Erwachsenenbildung als Upskilling: die neue Agenda aus Brüssel
Ausgangspunkt der neuen Skills Agenda ist ein relativ niedriges Kompetenzniveau in den EU-Mitgliedsstaaten, verglichen etwa mit den USA, Kanada, Korea, Japan oder Australien. Die Kommission sieht hier einen Zusammenhang mit künftigen wirtschaftlichen Problemen Europas.
Die ehrgeizig angelegte Agenda ist der Versuch, den Bildungsbereich mit der Arbeitsmarktpolitik enger zu verbinden, um dem befürchteten Abstieg entgegenzuwirken. Die Kommission definierte damit die Schwerpunkte der Bildungspolitik für die kommenden zwei Jahre.
Der Versuch, eine Garantie abzugeben
Zur Skills Agenda gehört 2016 die "Skills Guarantee", ein Programm für Lernende mit Basisbildungsbedarf oder geringeren Qualifikationen, von denen es europaweit rund 64 Millionen gibt. Mehr als die Hälfte von ihnen steht aktuell in Beschäftigung; ihre Arbeitsplatzsicherheit ist relativ gering.
Die "Skills Guarantee" will allen Europäerinnen und Europäern einen Abschluss auf Sekundarstufe 2 bzw. EQF-Niveaustufe 4 ermöglichen und so ihre Chancen verbessern. Sie setzt dabei auf Lernstandserhebungen oder Assessments als Voraussetzung für individuell passende Lernangebote. Auch die Validierung aller Lernerträge wird groß geschrieben.
Der Instrumentenkoffer: Kompetenzen anerkennen, Qualifikationen zuordnen
Vorschläge für eine Revision des Europäischen Qualifikationsrahmens liegen bereits auf dem Tisch. Sie zielen auf Qualitätssicherung und regelmäßige Aktualisierungen, weniger auf inhaltliche Änderungen.
Auch zwei neu veröffentlichte Kompetenzrahmen sollen die Länder beim gezielten Upskilling unterstützen. Sie behandeln unternehmerische und digitale Kompetenzen.
Ein weiteres neues Instrumentarium für eine erleichterte Kompetenzanerkennung bei Drittstaatenangehörigen wird in Kürze veröffentlicht und soll den Arbeitsmarktzugang für Flüchtlinge erleichtern.
Außerdem steht eine Revision des Europass bevor. Er soll dann erweiterte Hilfen zur Selbsteinschätzung enthalten und mit anderen Kompetenz-Systemen zusammengeführt werden. Eine Revision der acht EU-Schlüsselkompetenzen ist ebenfalls für 2017 angekündigt.
Vorerst keine neuen Mittel zur Umsetzung
Wer auf zusätzliche Mittel für die Umsetzung all dieser Vorhaben hofft, muss vorläufig zuwarten. Für die Umsetzung der Agenda stehen 2016 keine zusätzlichen Geldmittel zur Verfügung.
Die Agenda ist nicht nur eine rationalitäts- und effizienzbetonte Strategievorgabe, sie ist auch ein Aufruf an die Mitgliedsstaaten zur Zusammenarbeit: für einen besseren Erwerb relevanter Fähigkeiten, eine bessere Sichtbarkeit und Vergleichbarkeit derselben, eine verbesserte Information hinsichtlich Bildungs- und Lebenschancen.
Die neue Skills Agenda wurde am 20. Juni 2016 in einer Auftaktveranstaltung für Stakeholder aus dem Bildungs- und Arbeitsmarktbereich in Brüssel präsentiert. Die Veranstaltung wurde live übertragen und aufgezeichnet und kann daher nachgesehen werden.
- Aufzeichnung der Auftaktveranstaltung vom 20. Juni 2016
- Offizielle Informationen der Kommission mit Links zu allen relevanten Dokumenten
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