Kongress: „VERMITTELNDE (W)ORTE. Bibliotheken und Demokratie"
Die Macht der Worte
Der Kolumbianer José Alberto Gutiérrez ist leidenschaftlicher Leser. Der Müllmann hat mit den über 25.000 Büchern, die er in den vergangenen Jahrzehnten größtenteils aus dem Abfall gerettet hat, in seinem Haus in Bogotá eine Bibliothek mit dem Namen „Die Macht der Worte" aufgebaut. Inzwischen versorgt er Arme, Schulen und Kommunen im ganzen Land mit Büchern: Viele neue kleine Bibliotheken sind so entstanden. Er stellt im Rahmen des Kongresses erstmals in Europa seine Arbeit vor.
Vorträge und Austausch
International renommierte Vortragende thematisieren die Relevanz von Bibliotheken als demokratiefördernde Einrichtungen, den Umgang mit Büchern als Bestandteil eines zivilisierten Verhaltens in einer Demokratie und den Beitrag von Bibliotheken zur Aufklärung in digitalen Zeiten. In zahlreichen Workshops wird erarbeitet, wie Bibliotheken demokratische Werte unterstützen können. Zum Austausch wird auch beim Festabend auf der Schloßbergbühne der Kasematten eingeladen: Der Grazer Schriftsteller Robert Preis gibt bei einer Lesung aus seinem Buch „Sagen aus der Steiermark" Einblicke in den Legendenschatz seiner Heimat.
Demokratie im digitalen Raum
Ein Fokus des Bibliothekskongresses liegt auf der Wahrung von Demokratie im digitalen Raum und der Förderung von Informations- und Medienkompetenz: Die Journalistin Ingrid Brodnig, die sich mit dem Thema digitale Selbstverteidigung in Zeiten von Hasskommentaren und Falschmeldungen beschäftigt, spricht über „Fakten statt Fakes. Was wir gegen Fake News und andere Formen der Manipulation im Internet tun können". Der deutsche Neurophysiologe, Wissenschaftshistoriker und Professor an der ETH Zürich Michael Hagner beschäftigt sich in seinem Vortrag „Zur moralischen Ökonomie des Buches" mit dem Umgang mit Büchern als Bestandteil einer Demokratie. Der gebürtige Deutsche Johannes Neuer ist Director of Customer Experience der New York Public Library (NYPL). Er stellt vor, wie die NYPL ihren NutzerInnen kostenlosen Zugang zur digitalen Welt bietet.
Neuer Bibliothekspreis
Der Büchereiverband Österreichs möchte aber auch auf die engagierte und nachhaltige Arbeit der zumeist ehrenamtlich tätigen BibliothekarInnen Österreichs aufmerksam machen und diese würdigen: Im Rahmen des Kongresses werden erstmals der mit 3.000 Euro dotierte Bibliothekspreis und weitere Preise vergeben. Ausgezeichnet werden innovative Best-Practice-Beispiele aus allen Bereichen der bibliothekarischen Arbeit.
„Bibliotheken zählen zu den demokratischsten Institutionen: Sie sind die meistgenutzten öffentlichen Kultur- und Bildungseinrichtungen, sie bieten uneingeschränkten Zugang zu Bildung und Information und haben somit große politische Relevanz. Sie garantieren und fördern Informationsfreiheit und Meinungsvielfalt – sie sind Vermittler und Orte grundlegender demokratischer Werte", betont Markus Feigl, Geschäftsführer des Büchereiverbandes Österreichs.
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