Basisbildung: Aktuelle Perspektiven
Basisbildung in der öffentlichen Wahrnehmung
Fragt man Menschen außerhalb der Erwachsenenbildung zu ihren Assoziationen mit Basisbildung, erhält man ein uneinheitliches Bild. Da denken manche an Lesen, Schreiben und Rechnen lernen oder das, was jede/r von uns nach der Pflichtschule können sollte. Andere wiederum sehen Basisbildung als Voraussetzung, um alleine in einem Haushalt und im täglichen Leben zurechtzukommen.
Aber nicht nur „Fachfremde" sind sich bezüglich einer Definition von Basisbildung uneinig. Auch im Rahmen einer Artikelserie auf erwachsenenbildung.at wurde im vergangenen Herbst intensiv über verschiedene Definitionen diskutiert.
Je unterschiedlicher die Bilder von Basisbildung, umso wichtiger die Diskussion, so Julia Schindler und Sonja Muckenhuber, die Herausgeberinnen einer Magazin-Ausgabe zum Thema. „Raus aus der Bubble!", fordern sie dazu auf, über Basisbildung zu diskutieren. Der schriftliche Diskurs macht die Vielfalt sichtbar, lässt die Schnittflächen der verschiedenen Ansätze erkennen und kann eine Definition teilweise ersetzen.
Menschen mit Basisbildungsbedarf – von Betroffenen zu Beteiligten
ExpertInnen im Feld sind sich einig: Über Menschen mit Basisbildungsbedarf kursieren häufig Vorurteile und abwertende Haltungen. Gerade MigrantInnen mit Basisbildungsbedarf sind häufig von Diskriminierung und Stigmatisierung betroffen, so Rubia Salgado von das kollektiv. Ein zentrales Problem sei es, dass oft über die Menschen geredet werde statt mit ihnen, sagen Silvia Göhring und Martin Leitner von ISOP. Sie fordern, sogenannte „bildungsbenachteiligte" Menschen in den Diskurs einzubeziehen. „Sie können zeigen, was hinter Zahlen und Statistiken steckt und wie es möglich ist, dass in einem Land wie Österreich mit seiner Schulpflicht Menschen nicht ausreichend lesen und schreiben lernen."
Basisbildung als Beruf – prekäre Tendenzen
Bei der Diskussion über Basisbildung dürfen neben TeilnehmerInnen und Programmen auch die BasisbildnerInnen selbst nicht vergessen werden. Sie arbeiten unter schwierigen Bedingungen: Mehrfachbeschäftigung, befristete Dienstverhältnisse und Arbeit in der Freizeit stehen für viele von ihnen an der Tagesordnung. „Das ist auf Dauer unbefriedigend, denn ohne Unterstützungsstrukturen ist individuelle Professionalität nicht zu sichern", schreibt Birgit Aschemann in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift bifeb_aktuell.
Eine Verbesserung der Situation bedarf der gemeinsamen Anstrengungen von FördergeberInnen, VertreterInnen der Einrichtungen und BasisbildnerInnen selbst. Aschemann plädiert in diesem Zusammenhang für eine Selbstvertretung der BasisbildnerInnen in Form eines Berufsverbandes: „Nur BasisbildnerInnen selbst können die eigene Positionierung betreiben, eigene Standards erarbeiten und ihre Professionalität nach außen repräsentieren."
Im November 2018 findet am Bundesinstitut für Erwachsenenbildung (bifeb) ein Workshop statt, bei dem BasisbildnerInnen den eigenen Beruf reflektieren und an dessen Weiterentwicklung mitarbeiten.
- Serie Basisbildung und Öffentlichkeit
- Basisbildung aktuell. Verbindlichkeiten, Abgrenzungen, Gemeinsamkeiten
- bifeb aktuell 2/2018
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