Überbetriebliche Lehrausbildung am BFI

11.02.2017, Text: Katharina Moser, BFI Österreich
Das Berufsförderungsinstitut (BFI) ist mit seiner überbetrieblichen Lehrausbildung der größte österreichische Lehrlingsausbilder. Mit der erweiterten Ausbildungsgarantie und der Ausbildungspflicht bis 18 Jahre wird der Bedarf steigen.
Lehrausbildungsplätze am BFI nach Bundesländern
Grafik: BFI Österreich
Ausbildungsgarantie nun bis 25 Jahre 
Seit den 1990er Jahren geht die Zahl der betrieblichen Lehrstellen kontinuierlich zurück. Laut Lehrlingsstatistik der Wirtschaftskammer Österreich wurden Ende 2016 in 29.256 Lehrbetrieben 97.706 Lehrlinge ausgebildet, wieder um rund 3.000 bzw. 2,9 % weniger als im Jahr davor. Für Jugendliche bis 18 Jahre, die keine Lehrstelle in einem Betrieb finden können, gibt es seit 2008 eine Ausbildungsgarantie der österreichischen Bundesregierung. Die meisten werden vom Arbeitsmarktservice (AMS) in eine überbetriebliche Lehrausbildung vermittelt. 2016 entfielen bereits 8,6 % aller Lehrstellen in Österreich auf die überbetriebliche Lehrausbildung. Zur weiteren Reduktion der Jugendarbeitslosigkeit beschloss die Regierung im Oktober 2016 die Ausdehnung der Ausbildungsgarantie bis zum Alter von 25 Jahren.

 

2016 neu: Ausbildungspflicht für Jugendliche bis 18 Jahre
Um jenen, die das österreichische Schulsystem dennoch ohne einen über die Pflichtschule hinausgehenden Abschluss verlassen – laut Schätzungen des Sozialministeriums sind das jährlich etwa 5.000 Jugendliche –, bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu ermöglichen, wurde im Juni 2016 die gesetzliche Ausbildungspflicht bis zum Alter von 18 Jahren beschlossen. Sie gilt erstmals für alle, deren Schulpflicht 2017 endet. Die "AusBildung bis 18" soll auch Unterstützungsleistungen für Jugendliche und Erziehungsberechtigte sowie eine Optimierung der Bildungsangebote beinhalten. Dabei wird die überbetriebliche Lehrausbildung ebenfalls eine wesentliche Rolle spielen.

 

Das BFI stellt 53 % der überbetrieblichen Ausbildungsplätze
Seit der Einrichtung des Auffangnetzes für Jugendliche stellt das BFI jährlich über 4.000 Ausbildungsplätze zur Verfügung. 2016 waren es bereits 4.903 von insgesamt 9.244 (53 %). Davon entfielen 3.898 auf die Lehrausbildung gemäß § 30b des Berufsausbildungsgesetzes (BAG) und 1.005 auf die Berufsausbildung gemäß § 8b BAG in einer Teilqualifikation eines Lehrberufs. Die meisten Lehrlinge bildet das BFI Niederösterreich aus, gefolgt von den BFIs in Oberösterreich, der Steiermark und Wien. Bei der Lehrausbildung gemäß § 30b BAG werden sowohl vollständige Lehrausbildungen am BFI mit verpflichtendem Berufsschulbesuch und Praxisausbildung in den verschiedenen BFI-Lehrwerkstätten und -Berufsausbildungszentren als auch "triale" Modelle angeboten, bei denen die praktische Ausbildung in einem Partnerbetrieb erfolgt. Ziel der letzteren ist die Übernahme des Lehrlings in ein betriebliches Lehrverhältnis nach dem ersten Lehrjahr. Die BFIs verfügen über ein dichtes Netz von Partnerbetrieben unterschiedlichster Sparten.

 

Viele Lehrberufe, aber wenige Favoriten
Aktuell gibt es in Österreich 198 Lehrberufe. Allerdings wurden 2015 noch immer mehr als zwei Drittel der weiblichen und mehr als die Hälfte der männlichen Lehrlinge in nur jeweils zehn Berufen ausgebildet. Die beliebtesten drei waren bei den Mädchen die Langzeitfavoriten Einzelhandel, Bürokauffrau und Friseurin, die Burschen bevorzugten Metall-, Elektro- und Kraftfahrzeugtechnik.

 

Breiteres Berufsspektrum in der überbetrieblichen Lehrausbildung
Allein am BFI bereiteten sich Jugendliche im Vorjahr auf Lehrabschlüsse in 96 verschiedenen Berufen vor. In einer ersten Phase erhalten die TeilnehmerInnen eine ausführliche Berufsorientierung unter Berücksichtigung ihrer Neigungen und Stärken und der Realisierbarkeit auf dem Lehrstellen- und Arbeitsmarkt. Dies soll zu einer weniger stereotypen Berufswahl beitragen.

 

Angebote an den Berufsförderungsinstituten
Die Schwerpunkte der BFI-eigenen Ausbildungszentren liegen auf Metall- und Elektrotechnik, Informationstechnologie, Mediendesign und Medientechnik sowie Installations- und Gebäudetechnik. Auch kaufmännische Berufe und traditionelle Handwerke wie Spenglerei, Tischlerei und Zimmerei können erlernt werden. Die größte Vielfalt an Modellen mit Partnerbetrieben konnten die BFIs in Niederösterreich, Oberösterreich und der Steiermark anbieten. 2016 wurden Ausbildungen für je 59 (Niederösterreich), 55 (Steiermark) bzw. 42 (Oberösterreich) Lehrberufe von Augenoptik bis ZahntechnikerIn durchgeführt. Zunehmend werden modulare Konzepte eingesetzt, die es ermöglichen, mit individuellen Ausbildungsplänen auf die unterschiedlichen Voraussetzungen und Bildungsniveaus der TeilnehmerInnen einzugehen. Ergänzend zur Lehrausbildung können Englischkurse, Trainings für verschiedene Soft Skills und Coachings besucht werden.

 

Kurz- und Intensivausbildungen
Für Erwachsene besteht die Möglichkeit, Lehrabschlüsse im zweiten Bildungsweg nachzuholen. Im Rahmen einer FacharbeiterInnen-Intensivausbildung haben beim AMS vorgemerkte Arbeitsuchende die Möglichkeit, in verkürzter Zeit eine komplette Lehrausbildung oder eine Aufschulung von der Hilfskraft zum/zur FacharbeiterIn zu absolvieren. Laut AMS erhalten 70 bis 80 Prozent bereits innerhalb von drei Monaten nach Ende der Ausbildung einen Arbeitsplatz. Die BFIs bieten FacharbeiterInnen-Intensivausbildungen und Vorbereitungskurse für außerordentliche Lehrabschlussprüfungen in über 40 Berufen an.

Weitere Informationen:

 

Verwandte Artikel