MultiplikatorInnen für Basisbildung sensibilisieren: Ein Modellprojekt

15.04.2019, Text: Marlies Zechner, Bildungsnetzwerk Steiermark, Redaktion: Lucia Paar, Redaktion/CONEDU
Um regionale BasisbildungsanbieterInnen bedarfsorientiert zu unterstützen, hat das Bildungsnetzwerk Steiermark ein Konzept entwickelt.
Als Grundlage für weiterführende strategische Maßnahmen haben die ProjektpartnerInnen ein Handbuch, einen Ergebnisfolder sowie einen Informationsfolder über Basisbildungsangebote entwickelt.
Foto: Alle Rechte vorbehalten, Bildungsnetzwerk Steiermark, auf erwachsenenbildung.at
Von 2015 bis 2018 führte das Bildungsnetzwerk Steiermark das ESF-Entwicklungsprojekt "Basisbildung – Systementwicklung Steiermark" in den Regionen Oberes Murtal und Liezen in Kooperation mit den Projektpartnern IFA Steiermark und der Österreichischen Urania für Steiermark durch. Ziel des Projekts war es, MultiplikatorInnen in unterschiedlichen beruflichen Kontexten aufzufinden und zu BotschafterInnen für die regionale Basisbildungsarbeit weiterzubilden. Dafür haben die ProjektpartnerInnen erhoben, worauf bei der Implementierung von Basisbildungsangeboten in Regionen zu achten ist und darauf aufbauend ein bedarfsorientiertes Curriculum entwickelt.

Menschen mit Basisbildungsbedarf nutzen Angebote in Regionen kaum

Laut der PIAAC-Studie (2013) verfügen 970.000 der 16- bis 65-jährigen ÖsterreicherInnen nicht über ausreichende Lesekompetenzen, um einfache Texte sinnerfassend erschließen zu können. Auf Basis der im Projekt aufbereiteten Daten von IFA Steiermark kann von einem regionalen Bedarf von 8.100 Personen im Oberen Murtal und 8.800 Personen in der Region Liezen ausgegangen werden. Während in städtischen Regionen der Zugang zu Basisbildungskursen meist durch klassische Bewerbungsformen gelingt, stellt er in ländlichen Regionen eine Herausforderung dar: Regionale AkteurInnen nannten Schamgefühle, Selbstzweifel und die geringe Anonymität als zentrale Gründe dafür. Aus diesem Grund sind in den letzten Jahren einige regionale Basisbildungskurse trotz der hohen Zahl an Personen mit Basisbildungsbedarf nicht zustande gekommen. Die Folge ist, dass sich AnbieterInnen und Angebote vor allem im städtischen Raum konzentrieren, obwohl der Bedarf auch in den ländlichen Regionen gegeben wäre. Um Angebote zielgruppenadäquat zu gestalten und sie in annehmbarer Form "platzieren" zu können, sind daher besondere Strategien erforderlich. Dieses Ziel verfolgte auch das Projekt "Basisbildung – Systementwicklung Steiermark".

97 MultiplikatorInnen für Basisbildung weitergebildet

MultiplikatorInnen sind MitarbeiterInnen in Beratungs- und Sozialeinrichtungen, Verantwortliche in Betrieben, Ehrenamtliche sowie Personen in Schlüsselfunktionen von Gemeinden. Sie können unverzichtbare "Brückenmenschen" darstellen, indem sie Menschen mit geringen Basiskompetenzen bzw. ihr soziales Umfeld motivierend ansprechen, über Basisbildungsangebote informieren und den Erstkontakt zu BildungsanbieterInnen herstellen. Da sie die Bedürfnisse der Zielgruppe(n) aus erster Hand kennen, können sie Bildungsanbietende bei der Entwicklung von passgenauen Angeboten unterstützen.

 

Insgesamt haben im Rahmen des Projekts "Basisbildung – Systementwicklung Steiermark" 97 MultiplikatorInnen an 11 Workshops für Basisbildung teilgenommen (40 Personen im Oberen Murtal und 57 Personen in der Region Liezen). Darüber hinaus fanden mehrere Sensibilisierungsveranstaltungen, Vernetzungstreffen und zwei Fachtagungen statt, wobei insgesamt über 200 Veranstaltungsteilnahmen verzeichnet werden konnten. Als Grundlage für weiterführende strategische Maßnahmen zur MultiplikatorInnenqualifizierung haben die ProjektpartnerInnen die Erfahrungen aus dem Projekt in einem Handbuch zusammengefasst.

Resümee: ProjektparnterInnen empfehlen regional koordinierende Netzwerkstellen

Ein weiteres Ziel des Projekts war es, durch seine Maßnahmen einen Beitrag zur Enttabuisierung von Basisbildung in den Projektregionen zu leisten. Damit die angestoßenen Entwicklungen fortgesetzt werden können, sind kontinuierliche Planungs- und Netzwerkarbeit notwendig. Als grundlegendes Projektergebnis empfehlen die ProjektpartnerInnen daher die Einrichtung von regionalen, koordinierenden Netzwerkstellen, welche institutionsübergreifend agieren und mit dem strategischen Ausbau der regionalen Basisbildungsangebote beauftragt werden. Zudem wurden regionsspezifische Entwicklungsfelder erhoben und an die FördergeberInnen kommuniziert.

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