Bildungshäuser und die Bedeutung für die regionale Entwicklung

24.07.2018, Text: Gaby Filzmoser, ARGE Bildungshäuser Österreich
Die ARGE Bildungshäuser Österreich zeigt in einer Studie auf, wie sich die Leistungen der Bildungshäuser auf die regionalen und gesellschaftlichen Entwicklungen auswirken.
Der Bericht "Nachhaltige Gestaltungskraft der ARGE Bildungshäuser Österreich"
Foto: CC BY, Filzmoser, auf erwachsenenbildung.at
Der Bericht zur Studie "Nachhaltige Gestaltungskraft der ARGE Bildungshäuser Österreich" ist nun zum kostenlosen Download verfügbar. Ziel der Studie war es, die regionalen und gesellschaftlichen Leistungen der Bildungshäuser transparent zu machen und vor den Vorhang zu holen. Die Ergebnisse machen den nachhaltigen Einfluss der Bildungshäuser deutlich.

 

Rund 75% der MitarbeiterInnen kommen aus der Region

Die Studie ergab, dass im Schnitt 75% der Bildungshaus-MitarbeiterInnen aus der jeweiligen Region, sprich aus einem Umkreis von 20 km kommen. Im österreichischen Vergleich ist dieser Wert sehr hoch, denn im Durchschnitt arbeiten laut Statistik Austria (2015) mehr als die Hälfte (52,6 %) der österreichischen Arbeitnehmer/innen nicht in ihrer Wohngemeinde.

 

Generell können Bildungshäuser als familienfreundliche Arbeitgeber gesehen werden. Mit dem hohen Frauenbeschäftigungsanteil von 70% und der Teilzeitquote von 37% sind Bildungshäuser ein wichtiger Beschäftigungsort für jungen Eltern. Zusätzlich werden den ArbeitnehmerInnen in 88% der befragten Bildungshäusern flexible Arbeitszeitmodelle angeboten und in manchen Bildungshäusern werden Kinderbetreuungsmöglichkeiten angeboten.

 

Drei Viertel der Bildungshäuser setzen auf ökologische Maßnahmen

41% der Bildungshäuser beziehen ihre Wärme aus Fernwärme und 35% aus Hackschnitzelanlagen, die sie zum Teil selbst betreiben. Ökostrom wird bei 66% der Bildungshäuser bezogen, wovon 5 Bildungshäuser eine eigene Photovoltaikanlage installiert haben und ihren gesamten Strombedarf selbst abdecken. Damit wird auch die gratis Versorgung von E-Fahrzeugen unterstützt. Viele Bildungshäuser unterstützen eine ökologische Anreise der Bildungshausgäste durch Mitfahrbörsen oder Transferdienste.
Der Einkauf von regionalen Lebensmittel und Produkten ist für alle Bildungshäuser fast selbstverständlich. Einige der Bildungshäuser beziehen ihren Bedarf fast gänzlich aus der Region. 50% der Bildungshäuser bieten biologische und Fair-Trade-Produkte an.

 

Bildungshäuser beteiligen sich aktiv an der Regionalentwicklung

Fast alle Bildungshäuser beteiligen sich aktiv in regionalen Gremien und sind aktiver Teil der „Community Development". Das Engagement reicht von LEADER-Aktionsgruppen über Dorferneuerung- und Ortsentwicklung bis zu Volksbildungswerken, Lern- und Gedenkstätten und ortsansässigen Vereinen und Initiativen. Darüber hinaus stellen Bildungshäuser ihre Räumlichkeiten, ihre Infrastruktur und ihr pädagogisches Knowhow zum Teil kostenlos zur Verfügung.

 

Auch in der Programmgestaltung schlägt sich die regionale Verbundenheit nieder. Im Bereich „Community Education" wurden im Jahr 2018 fast 600 Veranstaltungen angeboten, die in Kooperation mit kommunalen Einrichtungen durchgeführt wurden.

 

Bildungshäuser übernehmen soziale Verantwortung

Mehr als 50% der Bildungshäuser nehmen ihre soziale Aufgabe und Verantwortung wahr, indem sie z.B. Sammelaktionen oder Benefizkonzerte für Flüchtlinge und andere Bedürftige organisieren, Flüchtlingsfamilien betreuen bzw. Unterkünfte bereitstellen, Green Care-Aktivitäten setzen, Migrant/inn/en zu Spielgruppenleiter/inne/n ausbilden oder Urlaub für Menschen bereitstellen, die diesen zwar brauchen, sich aber nicht leisten können, auch werden für Langzeitarbeitslose Praktikumsstellen geschaffen.

 

Bildungshäuser leben Nachhaltigkeit

Die Studie zeigt, dass Nachhaltigkeit in den Bildungshäusern nicht nur ein Schlagwort ist, sondern als Selbstverständlichkeit aktiv gelebt wird. Sie findet sich in den strategischen Stoßrichtungen wider und wird von den jeweiligen Leitungspersonen vorangetrieben. Bildungshäuser fungieren somit als Vorbilder, in dem sie Nachhaltigkeit in ihrem alltäglichen Tun vorleben und inhaltlich in ihre Bildungsprogramme aufnehmen. Nach außen zeigt sich dieses Engagement durch eine Reihe von Nachhaltigkeits-Zertifikaten und Gütesiegel, wie ISO14000, EMAS, Umweltzeichen, Klimabündnis-Betrieb, Gemeinwohlbilanz, AMA-Gastrogütesiegel, Grüne Küche, Gesunde Küche, Genuss Wirt u. a. m.

 

Zusammenfassung in 5 Kernbotschaften 

In 5 Kernbotschaften hat das Projektteam der Studie die Leistungen der Bildungshäuser zusammengefasst:

  • Wir stärken die Region!
  • Wir leben Bildung!
  • Wir ermöglichen Individualität!
  • Wir bewahren unsere Umwelt!
  • Wir fördern unsere Mitarbeitenden!

 

Die Leistungen, die ein Bildungshaus als Baustein der regionalen gesellschaftlichen Entwicklung erbringt, und die Wirkungen, die es mit diesen Leistungen erzielt, sind ein wichtiger Beitrag zur Wahrung und Steigerung der Lebensqualität des jeweiligen Lebensraums. Die Verantwortlichen in den Bildungshäusern sind davon überzeugt, dass nachhaltiges Leben und Wirtschaften einer proaktiven Haltung bedürfen, die vom Einkauf regionaler Lebensmittel über die Unterstützung örtlicher Vereine durch die kostenfreie Zurverfügungstellung von Räumlichkeiten bis hin zum Engagement einzelner Bildungshaus-MitarbeiterInnen in diversen regionalen Gremien und dergleichen mehr reicht. Sie handeln im Sinne dieser Überzeugung schon seit vielen Jahren.

 

Über die ARGE Bildungshäuser

Die ARGE Bildungshäuser ist ein Netzwerk von 19 Bildungshäusern in ganz Österreich. Die ARGE ist einer der 10 Dachverbände in der Konferenz der Erwachsenenbildung Österreichs und damit die Schnittstelle für die Mitgliedshäuser. Diese zeichnet Erwachsenenbildung und Nächtigung unter einem Dach aus. Die ARGE Betriebe führen über 14.700 Veranstaltungen durch bei 370.000 Teilnahmen.

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