Studie zu Trends in der hochschulischen Bildungs- und Berufsberatung
Heterogenität der Zielgruppen nimmt zu
Die Zielgruppen hochschulischer Bildungs- und Berufsberatung werden aufgrund zunehmend individualisierter Bildungs- und Berufskarrieren vielfältiger. Studierende von Nischen-Studien, StudienabbrecherInnen, Personen, die die Studienberechtigung am 2. Bildungsweg erlangen möchten, WiedereinsteigerInnen und erwerbstätige Studierende stellen besondere Anforderungen für Bildungs- und BerufsberaterInnen dar. 46% der Befragten schätzen außerdem, dass die Beratung von Personen mit psychischen Problemen oder körperlichen Beeinträchtigungen mittelfristig (bis ca. 2020) eine der größten Herausforderungen für BeraterInnen darstellen wird.
Wie sich Migration und Fluchtbewegungen zukünftig auf die Bedarfe in der Bildungs- und Berufsberatung auswirken werden, erscheint schwer vorherzusagen, so die Studie. 57% der TeilnerhmerInnen an der Online-Umfrage sehen die Beratung von Personen mit Migrationshintergrund mittelfristig als eine der wesentlichsten Herausforderungen. Die kulturelle Vielfalt ist laut Studie bereits sichtbar: Beratungs-KundInnen haben zunehmend häufiger (hochschulische) Abschlüsse aus anderen Ländern, deren Anerkennung am österreichischen Bildungs- und Arbeitsmarkt oftmals schwierig ist.
KundInnen durch den Informatuionsdschungel führen
68% der online Befragten sehen es mittelfristig als zentrale Herausforderung für BeraterInnen und KundInnen, sich bei der Vielzahl an Informationen zurecht zu finden. Viele KundInnen recherchieren selbst und kommen bereits sehr informiert in die Beratung. Dabei bestehe die Gefahr, dass diese Informationen falsch oder veraltet sind. Unterstützung bei der Bündelung, Sortierung und Bewertung der Informationen bilden hier zentrale Aufgaben in der Bildungsberatung.
Diese Entwicklung könne man auch am Bildungsmarkt beobachten. Die Vielzahl an Zertifikaten und möglichen Abschlüssen führen oft dazu, dass KundInnen den Durchblick verlieren. Die BeraterInnen müssen hierbei über das Aus- und Weiterbildungsangebot informiert bleiben und wissen, welche Abschlüsse am Arbeitsmarkt anerkannt sind.
Zu diesen Unsicherheiten komme hinzu, dass aufgrund der starken Veränderungen in der Arbeitswelt und im Bewerbungsprozess KundInnen oftmals keine Vorbilder haben, an denen sie sich orientieren können. Denn diejenigen, die die Phase der Berufsorientierung bereits durchlaufen haben, fanden noch andere Bedingungen in der Arbeitswelt vor, liest man in der Studie. Dadurch seien KundInnen teilweise fehlinformiert oder haben überzogene Erwartungen. BeraterInnen müssen sich daher selbst am Laufenden halten und Aufklärungsarbeit leisten.
Beratungs-KundInnen bei Unsicherheit und Frustration motivieren
58% der Befragten sehen eine Schwierigkeit darin, berufliche Interessen und Fähigkeiten mit den Bedingungen der Arbeitswelt zu verbinden. Denn aufgrund der Dynamik in der Arbeitswelt sei es schwierig, klare Aussagen zu den Berufsmöglichkeiten zu machen. Bis Studierende ihre Ausbildung abgeschlossen haben, können sich die Arbeitsmarktanforderungen ändern. Daher ist es nach Meinung der befragten ExpertInnen besser, das Hauptaugenmerk auf die Fähigkeiten der Personen und nicht so sehr auf die berufliche Verwertung eines Studiums zu richten.
Ein zentrales Thema in der Beratung sind laut Studie auch Situationen, die BeraterInnen und KundInnen nicht beeinflussen können. So braucht die Möglichkeit, einen Job zu bekommen, auch etwas Glück. Beispielsweise muss gerade eine offene Stelle verfügbar und ausgeschrieben sein. Kommen dann noch Situationen hinzu, die die beruflichen Möglichkeiten zusätzlich einschränken, wie gesundheitliche Probleme oder familiäre Verpflichtungen, erzeuge dies oftmals Gefühle von Existenzangst und Frustration bei den KundInnen. Die steigende AkademikerInnen-Arbeitslosigkeit verstärke diesen Druck zusätzlich. Um die Motivation aufrechtzuerhalten, wenn KundInnen längere Zeit arbeitsuchend sind oder ein Studium frühzeitig abbrechen möchten, brauchen die BeraterInnen soziale Kompetenz und oft auch viel Geduld, so die Befragten.
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