Mehr Zusammenarbeit im Bildungsbereich zwischen EU-Mitgliedsstaaten

25.06.2009, Text: Johanna Steiner, Online-Redaktion
Neuer strategischer Rahmen für die Zusammenarbeit zwischen den EU-Mitgliedsstaaten bei der Reform ihrer Systeme der allgemeinen und beruflichen Bildung.
Europäische Kooperation hinsichtlich Bildung
Die Verantwortung für die Systeme der allgemeinen und beruflichen Bildung obliegt den Nationalstaaten. Dennoch gibt es Herausforderungen, die allen EU-Staaten gemein sind. Dazu zählen der Bedarf an Arbeitskräften mit den aktuell richtigen Qualifikationen, die demographische Überalterung der Gesellschaft und der zunehmend starke internationale Wettbewerb. Diese gemeinsamen Herausforderungen bedürfen verstärkter Kommunikation und Erfahrungsaustausch zwischen den Staaten, vor allem wenn es darum geht, die Bildungssysteme zu reformieren und für diese Herausforderungen zu stärken. Daher wurde ein neuer strategischer Rahmen entwickelt, in dem der Ausbau der Zusammenarbeit hinsichtlich der allgemeinen und berufichen Bildung zwischen den EU-Staaten vereinbart wurde.

Der aktualisierte strategische Rahmen
Die Europäische Kommission schlägt vor, die europäische Zusammenarbeit auf dem Gebiet der allgemeinen und beruflichen Bildung bis 2020 an folgenden vier strategischen Zielen auszurichten:
  • lebenslanges Lernen und die Mobilität von Lernenden Wirklichkeit werden
    lassen
  • die Qualität und die Effizienz des Bildungsangebots und seiner Ergebnisse
    verbessern
  • Gerechtigkeit und aktiven Bürgersinn fördern
  • Innovation und Kreativität (einschließlich unternehmerischen Denkens) auf
    allen Ebenen der allgemeinen und beruflichen Bildung fördern

Für 2010 wurden fünf EU-weite Benchmarks festgelegt. Diese dienen als Orientierungshilfen, um den Fortschritt in den Bildungssystemen auf europäischer Ebene zu messen:

  • Senkung des Anteils von SchulabbrecherInnen auf einen Durchschnittswert von höchstens 10%
  • Steigerung der Gesamtzahl der HochschulabsolventInnen mathematischer, naturwissenschaftlicher und technischer Fächer um mindestens 15%, wobei gleichzeitig das Geschlechterungleichgewicht abnehmen sollte
  • Erreichen einer Quote von mindestens 85% der 22-Jährigen, die die Sekundarstufe II abgeschlossen haben
  • Halbierung des Anteils der 15-Jährigen, die im Bereich der Lesekompetenz, der mathematischen Kompetenz und der wissenschaftlichen Kompetenz schlechte Leistungen erzielen, und
  • Erreichen eines Durchschnitts der Erwachsenen im erwerbsfähigen Alter, die sich am lebenslangen Lernen beteiligen, von mindestens 12,5%

Eines der längerfristigen Ziele bis 2020 betreffend der Erwachsenenbildung ist, dass 15% der Erwachsenen am lebenslangen Lernen teilnehmen.

Dieser vom Europäischen Rat angenommene neue strategische Rahmen für die Reform der nationalstaatlichen Bildungssysteme ist ein wichtiges Signal in der derzeitigen Wirtschaftskrise. Ján Figel, der Europäische Kommissar für allgemeine und berufliche Bildung, Kultur und Jugend, begrüßte die Entscheidung: „Ich bin sehr froh, dass wir eine Einigung über den neuen Rahmen für die Zusammenarbeit erzielt haben, der unsere gemeinsamen Aktivitäten in den kommenden Jahren lenken wird. Die vereinbarten Prioritäten betonen die wichtige Rolle, die die allgemeine und berufliche Bildung in der Gesamtdebatte über die Wirtschafts- und Sozialreformen spielen muss. Außerdem unterstreichen sie die entscheidende Bedeutung des lebenslangen Lernens für eine rasche und dauerhafte wirtschaftliche Erholung von der derzeitigen Krise sowie für die Meisterung der langfristigen Herausforderungen der wissensbasierten Gesellschaft", so Figel auf der Website der Kommission.

Schlussfolgerungen des Europäischen Rates
Der Europäische Rat fordert die EU-Staaten auf, bis 2020 die Kooperation auf dem Gebiet der allgemeinen und beruflichen Bildung und auf der Basis der vier genannten strategischen Ziele zu forcieren. Weiters sind die Nationalstaaten dazu angehalten, auf der Basis ihrer nationalen Prioritäten, Maßnahmen, die ausgerichtet sind auf die Erreichung dieser Ziele, ins Auge zu fassen. Zusätzlich zu den Zielen im strategischen Rahmen empfielt der Rat, an den Bereichen Mobilität, Employability und Lernen von Sprachen weiter zu arbeiten.

Weitere Informationen