Bildungstheorie für die Erwachsenenbildung kompakt zusammengefasst
In der Erwachsenenbildung Tätige verfügen meist über vielfältige praktische Erfahrungen, ein hohes Maß an Fachwissen sowie durch Weiterbildung erweiterte Kompetenzen in den Bereichen Lehren, Bildungsmanagement, Beratung oder Bibliothekswesen. Als tragfähige Basis all dessen ist die Kenntnis der theoretischen Grundlagen für eine qualitativ hochwertige pädagogische Arbeit unerlässlich. „Nichts ist so praktisch wie eine gute Theorie“, sagte etwa schon der Psychologe Kurt Lewin (1890 – 1947). In diesem Sinne fasst der neue Reader die wichtigsten Grundlagen der Erwachsenenbildungswissenschaft zusammen.
Der Reader informiert über Geschichte, Professionalisierungsfragen und Didaktik
Der Reader trägt den Titel „Grundlagen der Erwachsenenbildungswissenschaft und der Erwachsenenpädagogik“ und wurde von Petra H. Steiner verfasst.
Inhaltlich gliedert sich die Publikation in drei Teile:
Der erste Teil beschäftigt sich mit dem Begriff und der Sozialgeschichte von „Bildung“ und „Erwachsenenbildung“.
Der zweite Teil des Readers widmet sich der gesellschaftlichen Verortung von Erwachsenenbildung, Fragen der Professionalisierung, verschiedenen Konzepten wie z.B. dem des Lebenslangen Lernens sowie Tätigkeitsprofilen von Erwachsenenbildner:innen.
Der dritte Teil befasst sich mit Prinzipien der Erwachsenenpädagogik. Hier geht es darum, wie „Didaktik“ zu verstehen ist und welche Haltungen und Prinzipien das Handeln von Erwachsenenbildner:innen anleiten sollten, zum Beispiel Teilnehmendenorientierung, Zielgruppenorientierung und Biografieorientierung.
Basis-Literatur für die wba-Zertifizierung
Das wba-Zertifikat ist der Stufe 5 des Nationalen Qualifikationsrahmens zugeordnet. Damit belegen wba-zertifizierte Erwachsenenbildner:innen, dass sie „ihr Handeln auf Basis bildungstheoretischen Wissens reflektieren und analysieren und es an diesen Theorien ausrichten, hinterfragen und weiterentwickeln“ (siehe Qualifikationsprofil wba-Zertifikat - PDF). Nicht nur deshalb legt die wba großen Wert darauf, dass sich alle Absolvent:innen des wba-Zertifikats neben den wichtigen anwendungsorientierten Themen auch mit bildungstheoretischen Fragen auseinandersetzen und diese in ihre tägliche Arbeit einbeziehen. Solche grundlegenden Fragen sind beispielsweise: Welches Bildungsverständnis prägt mich? Oder: Welche Haltungen und Prinzipien können mein pädagogisches Handeln leiten?
Anliegen der wba ist es daher, eine breite Basis für ein professionelles Selbstverständnis als Erwachsenenbildner:in zur Verfügung zu stellen. Um dies zu gewährleisten, bietet die neue Lektüre Orientierung und stellt den Anspruch, verständlich und aktuell zu sein. Er dient als neue Basis-Lektüre für die wba-Zertifizierung.
Insgesamt ist für den Erwerb eines wba-Zertifikats die Auseinandersetzung mit drei Bereichen notwendig:
- Struktur und Rahmenbedingungen der Erwachsenenbildung in Österreich und der Europäischen Union (Basisliteratur: Dossier „Erwachsenenbildung in der EU“,
- Geschichte, Gegenwart und Entwicklung der Erwachsenenbildung in Österreich (Basisliteratur: „Porträt Erwachsenen- und Weiterbildung Österreich“ von Gruber und Lenz),
- Erwachsenenbildungswissenschaft und der Erwachsenenpädagogik (Basisliteratur: Reader „Grundlagen der Erwachsenenbildungswissenschaft und der Erwachsenenpädagogik" (PDF)
Petra Steiner hat den neuen Reader in einem partizipativen Prozess entwickelt. (Foto: Alle Rechte vorbehalten, wba)
Entstehung des Textes und Informationen zur Autorin
Die Autorin des Textes ist Petra H. Steiner. Sie ist Mitarbeiterin der wba und promovierte 2016 im Fachbereich Pädagogik mit Schwerpunkt Berufsbildung/Erwachsenenbildung. Seit 2000 ist sie wissenschaftlich tätig. Als pädagogische Mitarbeiterin der wba ist sie seit 2009 mit der Beratung und Begleitung von wba-Kandidat:innen beschäftigt und daher mit der täglichen Praxis von Erwachsenenbildner:innen vertraut. Petra H. Steiner ist darüber hinaus auch als Trainerin und Lehrende tätig.
Die Autorin hat den Text in einem partizipativen Prozess einem Feedback-Prozess unterzogen. So gab es einen kollegialen Austausch mit einer Arbeitsgruppe aus Vertreter:innen des Kooperativen Systems der österreichischen Erwachsenenbildung und mit Forscher:innen aus dem Berufsfeld.
Die wba dankt Petra H. Steiner und allen Mitwirkenden für die Erstellung des Textes und freut sich als lernende Organisation über Feedback!
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