Bildung als Zufriedenheitsfaktor im Alter

01.10.2018, Text: Christine Bärnthaler, Redaktion/CONEDU
Anlässlich des Internationalen Tages der älteren Generation am 1. Oktober stellt sich die Frage, wie Erwachsenenbildung zu einem aktiven Altern beitragen kann. (Serie: Generationen in der Erwachsenenbildung)
Erwachsenenbildung kann Lebenszufriedenheit bis ins hohe Alter ermöglichen
Foto: CC0 Public Domain, https://pixabay.com
Der demografische Wandel in Europa verändert die Struktur, die Bedingungen und Aufgaben von Erwachsenenbildung. Es stellt sich die Frage, wie Erwachsenenbildung als Faktor aktiven Alterns wirksam werden kann. Der Internationale Tag der älteren Generation am 1. Oktober (International Day of Older Persons) bietet Gelegenheit, einen Blick darauf zu werfen, welchen Beitrag die Erwachsenenbildung zu einem aktiven Altern leisten kann.

 

Bildungsaktivitäten ermöglichen Lebensqualität und Empowerment bis ins hohe Alter

Ein Fünftel (19,4%) der europäischen Bevölkerung ist laut EUROSTAT-Erhebung 2017 über 65 Jahre alt, der Trend der Alterung der Gesellschaft wird in den nächsten Jahren noch an Dynamik gewinnen. Besonders für ältere Menschen ist es besonders wichtig, ihre Lebensqualität zu erhalten. Erwachsenenbildung bedeutet für viele Ältere mehr als Zeitvertreib. Sie ist laut dem österreichischen Bildungsforscher Arthur Schneeberger und der Soziologin Dagmar Heidecker wichtig zur Ermöglichung von Partizipation und Mitgestaltung sowie Empowerment von älteren Menschen in unserer Gesellschaft. Sie kann zur Bewältigung von Veränderungen, Erhaltung der Gesundheit und Eigenständigkeit sowie zur Weiterentwicklung der Persönlichkeit beitragen. In einer Gesellschaft, in der das Pensionsalter und die Altersarmut steigen, kann sie auch zur ökonomischen Notwendigkeit werden.

 

Besondere Bildungsangebote für Menschen im höheren Alter

Laut einer DIE Studie wird die Bildungsbeteiligung älterer Menschen alleine aus demografischen Gründen weiter zunehmen, jedoch müssen die Trends für die Altersgruppen und Bildungsangebote differenziert betrachtet werden. Im Alter kumulieren auch zahlreiche Bildungsbarrieren wie Nichtbeschäftigung, geringer Bildungsabschluss, geringes Einkommen, schlechte Gesundheit und fehlende Lernbereitschaft. Ältere Menschen haben laut dem Bildungsexperten Ortfried Schäfter sowohl Bedarf an speziellen altershomogenen Weiterbildungen als auch an Angeboten intergenerationellen Lernens. Die Angebote sollten sich durch Themen und Vermittlungsmethoden von den allgemeinen Methoden unterscheiden, um Lern- und Leistungspotenziale älterer Menschen zu fördern und an „altersspezifischen Relevanzstrukturen und Lebenserfahrungen" anzuknüpfen.

 

Ältere Menschen haben ein noch ungenutztes Bildungspotenzial

Dass Lernen im Alter nicht nur formal, sondern auch als Selbstbildung und auf dem Hintergrund biografischer Reflexion stattfindet, zeigt Alterswissenschaftlerin Sylvia Kade auf. Lernen umfasst laut Kade auch im höheren Lebensalter Elemente formaler und informeller Bildung, erfolgt zunehmend über Medien und intergenerationell. Somit stehen den neuen Herausforderungen einer alternden Gesellschaft Bildungspotenziale älterer Menschen gegenüber, die als Kompetenzen erkannt und gefördert werden können und sollten. Generationsübergreifende Angebote ermöglichen den Dialog, den Wissensaustausch und beugen den Abschließungstendenzen der Altersgruppen vor.

