Lern@Fest: Die Menschen befähigen, die Region mitzugestalten

26.03.2019, Text: Christine Bärnthaler, Redaktion/CONEDU
Die Plattform Erwachsenenbildung Kärnten/Koroška erhielt den DIE-Innovationspreis der Erwachsenenbildung für ihre Bildungsinitiative Lern@Fest. Sie verfolgt das Ziel, durch Weiterbildung und regionales Wissensmanagement gegen Abwanderung und für sozialen Zusammenhalt in ländlichen Regionen zu wirken.
Das Lernfest bietet eine Vielfalt an Aktivitäten.
Foto: Alle Rechte vorbehalten, PEKK/Fotograf: Stefan Wogrin , www.lernfest-kaernten.at
Das österreichische LEADER-Projekt "Lern@Fest – Lebenslanges Lernen in der Region Villach-Umland" wurde kürzlich mit dem DIE-Innovationspreis ausgezeichnet. Lern@Fest ist ein Kooperationsprojekt der 16 gemeinnützigen Erwachsenenbildungseinrichtungen in Kärnten, die in der Plattform Erwachsenenbildung Kärnten/Koroška zusammengeschlossen sind. "Der Initiative ist es gelungen, Chancen zur Schaffung gesellschaftlich relevanter Weiterbildung zu ergreifen, gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stiften und die soziale Teilhabe der BürgerInnen in der Region zu stärken.", so die JurorInnen des Innovationspreises.

Lernen mit allen Sinnen

Im Zeitraum 2017-18 wurden im Rahmen des Projekts insgesamt 75 Veranstaltungen (Vorträge, Workshops, Projekte u.v.m.) an unterschiedlichen Orten, in Gemeindeämtern, Schulen und Einrichtungen der Erwachsenenbildung über die gesamte Region Villach-Umland verteilt, umgesetzt. Gemeinsamer Höhepunkt war das Lernfest, mit über 1.000 BesucherInnen. Das 1. Kärntner Lernfest, fand im Juni 2018 im besonderen historischen Ambiente des Klosters Wernberg statt. Die BesucherInnen konnten sich in zahlreichen Angeboten über die breite Palette der Kärntner Erwachsenenbildung informieren. Beim Fest gab es vielfältige Aktivitäten wie eine "Lernwiese", Workshops und Vorträge zu Ernährung, Gesundheit, Erziehung, altes Handwerk, Digitalisierung und biblische Geschichten zu hören und zu erleben. Den Abschluss bildete ein heiter-besinnliches Kabarett vom Familienseelsorger der Diözese.

Partizipation und Zusammenarbeit als Gelingensfaktoren

Eines der wesentlichen Erfolgsfaktoren des Projektes Lern@Fest sei, dass es in einem einjährigen regionalen Wissensmanagement-Prozess "bottum-up" konzipiert und umgesetzt wurde. "Die Beteiligung hat nicht nur dazu beigetragen, dass im Bildungsprogramm für jeden etwas dabei ist, sondern mehr noch, sie stiftet Gemeinsinn und wirkt wie 'Klebstoff" in einer individualisierten Gesellschaft", sagt Ernst Sandriesser, Mitinitiator und inzwischen Bundesgeschäftsführer des Forums Katholischer Erwachsenenbildung in Österreich. Dabei waren 16 gemeinnützige Erwachsenenbildungseinrichtungen, politische EntscheidungsträgerInnen, Jugendliche und wichtige StakeholderInnen aus der Region beteiligt.

Weiterbildung als Ressource für den sozialen Zusammenhalt

Um mit dem Projekt Lern@Fest nachhaltige Wirkung zu erzeugen, haben die InitiatorInnen im Vorfeld ab Mai 2017 vier Maßnahmenbereiche umgesetzt, um die Gemeinden der Region für Bildung zu sensibilisieren. Darunter ist ein partizipativ entwickelter Bildungskatalog für bürgerInnenorientierte Veranstaltungen, ein BürgerInnenbeteiligungsprozess für ehrenamtliches Engagement in den beteiligten Gemeinden, Maßnahmen für Familien und SeniorInnen zur Klimawandelanpassung sowie eine Maßnahme zur Begleitung von Jugendlichen im Übergang von Schule zu Beruf.

 

All diese Aktivitäten zielen darauf ab, der Abwanderung gut qualifizierter BewohnerInnen vorzubeugen. Bildungswissenschaftlerin und Jurorin Carola Iller drückt in Ihrer Laudatio zum Innovationspreis aus, dass das Projekt auch deshalb vorbildlich sei, weil es nicht nur auf die AdressatInnen von Bildungsangeboten ausgerichtet ist, sondern auf die Region als Ganzes. Erwachsenenbildung und der Prozess der Bildungsplanung wird im Projekt als Teil der regionalen Entwicklung begriffen: "Erst so kann Erwachsenenbildung zum Abbau von regionalen Disparitäten beitragen, indem sie die Menschen befähigt, die Region mitzugestalten und Entwicklungsprozesse anzustoßen", so Iller.

Lernfeste und Lernfestivals als kreative Methode der Erwachsenenbildung

Lernfeste oder Lernfestivals haben sich europaweit in Gemeinden und Regionen als eine kreative Methode der Erwachsenenbildung und des Lebenslangen Lernens etabliert. Für die beteiligten AkteurInnen bietet das Lernfest eine Plattform, um ihre Weiterbildungsangebote auf kreative Weise sichtbar zu machen oder ihr Thema einem breiten Publikum vorzustellen und die BesucherInnen aller Altersgruppen zum Mitmachen und Ausprobieren zu motivieren. ErwachsenenbildnerInnen erproben beim Lernfest neue Lehr- und Lernformen, knüpfen Kontakte mit anderen Bildungseinrichtungen und neuen Zielgruppen, lernen regionale AkteurInnen kennen oder nutzen die Gelegenheit, um sich selbst weiterzubilden. Lernfeste werden als Methode der Erwachsenenbildung in einem partizipativen Ansatz entwickelt und umgesetzt, bei dem regionale Bildungseinrichtungen, die Wirtschaft, Kultur, Vereine, Schulen und engagierten Personen in einem moderierten Prozess zusammenwirken (siehe auch Ansatz "Lernende Regionen"). Die Schweizer Stadt Winterthur ruft z.B. derzeit zur Beteiligung am Lernfestival am 13./14.09.2019 auf.

Weitere Informationen:
Quelle: EPALE E-Plattform für Erwachsenenbildung in Europa

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