Neue Ausgabe der Büchereiperspektiven: Lesen als Chance

05.04.2017, Text: Katharina Portugal, Büchereiverband Österreichs, Redaktion: Redaktion/CONEDU
Gesellschaftliche Teilhabe ist in vielen Bereichen von der Lesekompetenz einer Person abhängig. Oder anders formuliert: Wenn eine Person nicht oder schlecht lesen kann, werden für sie viele Dinge schwer bis unmöglich - Bildungsmöglichkeiten, Jobchancen, persönliche Verwirklichung.
Lesen als Chance: Internationale Leseförderungsprojekte
Bild: BVÖ
Lesekultur zu etablieren, Möglichkeiten und Anlässe zum Lesen zu bieten, Lesevergnügen zu wecken oder den Zugang zu Literatur zu ermöglichen - das alles liegt im Handlungsbereich von kulturellen Institutionen außerhalb des Schulsystems. Vieles davon leisten Öffentliche Bibliotheken: Sie bieten Bilderbuchkinos, Lesenächte, Leseprogramme und vieles mehr. Ihre große Stärke liegt unter anderem darin, dezentral Zugang zu Lesemöglichkeiten zu bieten, auch für jene, die sich nicht in Städten mit einer großen Auswahl an kulturellen Institutionen befinden. Und dennoch kann es passieren, dass diese Angebote vor allem bei jenen greifen, die bereits leseaffin sind.

 

Lesesozialisation

 

Frühe Leseerfahrungen können prägend sein, sie festigen die Einstellung zum Buch oder stufen durch (fehlende) Lesevorbilder die Wichtigkeit des Lesens ein. Sie bestimmen somit, ob die Aktivität Lesen auch mit Spaß verbunden ist und schaffen dabei die Grundlage für Lesegewohnheiten. Umso wichtiger ist die frühe Leseförderung: "Es gibt sogenannte Vorläuferfertigkeiten, die eine wichtige Grundlage für den Erwerb der Schriftsprache bilden. Solche Fertigkeiten können Bibliotheken fördern, etwa durch Angebote zur frühkindlichen Leseförderung wie Reimen, Singen, Fingerspiele, Bilderbücher anschauen und Vorlesen", so Ute Krauß-Leichert, Professorin an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, in einem Gespräch über Lesemotivation und Leseleistung.

 

Wenn die frühe oder familiäre Lesesozialisation fehlt und dieser Umstand beispielsweise in der Schule nicht ausgeglichen werden kann, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder sich keine guten oder ausreichenden Lesefähigkeiten aneignen können. Schlechte Lesekompetenz wiederum wird oft tabuisiert, Kinder wie Erwachsene mit geringen Lesefähigkeiten schämen sich häufig dafür und verstecken diese. Lesen zu können ist allerdings eine grundlegende Voraussetzung, um Zugang zu Bildung zu haben. Es ist eine Schlüsselkompetenz in unserer Informations- und Wissensgesellschaft, ohne die eine aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben kaum möglich ist.

 

Lesemotivation

 

Umso wichtiger ist es, dass sich unabhängige, außerschulische Institutionen dafür einsetzen, dass ein niederschwelliger Zugang - unabhängig von familiären, strukturellen oder politischen Settings - zu Büchern geboten wird. Das Lesen selbst und gute Lesekompetenzen zu erlangen ist vor allem eines: Übung. Je lieber man etwas tut, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass man es auch wiederholt. Nur durch innovative und einfallsreiche Aktionen und Initiativen kann bei zögerlichen LeserInnen, die ob der eigenen Fähigkeiten unsicher sind, Lesemotivation geweckt werden.

 

Außerschulische Institutionen haben die Möglichkeit, eine Kultur des Lesens zu etablieren, Lesekompetenzen zu stärken und Lesegewohnheiten zu festigen. Dadurch können sie für die einzelne Person vieles ermöglichen und unterstützen: eigenständiger Zugang zu Informationen, kritisches Denken, persönliche Entwicklung. Über den einzelnen hinaus unterstützen sie damit das gesamtgesellschaftliche Vorankommen.

 

In dieser Ausgabe der Büchereiperspektiven finden Sie verschiedenste internationale Initiativen zur Leseförderung - von mobilen Büchereien in Nicaragua und Frankreich über Projekte in Südafrika, bis zu Aktionen in Deutschland und Palästina.

 

Büchereiperspektiven 1/17: Lesen als Chance. Internationale Leseförderungsprojekte

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