Die europäische Agenda für eine neue Bildungspolitik

08.02.2018, Text: Karin Kulmer (seit 05/2023: Karin Lamprecht), Redaktion/CONEDU
Neue Dokumente der Europäischen Kommission liefern Informationen zur Weiterentwicklung der Schlüsselkompetenzen, zum Aktionsplan für digitale Bildung, zu gemeinsamen Werten und zum Europäischen Bildungsraum.
Die Förderung digitaler Kompetenzen ist eines der zentralen Themen in den neuen EU-Dokumenten.
Foto: CC0 Public Domain, http://pixabay.com
Die Europäische Kommission veröffentlichte kürzlich Vorschläge für neue Initiativen, die sozioökonomische Ungleichheiten verringern und die Wettbewerbsfähigkeit fördern sollen, um so ein stärkeres und demokratischeres Europa zu schaffen. Zu den vorgeschlagenen Initiativen zählt eine Empfehlung des Rates zu den Schlüsselkompetenzen für lebenslanges Lernen, ein Aktionsplan für die digitale Bildung sowie eine Empfehlung des Rates über gemeinsame Werte. Ende Jänner 2018 fand außerdem der erste EU-Bildungsgipfel statt, der eine Grundlage für einen Europäischen Bildungsraum schaffen soll.

 

Die neuen Schlüsselkompetenzen: Was wir in Zukunft können müssen

Die Empfehlung zielt darauf ab, den Erwerb und den lebenslangen Ausbau der Schlüsselkompetenzen von Menschen aller Altersgruppen zu verbessern und den Mitgliedstaaten Leitlinien an die Hand zu geben, damit sie dieses Ziel erreichen können.

 

Die Weiterentwicklung der acht Schlüsselkompetenzen beinhaltet einen stärkeren Fokus auf Grundkompetenzen (Literarität, Sprachen und Digitalkompetenzen) sowie Kreativität, Problemlösungsfähigkeit, kritisches Denken und Kommunikation. Diese Kompetenzen helfen Menschen, sich in Zeiten großer Veränderung in der Gesellschaft zurechtzufinden.

 

So wurde nun im Sinne der Mehrsprachigkeit die Unterscheidung von Muttersprache und Fremdsprache aufgegeben, stattdessen ist von Literacy und Sprachkompetenzen die Rede. Gemeinsame europäische Werte sind Bestandteil der BürgerInnenkompetenz, und die personale, sozialen und Lernkompetenzen wurden gebündelt und damit betont.

 

Ein spezieller Fokus liegt außerdem auf unternehmerischen Fähigkeiten, Kompetenzen im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich sowie digitalen Kompetenzen. Die Beschreibung der „Digital Skills" wurde angepasst und beinhaltet nun Programmieren, Internetsicherheit und „digital citizenship" (digitale BürgerInnenschaft). Zusätzlich werden demokratische Werte, Menschenrechte und interkulturelle Fähigkeiten stärker hervorgehoben.

 

Aktionsplan für digitale Bildung soll digitale Kompetenzen stärken

Die digitale Transformation beeinflusst, wie Menschen leben, interagieren, lernen und arbeiten. Während die Digitalisierung viele Chancen mit sich bringt, birgt sie auch einige Risiken. In ganz Europa besteht noch Aufholbedarf bei den digitalen Kompetenzen – hier gilt es vor allem, benachteiligte Gruppen zu stärken und dem Gender-Gap entgegenzuwirken. Dem Bildungsbereich kommt dabei eine Schlüsselrolle zu.

 

Der Aktionsplan für digitale Bildung verfolgt drei Prioritäten, die helfen sollen, die digitale Transformation erfolgreich zu bewältigen:

  • Digitale Technologien besser für das Lehren und Lernen einsetzen. Dies geschieht unter anderem durch die Erarbeitung eines Qualifikationsrahmens für digital zertifizierte Qualifikationen, der mit dem EQR abgestimmt ist. Außerdem soll es einen Ausbau von Weiterbildungen für Lehrende im Kontext digitaler Technologien geben.
  • Relevante Kompetenzen für die digitale Transformation entwickeln. Neben digitalen Kompetenzen zählen dazu kritisches Denken und Medienkompetenz – Menschen sollen ermächtigt werden, Technologien selbstbewusst und verantwortungsvoll zu verwenden.
  • Bildungssysteme durch bessere Datenanalyse und Vorausplanung verbessern. Unter anderem möchte die Kommission Schlüsseltrends in der Digitalisierung genauer beobachten, um diese für Bildungssysteme nutzbar zu machen.

 

Die Kommission sieht Bildung als Basis von Wachstum und Inklusion in der EU – in diesem Zusammenhang wird es die Herausforderung der nächsten Jahre sein, die BürgerInnen bestmöglich auf den gesellschaftlichen Wandel durch die Digitalisierung vorzubereiten.

 

Gemeinsame Werte: Die Weiterentwicklung der Paris Deklaration

Die Europäische Kommission veröffentlichte Anfang 2018 außerdem einen Vorschlag für eine Empfehlung des Rates über gemeinsame Werte, inklusive Bildung und die europäische Dimension von Unterricht und Lehre. Die Empfehlung soll den sozialen Zusammenhalt stärken und einen Beitrag zur Bekämpfung von aufkommendem Populismus, Fremdenfeindlichkeit, polarisierendem Nationalismus und Fake News leisten. Sie stellt damit die Weiterentwicklung der Paris Deklaration von 2015 dar.

 

Auch Erwachsenenbildung ist gefordert

Die Erwachsenenbildung wird in den genannten Dokumenten nur selten direkt adressiert, jedoch ergeben sich einige Anknüpfungspunkte. So betreffen die Schlüsselkompetenzen natürlich auch Erwachsene. Und gerade für Erwachsene geht es oft darum, digitale Kompetenzen, kritisches Denken und Medienkompetenz weiterzuentwickeln. Schließlich betreffen die digitale Transformation und die Veränderungen in der Lebens- und Arbeitswelt Menschen aller Lebensphasen. Nicht zuletzt ergibt sich durch die Weiterentwicklung der Paris Deklaration ein Auftrag an die Erwachsenenbildung, gesellschaftspolitisch aktiv zu werden.

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