3. wEBtalk: Aufzeichnung jetzt online nachsehen und -hören

11.07.2016, Text: Karin Kulmer (seit 05/2023: Karin Lamprecht), Redaktion/CONEDU
Unter dem Titel "Erwachsenenbildung in der Migrationsgesellschaft - wer macht sie und für wen?" fand am 22. Juni eine einstündige Online-Diskussion statt, die nun im YouTube-Kanal von erwachsenenbildung.at zur Verfügung steht. (Serie: Erwachsenenbildung in der Migrationsgesellschaft)
Das wEBtallk-Logo (ein Computerbildschirm mit Kopfhörern, dem Wlan-Symbol und dem Schriftzug „wEBtalk“)
wEBtalks: Das interaktive Format von erwachsenenbildung.at
Grafik: CONEDU/Schnepfleitner
"Flucht und Migration zählen nicht erst seit dem vergangenen Herbst zu den zentralen Herausforderungen unserer Gesellschaft", so leitete Impulsgeberin Annette Sprung (Universität Graz) den 3. wEBtalk ein. Sprung und Podiumsgast Senad Lacevic (VHS Wien) diskutierten im Rahmen der Online-Veranstaltung, inwieweit die Erwachsenenbildung bisher auf den mit Migration verbundenen sozialen Wandel eingegangen ist und welche Handlungsmöglichkeiten sich für die Zukunft ergeben.

 

Vier Handlungsfelder für die Erwachsenenbildung: Video

Annette Sprung stellte in ihrem Impulsvortrag vier Handlungsfelder einer Erwachsenenbildung in der Migrationsgesellschaft vor. Neben Angeboten für MigrantInnen, beruflicher Aus- und Weiterbildung und politischer Bildung strich sie vor allem die Entwicklungsaufgaben für Erwachsenenbildungsinstitutionen selbst heraus. Migration dürfe nicht nur als Zielgruppenthema betrachtet werden, so Sprung, sondern Organisationen sollten sich selbst hinterfragen: "haben wir versteckte Diskriminierungsmechanismen?" Und sind Ressourcen, die Menschen mit Migrationshintergrund mitbringen, bei Bildungseinrichtungen überhaupt gefragt?

 

MigrantInnen als KlientInnen und unter dem Qualifikationsniveau Beschäftigte

Die Realität sieht in vielen Erwachsenenbildungseinrichtungen freilich anders aus als von den DiskutantInnen gefordert. Die Wiener Volkshochschulen führten im Jahr 2009 eine MitarbeiterInnenbefragung durch, die ergab, dass viele Beschäftigte mit Migrationserfahrung unter ihrem tatsächlichen Qualifikationsniveau arbeiteten - etwa im Reinigungsbereich. Senad Lacevic: "KlientInnen fragen diese KollegInnen oft nach sozialarbeiterischen Inhalten, weil zum Beispiel eine gemeinsame Erstsprache vorhanden ist." Hier werde versucht, Schulungen anzubieten, um die MitarbeiterInnen auf schwierige Situationen vorzubereiten. Langfristig sei es aber auch wichtig, Menschen einen innerbetrieblichen Aufstieg anzubieten, "ihnen die Weiterentwicklung in Bereichen zu ermöglichen, für die sie vielleicht nicht eingestellt wurden".

 

Politische Bildung: eine Frage von Formaten

Dass die Erwachsenenbildung ihre Angebote nicht nur an MigrantInnen selbst, sondern auch an die Mehrheitsbevölkerung richten solle, darin waren sich die DiskutantInnen einig. Allerdings sei zu beachten, dass man nicht alle Menschen durch spezifische Angebote wie "Antirassismusworkshops" erreiche, sagte Annette Sprung. Hier komme es auf einfallsreiche Bildungsangebote an, meinte auch Senad Lacevic: "Man kann politische Bildung in ganz alltägliche Formate verpacken."

 

Bildungsinstitutionen sind gefordert

Die Frage, in welchem der vier Handlungsfelder am meisten Aufholbedarf besteht, wurde in Form einer Umfrage an die TeilnehmerInnen des wEBtalks weitergegeben. Über 60% der insgesamt 23 Mitstimmenden waren der Ansicht, dass der größte Handlungsbedarf die Bildungsinstitutionen selbst betreffe, 26% sahen diesen im Bereich der politischen Bildung und weitere 13% in der beruflichen Weiterbildung.

 

In Bezug auf Entwicklungspotentiale für Erwachsenenbildungsinstitutionen wies Annette Sprung unter anderem auch auf die Leitlinien für eine Erwachsenenbildung in der Migrationsgesellschaft hin, die im Rahmen des Projektes mig2eb zum Thema "Angehörige der 2. Generation von MigrantInnen als Fachkräfte in der Erwachsenenbildung" initiiert und vom bifeb weiterentwickelt wurden. Die Leitlinien sollen Bildungseinrichtungen dazu anregen, sich selbst zu hinterfragen und sich mit der Realität der Migrationsgesellschaft aktiv auseinanderzusetzen.

 

wEBtalks: Fachlich auf dem Laufenden bleiben

wEBtalks sind ein interaktives Format von www.erwachsenenbildung.at. Sie bieten die Gelegenheit, aktuelle Fragen der Erwachsenenbildung online zu diskutieren. Nach den positiven Rückmeldungen zur Pilotveranstaltung im Herbst 2015 findet der wEBtalk heuer bereits mehrmals statt. Jeder wEBtalk beschäftigt sich mit einem Schwerpunkt, der von der Online-Redaktion ausgegeben wird und sich an aktuellen Fragestellungen der Erwachsenenbildung orientiert. ExpertInnen teilen ihr Wissen zum Thema in Form eines kurzen Impulses, eingeladene Fachleute tragen zur Diskussion bei. Das Online-Publikum ist eingeladen, an Umfragen teilzunehmen, im Chat Fragen zu stellen und mitzudiskutieren. Die Teilnahme am wEBtalk ist kostenlos. Jeder wEBtalk ist anschließend auf YouTube zum Nachsehen und -hören verfügbar.

 

Serie: Erwachsenenbildung in der Migrationsgesellschaft
Integrationskurse und Spracherwerb mögen ein Anfang sein. Doch wenn es um den sozialen Wandel geht, der mit Zuwanderung verbunden ist, sind die Menschen mit Migrationserfahrung nur eine der Zielgruppen von Erwachsenenbildung. Die Anforderungen der Migrationsgesellschaft betreffen uns alle. Fragen nach Teilhabe, Verständigung und Zusammenleben stellen sich immer wieder neu. Wie Erwachsenenbildung diese Anforderungen beschreibt, reflektiert und deutet, und welche Angebote für Lernen und Bildung sie ihnen entgegen bringt, ist Gegenstand einer Serie von Artikeln auf erwachsenenbildung.at. Alle Beiträge in der Serie finden Sie hier.

 

Quelle: EPALE E-Plattform für Erwachsenenbildung in Europa

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