 

Gesundheitsprävention als Bildungsauftrag

Die Lebensphase Alter verlängert sich und auch die Lebensformen im Alter sind einem Wandel unterworfen. Zur Bewältigung dieser Phase ist „lebensbegleitendes Lernen" bezogen auf den Alltag wie auf die Erwerbstätigkeit notwendig. Bildungsanlässe bilden u.a. die Arbeitslosigkeit, Berufs- und Jobwechsel, der Übergang und die Vorbereitung auf die Pensionsphase oder einfach der Wunsch, einmal etwas Anderes zu tun. Die Teilnahme an sozialen Aktivitäten und Bildungsangeboten kann durch gesundheitliche Einschränkungen im Alter beeinträchtigt werden, doch setzt die Pflegebedürftigkeit selten schlagartig ein, sondern entwickelt sich im Zusammenspiel von körperlicher Beeinträchtigung, erlernter Hilflosigkeit und sozialer Inaktivität. Daher kommt der Gesundheitsprävention besondere Bedeutung zu. Da lang andauernde multifaktorielle Erkrankungen gegenüber akuten Erkrankungen zunehmen, empfehlen ExpertInnen, auch neue Präventionsformen zu erlernen.

 

Kulturgeragogik: Kunst als kreatives Werkzeug zum Lernen im Alter

Während sich die Geragogik wissenschaftlich mit der Bildung im Alter beschäftigt, befasst sich Kulturgeragogik mit der kulturellen Bildung im Lebensverlauf und bezieht hierzu Erkenntnisse aus der Kulturpädagogik und -vermittlung, ein. Die Lebens- und Bildungserfahrungen, sowie vorhandene Ressourcen und Potenziale stehen dabei im Fokus. Das Kompetenzzentrum für kulturelle Bildung im Alter veranstaltet jährlich den Aktionstag „Lang lebe die Kunst". Durch arrangierte kulturelle Begegnungen zwischen Jung und Alt sowie künstlerisch kreative Auseinandersetzung mit den Themen Wer bin ich? und Wie möchte ich alter(n)? sollen die TeilnehmerInnen vorherrschende Altersbilder kritisch diskutieren und überdenken. Das Medium „Theater" eignet sich laut der wissenschaftlichen Mitarbeiterin des Kompetenzzentrums, Magdalena Skorupa gut dafür, künstlerisch mit Rollenerwartungen, die das Alter- wie auch das Geschlechterbild betreffen, zu spielen. Durch die transformative Kraft der Performance lassen sich gängige Bilder vom Alter stören und verändern.

 

Demografischer Wandel als Chance für intergenerationelles Lernen

Eine besondere Chance sieht der Bildungswissenschaftler Jens Friebe im intergenerationellen Lernen von älteren erfahrenen und jungen weltoffenen Menschen. Laut Friebe macht es Sinn, der Dialog der Generationen gezielt zu unterstützen und zu organisieren, um miteinander aktuelle Probleme zu lösen. Dies gilt auch für Betriebe, denn obwohl in Unternehmen und Institutionen erheblicher Innovationsbedarf existiert und sich der Stellenwert von Wissen und Bildung durch den technologischen Wandel ständig erhöht, werden laut Sozialwissenschaftlerin Sylvia Kade die Potenziale älterer Menschen derzeit in Betrieben noch zu wenig genutzt. Auch sind die Altersstrukturen unausgewogen und der Wissenstransfer zwischen den Generationen erfolgt nicht organisiert. „Arbeit wird qualifizierter, weiblicher, diskontinuierlicher und älter", so Kade. Wenn die Unterschiede zwischen den Generationen zu nicht kommunizierbaren Erfahrungs- und Wissensunterschieden führen, besteht die Gefahr, dass nicht nur die Organisationen, sondern auch deren Programme altern. In den Betrieben und Organisationen sollten daher in Zukunft gleichzeitig der demografische Wandel und der Wandel zu einer Wissensgesellschaft durch neue Formen der Weiterbildung begleitet werden.

Weitere Informationen:
Quelle: EPALE E-Plattform für Erwachsenenbildung in Europa

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