Das Allgemeine im Besonderen: Basisbildung als Teil beruflicher Ausbildung

21.11.2017, Text: Birgit Aschemann, Redaktion/CONEDU
Eine Onlinediskussion des Europäischen Basisbildungsnetzwerks macht europäische Lösungen sichtbar.
Auf EPALE wurde über Basisbildung innerhalb beruflicher Ausbildungen diskutiert.
Grafik: CC0 Public Domain, http://openclipart.org
Das Europäische Basisbildungsnetzwerk EBSN veranstaltete am 16. und 17.November 2017 auf EPALE eine zweitägige Onlinediskussion über Basisbildung innerhalb beruflicher Ausbildungen. Die Diskussion war als Vorbereitung auf die European Vocational Skills Week gedacht, die europaweit von 20.-24.11.2017 stattfindet. Sie war für alle Interessierten offen und wurde von Graciela Sbertoli moderiert.

 

Wozu Basisbildung in der Berufsbildung?

Lernende in Berufsausbildungen brauchen spezifische (schrift-)sprachliche und mathematische Kompetenzen für ihren Beruf und ihren Ausbildungsabschluss. Dabei belegen Ergebnisse der PIAAC-Studie auch in Österreich, dass die Lesekompetenz bei AbsolventInnen mancher Lehrberufe bedenklich gering ist. In den Ausbildungen sind die Lernenden meist motivierter, Fachkompetenzen zu erwerben, als Grundfertigkeiten nachzuholen. Die Diskussion des Netzwerks EBSN stellte nun die Frage nach den besten Methoden zur Einbettung von Grundkompetenzen in die Berufsausbildungen.

 

Forschung zeigt: geteilte Expertise nötig

Schon 2006 zeigte eine breite Erhebung in England, dass eine Einbettung von Grundkompetenzen in die Berufsausbildungen gelingen kann. Sie ist jedoch nicht einfach, und der Erfolg hängt davon ab, wer den Unterricht durchführt. Die Lernergebnisse fallen besser aus, wenn spezifisch ausgebildete BasisbildnerInnen beteiligt sind. FachtrainerInnen müssen also mit ausgebildeten BasisbildnerInnen zusammenarbeiten und umgekehrt. Helen Casey, Autorin der Studie, betont: Es gibt viele Möglichkeiten der geteilten Expertise innerhalb berufsbildender Angebote. Nicht immer müssen zwei TrainerInnen gemeinsam unterrichten - auch andere Formen des Austausches sind hilfreich.

 

Europäische Lösungen sind heterogen

In Litauen ist es gängige Praxis, dass die Lernenden in Berufsschulen zwischen zwei Angebotsformen wählen können: es gibt einerseits die reine Berufsausbildung und andererseits eine Kombination von Berufsausbildung und Basisbildungs-bzw. Pflichtschulprogramm.

 

Aus Malta berichtete Ramon Mangion den Ansatz, die Qualifikationen bereits im nationalen Qualifikationsrahmen per Definition mit einem Anteil an Grund- oder Schlüsselkompetenzen zu versehen. So müssen Angebote auf Qualifikationsniveau 1 zu 70% Schlüsselkompetenzen enthalten, Angebote auf Niveau 5 nur noch 10%.

 

Spezielle Programme finden sich mittlerweile in vielen Ländern. So werden ArbeitnehmerInnen in Irland mit dem Programm "Skills for Work" beim Erwerb von Grundkompetenzen unterstützt. In Norwegen ist in den Berufsbildungsprogrammen in Gefängnissen die Basisbildung integriert.

 

Was brauchen Basisbildungs-TrainerInnen im beruflichen Kontext?

Der Erfolg der Basisbildung am Arbeitsplatz und in Berufsausbildungen wird stark den TrainerInnen zugeschrieben. In Österreich wird für die Basisbildung am Arbeitsplatz die Ausbildung T-ABA angeboten. In vielen Ländern der EU fehlen spezifischen Ausbildungen noch.

 

Das Büro für berufliche Bildungsplanung (bbb) in Dortmund erarbeitet aktuell eine Toolbox mit Grundinformationen, Praxisbeispielen und Materialien für die Basisbildung am Arbeitsplatz. Bbb-Geschäftsführerin Rosemarie Klein berichtete auch vom neuen ERASMUS+ Projekt Profi-Train, das speziell die TrainerInnen-Kompetenzen fördert. Auch in Frankreich werden im Erasmus+ Projekt DILABS einschlägige Hilfen für Unterrichtende entwickelt. Es lohnt sich, die Projektergebnisse zu verfolgen.

 

Helen Casey, Forscherin und langjährige Expertin zum Thema, rief jedoch in Erinnerung: die Ausbildung der Unterrichtenden löst die Probleme nur zum Teil. Auch gute Rahmenbedingungen für die Unterrichtsarbeit sind nötig.

 

Fortsetzung folgt mit viel Engagement

Europaweit wird die Arbeit für „Basisbildung im Berufskontext" fortgesetzt. So berichtete z.B. Cäcilia Märki aus der Schweiz von einem Beschluss des Bundesrates, in die Basisbildung am Arbeitsplatz in den kommenden drei Jahren über 11 Mio. Euro zu investieren.

 

Ein kürzlich veröffentlichter Erasmus+ Call bietet die Möglichkeit, im Rahmen neuer Projekte konkrete Weiterbildungen für Unterrichtende, Unterrichtsmaterialien oder Lernformate zu entwickeln. PartnerInnen aus drei Ländern sind dafür erforderlich.

 

Das Europäische Basisbildungsnetzwerk EBSN plant die Erstellung eines Ressourcenpools und mehrerer kurzer MOOCs, um neue didaktische Ansätze und Formate zu verbreiten. Graciela Sbertoli sammelt offene Bildungsressourcen für Basisbildung im Berufskontext unter der Adresse secretary@generalbasicskills.eu.

 

Die stattgefundene Diskussion auf EPALE soll in einer Community of Practice on Basic Skills in VET fortgeführt werden, zu der alle Interessierten eingeladen sind.

Weitere Informationen:
Quelle: EPALE E-Plattform für Erwachsenenbildung in Europa

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