Nachhaltige Berufsbildung: didaktische Impulse aus Theorie und Praxis
Wie können Ausbildner*innen nachhaltiges Denken unterstützen? Dieser Frage widmen sich Autor*innen im Sammelband „Nachhaltigkeitsorientierte Weiterbildungsdidaktik. Die doppelte Multiplikatorenqualifizierung“. Sie diskutieren Herausforderungen und Potenziale einer Weiterbildungsdidaktik zum Thema Nachhaltigkeit in der Berufsbildung. Die 13 Autor*innen fragen nach didaktisch-methodischen Ansätzen, theoretischen Grundlagen für Weiterbildungen zu Nachhaltigkeit und stellen Modellversuche aus Deutschland vor.
Kompetenzen von Ausbildner*innen in der Berufsbildung berücksichtigen
Was müssen Ausbildner*innen wissen und können, um nachhaltige Bildungsprozesse unterstützen zu können? Die Wissenschaftler*innen Julia Kastrup und Werner Kuhlmeier erarbeiten in ihrem Beitrag, welche Kompetenzen Ausbildner*innen in der Berufsbildung haben müssen - wie etwa Nachhaltigkeitsaspekte erkennen zu können, Kompetenzziele für Lernende zu definieren und arbeitsplatzbezogene Lehr-Lernsettings zu gestalten. Diese Aufgaben und Kompetenzen gelte es bei der Planung von Weiterbildungsangeboten zu berücksichtigen.
Zum Beispiel sind je nach Berufsausbildung unterschiedliche Bezüge zur Nachhaltigkeit möglich – die Prozesse in Dienstleistungsberufen unterscheiden sich von jenen in der Produktherstellung. Hierfür müssen Weiterbildner*innen die einzelberufliche Expertise des Ausbildungspersonals berücksichtigen. Und es gelte typische Beispiele zu finden, an denen Nachhaltigkeitsorientierung deutlich wird, so die Autor*innen.
Informelles Lernen spielt für das Lernen von Weiterbildner*innen eine große Rolle
Die Bildungswissenschaftler*innen Jana Schwede und Christian Harteis blicken in ihrem Beitrag auf das Weiterbildungspersonal und fokussieren hier die Weiterbildung der Weiterbildner*innen selbst. Anhand zweier durchgeführter Studien zeigen sie die hohe Bedeutung informeller Lernprozesse auf.
So habe etwa die Coronapandemie gezeigt, dass das Weiterbildungspersonal über Fähigkeiten verfüge, auch kurzfristig Anpassungen an herausfordernde Entwicklungen zu leisten, so die Autor*innen. Diese Anpassungsleistungen seien nicht unbedingt das Ergebnis formaler Bildungsprozesse. Vielmehr entwickeln Weiterbildner*innen diese Fähigkeit durch die Nutzung arbeitsplatzbezogener, sozialer und materieller Ressourcen: Kooperation, kollegialer Austausch und der Zugang zu technischen Ressourcen unterstützen Anpassungsleistungen. Fehlen diese, so Schwede und Harteis, kann sich dies negativ auf die Leistungsfähigkeit von Bildungseinrichtungen auswirken. Hier müsse auch die strukturelle Verankerung von Nachhaltigkeit in der Berufsbildungspraxis ansetzen.
Die formale Verankerung von Nachhaltigkeit könne also nur der Anfang sein. Wie Nachhaltigkeit dann in Bildungsveranstaltungen und -einrichtungen konkret realisiert und gelebt wird, handeln die Akteur*innen im Kontext ihrer pädagogischen Tätigkeit in ihren Einrichtungen aus, so die Autor*innen.
Impulse für die berufliche Weiterbildungsdidaktik: frei zugänglich
Im Rahmen der „wbv Open Library 2023“ erschien der Sammelband frei verfügbar als E-Book. Die Herausgeber*innen Claudia Müller, Jan Pranger und Jens Reißland geben einen vielfältigen Einblick in den Bereich der beruflichen Weiterbildungsdidaktik. Grundlage für das Werk bietet das deutsche Projekt „TraNaxis – Transfer von Nachhaltigkeit in die berufliche Aus- und Weiterbildungspraxis“, in welchem die Herausgeber*innen mitwirken. Im Rahmen des Projekts gestalten Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen anhand von Modellversuchen ein Leitmodell zur Qualifizierung von Weiterbildner*innen und betrieblichen Ausbilder*innen im Kontext von Nachhaltigkeit.
Neben Diskussionen, Perspektiven und Erkenntnissen zu Nachhaltigkeit in der beruflichen Bildung, stellen die Herausgeber*innen aktuelle Herausforderungen vor, geben Handlungsempfehlungen und ergründen konzeptionelle Grundlagen für eine nachhaltigkeitsorientierte Weiterbildungsdidaktik.
Dossier: Klimaschutz und Nachhaltigkeit
Hochwasser, Waldbrände, Hungersnöte - Expert*innen der Klimaforschung warnen vor den Folgen extremer Wetterereignisse durch den Klimawandel. Wo kann die Erwachsenenbildung hier ansetzen? Tipps und Hintergründe zum Klimaschutz in der Erwachsenenbildung unter dem Dach der Nachhaltigkeitsperspektive finden Sie im Dossier „Klimaschutz und Nachhaltigkeit in der Erwachsenenbildung“ sowie in unserer Nachrichtenreihe „Klima- und Umweltbildung“!
Verwandte Artikel
Nachhaltigkeit ist für Unternehmen ein wichtiges Zukunftsthema
So lautet ein Ergebnis des WIFI-Weiterbildungsbarometer. Insgesamt bleibt Weiterbildung für Unternehmen relevant.Klimabildung für Erwachsene: Drei kreative Tipps für Bildungsanbieter
Wie kann man Menschen für Klimabildung motivieren? Tipps von Sabrina Riedl vom Fachbereich „Klima & Nachhaltigkeit“ im Salzburger Bildungswerk sind kreative Mitmach-Formate, Klima als Querschnittsthema und die Arbeit mit Vorbildern.Erwachsene in reichen Ländern nehmen häufiger an Weiterbildung teil
Außerdem nehmen die digitalen Skills in den meisten Ländern zu. Dies geht aus dem aktuellen Weltbildungsbericht der UNESCO hervor.Humor: das trojanische Pferd, in dem man die Wissenschaft verstecken kann
Neben Humor braucht gelingende Wissenschaftskommunikation auch Dialog, Resilienz und kreative Ideen. Das war ein Ergebnis aus dem wEBtalk anlässlich der Ausgabe 52 des Magazin erwachsenenbildung.at.Fürchtet euch nicht: Zukunft mit KI in der EB
Der Tag der Weiterbildung 2024 des Bildungsnetzwerks Steiermark beleuchtete den Einsatz von KI aus verschiedenen Perspektiven und ermutigte zu einer positiven Haltung für die Zukunft.Professor für Erwachsenenbildung ist neuer Vorsitzender der ÖFEB
Peter Schlögl steht nun an der Spitze der Österreichischen Gesellschaft für Forschung und Entwicklung im Bildungswesen (ÖFEB). Er will sich u.a. für eine stärkere Kooperation mit Nachbarländern einsetzen.