Neuerscheinung zur Erwachsenenbildungsforschung in Österreich
Facettenreiche Forschungslandschaft in einem Sammelband erkundet
"Unbewohnt, dicht, temporär oder kaum bewohnt" und "felsig, sandig, waldig, kultiviert, wild" - mit all diesen Bildern beschreiben die HerausgeberInnen Daniela Holzer, Bettina Dausien, Peter Schlögl und Kurt Schmid die vielen Facetten aktueller österreichischer Forschungsansätze zur Erwachsenenbildung. Ihr Ziel war es, diese in einer Publikation zu erkunden und dabei zumindest möglichst vielen Themenfeldern Raum zu geben. Ergebnis ist, so die HerausgeberInnen, "ein vielstimmiges und ergebnisreiches Buch".
Diskurs durch kollaboratives Schreiben vorangetrieben
Um möglichst viele Personen in die Publikation einzubeziehen und nicht nur einzelne wenige sprechen zu lassen, haben die HerausgeberInnen die AutorInnen vor die Herausforderung gestellt, Teams zu bilden und in diesen Teams auch die Artikel zu verfassen. Durch den kollaborativen Schreibprozess sollte der Diskurs innerhalb der jeweiligen Themenfelder vorangetrieben werden, was laut den HerausgeberInnen trotz der vielfach sehr engen Bedingungen des Wissenschaftsbetriebs auch gelang.
Die Inhalte: Beobachtungen von verschiedenen Inseln aus
Die insgesamt fast 40 AutorInnen widmen sich in ihren Beiträgen sowohl systematischen Überblicken über Themen- und Forschungsfelder als auch spezifischen Forschungsergebnissen. Sie bilden ab, welche Themen in der Erwachsenenbildungsforschung aufgegriffen werden und wie diese Forschungen in die österreichische Diskussion eingebettet sind. "Der vorliegende Band ist kein Handbuch österreichischer Erwachsenenbildungsforschung, will es auch nicht sein, aber er versammelt zahlreiche Beobachtungen von verschiedensten Inseln aus", so die HerausgeberInnen zusammenfassend.
So reichen die Inhalte der Publikation von der Geschichte der Erwachsenenbildung in Österreich, über Wissenschafts- und Erkenntnistheorie und -methodik im Hinblick auf Erwachsenenbildungsforschung bis hin zur Beforschung spezifischer Handlungsfelder der Erwachsenenbildung - etwa Migration und Erwachsenenbildung, Bildungsberatung, Bildung im Dritten Lebensalter oder dem Nutzen beruflicher und betrieblicher Weiterbildung. Auch Professionalität und Qualität in der Erwachsenenbildung sind Thema der vorliegenden Publikation.
Trotz der Bemühungen der HerausgeberInnen um eine Zusammenschau der Forschungsthemen konnten einige Themenfelder nicht in der Publikation abgebildet werden: Biographieforschung, Gender-Perspektiven oder theoretische Positionen zum Begriff der (Erwachsenen-)Bildung. Zu den Bereichen der kritischen Erwachsenenbildung oder der politischen Bildung, aber auch der beruflichen, arbeitsplatznahen oder betrieblichen Weiterbildung gibt es zwar Artikel, ein systematischer Forschungsüberblick bliebe hierzu aber zu wünschen, so die HerausgeberInnen.
Beispiel: Überblick über Beratung, Beratungsangebote und Beratungsforschung
Karin Gugitscher, Birgit Schmidtke, Peter Schlögl und Wolfgang Kellner setzen sich in ihrem Artikel mit Beratung im Zusammenhang mit Bildung und Beruf auseinander. Sie zeichnen die Entwicklung der Bildungs- und Berufsberatung als (erwachsenen-)pädagogisches Handlungsfeld nach, und bieten einen Überblick über Angebots- und Förderstrukturen, Professionalisierung von Beratung und aktuelle Forschungs- und Entwicklungsfelder der Beratung. Fazit ihrer Ausführungen ist, dass es in Österreich kaum theoriegenerierende empirische Forschung zur Bildungsberatung gibt, die Beratungspraxis und Entwicklungen im Rahmen der "Initiative Bildungsberatung" aber durch Forschung begleitet wird.
Magazin erwachsenenbildung.at versuchte schon 2009 ein Bild der Forschungslandschaft zu zeichnen
"Facettenreich" war auch einer der drei Begriffe des Untertitels der Ausgabe 7/8, 2009 des Magazin erwachsenenbildung.at (Meb). Die Redaktion versuchte damals - ähnlich wie die HerausgeberInnen der "Forschungsinseln", die Landkarte der Erwachsenenbildungsforschung in Österreich nachzuzeichnen. Dass daraus eine Doppelausgabe wurde, zeigt die inhaltliche Breite der Forschungszugänge und -themen. Fazit der Ausgabe: "DIE Theorie der Erwachsenenbildung gibt es ebenso wenig wie EINE Forschungsmethodik. Vielmehr herrscht Pluralität, was die Zugänge, die Rezeption aus anderen Disziplinen sowie die Auswahl der Methoden betrifft", so Herausgeberin Elke Gruber im Editorial.
Holzer, Daniela/Dausien, Bettina/Schlögl, Peter/Schmid, Kurt (Hrsg.) (2018): Forschungsinseln. Beobachtungen aus der österreichischen Erwachsenenbildungsforschung. Göttingen: Waxmann (Beiträge zur Bildungsforschung, Band 3), EUR 29,90, ISBN: 978-3-8309-3780-7
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