorInnen ermöglichen es auch die Zielgruppe in ihrem Bedarf zu erkennen und maßgeschneiderte Basisbildungsangebote zu planen. Die bisherige Evaluierung im Rahmen des Projekts zeigt, dass MultiplikatorInnen nachhaltig zu einer gelingenden Implementierung von Basisbildung in ländlichen Regionen beitragen. MultiplikatorInnen können MitarbeiterInnen in Beratungs- und Sozialeinrichtungen, Verantwortliche in Betrieben, Personen in Schlüsselfunktionen von Gemeinden oder Ehrenamtliche sein.

Curriculum für die Aus- und Weiterbildung von MultiplikatorInnen

Teil des Handbuchs ist ein Curriculum, das in seiner ersten Ausführung in vier Module gegliedert ist. Im ersten Modul werden Z.B. die Grundlangen der Basisbildung und die Relevanz und Bedeutung von MultiplikatorInnen erarbeitet. Das zweite Modul wiederum führt die Workshopteilnehmenden in die Lebenssituation von Erwachsenen mit Basisbildungsbedarf ein.
Neben der Curriculum-Entwicklung haben die Projekt-PartnerInnen parallel eine Begleitforschung durchgeführt. Dabei haben sie Good-Practice Erfahrungen in der Arbeit mit MultiplikatorInnen im ländlichen Raum österreichweit analysiert. Außerdem wurden Einzelinterviews und Fokusgruppen mit regionalen AkteurInnen zur Erhebung von Erfahrungen und Problemeinschätzungen in Bezug auf Basisbildung durchgeführt.

 

Auf Basis der daraus gewonnenen Erkenntnisse hat das Projektteam das Curriculum angepasst und drei weitere Module entwickelt, wie im Handbuch beschrieben. Schwerpunkte zielen dabei auf eine Schärfung der Zielgruppenansprache ab, um mehr TeilnehmerInnen zu gewinnen und schwer erreichbare Zielgruppen zu erreichen. Auch für Unternehmen und Ehrenamtliche haben die Projekt-PartnerInnen jeweils ein eigenes Modul entwickelt.

Umsetzungsempfehlungen für weitere Projekte

Die AutorInnen geben im Handbuch auch Umsetzungsempfehlungen auf Basis der Erfahrung mit der Umsetzung der MultiplikatorInnen-Ausbildung. Z.B. zeigte sich, dass es schwieriger ist MultiplikatorInnen zu gewinnen, wenn nicht im Voraus klar kommuniziert wird, was man von ihnen erwartet. Die AutorInnen schlagen daher vor, die Termine für eine Weiterbildung im Vorfeld festzulegen und zu dokumentieren - z.B. über einen Flyer. Interessierte können diesen dann mitnehmen und ihre Termine mit den Workshops abstimmen. Für alle Schulungen empfehlen die AutorInnen am Anfang einer Workshopreihe ein Vernetzungsmodul anzubieten, in dem Aufgaben und Grenzen von MultiplikatorInnen geklärt und Erwartungen kommuniziert werden können.

 

Die überarbeitete Version des Curriculums enthält auch eine Vorbereitungsphase, um regionale Partnerschaften gründen zu können. Das soll dabei helfen, zukünftige MultiplikatorInnen besser ansprechen und motivieren zu können, sich für die Maßnahme zu entscheiden.

Über das Projekt

Als Projektregionen für die Umsetzung des Curriculums haben die ProjektpartnerInnen das Obere Murtal (Bezirke Murtal und Murau) und Liezen gewählt. Beide Regionen hatten zum Projektstart einen Bedarf an verbesserter Zielgruppenerreichung für bereits vorhandene wie auch künftige Basisbildungsangebote. Für beide Regionen haben die Projekt-PartnerInnen ein regionsspezifisches Vorgehen gewählt und ein passendes Konzept für die jeweilige Region entwickelt.


Das Netzwerkprojekt wurde aus Mitteln der Europäischen Sozialfonds, des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung des Landes Steiermark, gefördert.

Weitere Informationen:
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