ChatGPT als Lernwerkzeug: Wer trainiert hier wen?

Achtung Falle! Chatbots kompetent einsetzen
Sprachmodelle im Chatbot-Format wie etwa ChatGPT beantworten (scheinbar) all unsere Fragen. Für Lernende klingt dies verführerisch, und Schreibaufgaben erledigen sich fast von allein. Lehrende zweifeln womöglich an ihrer Existenzberechtigung, zumindest wenn es nicht um haptische Tätigkeiten geht. Dabei antworten KI-Chatbots sprachlich überzeugend, aber manchmal auch falsch. Was für die einen nach Utopie klingt, ist für die anderen Dystopie. Aktuell trifft keines der Extremszenarien zu. Klar ist aber, dass die Nutzung von Chatbots alltäglich werden wird. Die Ertüchtigung von Lehrenden und Lernenden ist daher unumgänglich.
Wer fragt, führt!
Chatbot-Nutzer*innen müssen zunächst wissen, welche Fragen sie im Eingabefeld stellen dürfen. Verzichtet werden muss auf Fragen, die aus regulatorischen Gründen (Firmenpolicy) nicht erlaubt sind sowie auf solche, die sich aus ethischen Gründen verbieten (zum Beispiel Anleitungen für kriminelle Handlungen). Auch auf Fragen, die ein Chatbot aufgrund seiner Datenbasis nicht korrekt beantworten kann, sollte verzichten, wer ein valides Ergebnis braucht. Die Eingabe von personenbezogenen Daten oder vertraulichen Informationen ist immer problematisch. Je präziser eine Frage ist, desto besser fällt die Antwort aus. Aber wie im richtigen Leben muss auch das präzise Fragenstellen geübt werden.
KI-Prozesse verstehen
Moderne KI-basierte Chatbots sind trotz diverser Forderungen nach Transparenz eine „graue Box“. Die Algorithmen und voreingestellte Filter sind nur teilweise bekannt, und die genauen Lernprozesse in großen neuronalen Netzen entziehen sich auch der Kenntnis ihrer Urheber*innen. Wichtig ist jedoch auch für Laien, die Grundlagen von KI zu verstehen, um Fallstricke zu erkennen. Interessierte können diese Grundlagen auch ganz ohne Computer erwerben, wie eine Lernunterlage der Universität Erlangen-Nürnberg zeigt. Grundsätzlich ist klar, dass KI-Anbieter wirtschaftliche Interessen verfolgen und nicht frei von politischen Einflüssen sind. Das sollte man bei der Interpretation aller KI-Angebote und KI-Ergebnisse bedenken.
Grafik: CC BY-SA, Wolfgang König, basierend auf der Grafik "Graue-Box-Modell der Chatbox-Didaktik", http://dx.doi.org/10.13140/RG.2.2.11422.00321/1, entwickelt im BMBF-geförderten Projekt "Netzwerk Q 4.0 in MV-Schwerin".
Chatbot-Orakel deuten: eine Aufgabe für Menschen
Die Antworten von Chatbots klingen meist logisch, sind aber nicht immer korrekt und häufig (zunächst) recht unkonkret. Anwender*innen müssen deshalb über Knowhow im Themenfeld der Anfrage verfügen, damit Sie die Antworten bewerten können. Wenn diese Voraussetzung gegeben ist, dann ist erstaunlich viel möglich. So erläutert Wolfgang König von der Regionalen Koordinierungsstelle Netzwerk Q 4.0 in einem Video anschaulich im Dialog mit ChatGPT, wie die KI Ausbildner*innen bei der Umsetzung von Lernzielen nach der Bloomschen Taxonomie unterstützen kann. Der Chatbot liefert Ideen für seinen Einsatz für die Lernziel-Erreichung auf allen Stufen der Taxonomie, und zwar am Beispiel eines konkreten Fachinhalts. Im Anschluss bewertet das Programm die Qualität seiner Vorschläge und schätzt den Aufwand der nötigen Validierung durch einen Menschen.
Chatbots durch Feedback trainieren
Kompetente Anwender*innen erkennen falsche Antworten. Sie können Chatbots darauf hinweisen und sie dadurch trainieren. Darauf aufbauend können dann sinnvolle Ergebnisse entstehen. Ein Beispiel dafür zeigt ein weiteres Video von Wolfgang König, in dem ChatGPT eine Frage zwar in überzeugenden Formulierungen, aber sachlich falsch beantwortet. Nach mehrfachem Nachfragen und Korrigieren steigt die Qualität der Antworten deutlich. Das Video illustriert auch die Gefahren einer „Recherche“ mit ChatGPT – also einem Sprachmodell, das nicht für korrekte Antworten optimiert ist. Mit Stand vom Mai 2023 lassen sich die Ergebnisse verbessern, wenn ChatGPT zusammen mit dem Browser-Plugin webchatgpt.app verwendet wird.

Verwandte Artikel
OER für die Erwachsenenbildung – Teil 1: Grundlagen
Welche Materialien dürfen Erwachsenenbildner*innen frei nutzen – und wo lauern rechtliche Fallstricke? Das erste Video einer dreiteiligen Serie führt in offene Bildungsressourcen ein und zeigt, warum sie so wertvoll sind.Preisausschreibung: Innovationspreis der Erwachsenenbildung 2025
Das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung sucht Bildungsprojekte, die KI nutzen, um Barrieren im Bildungsbereich abzubauen. Bis 11. April einreichen!Information zählt, Medienkompetenz umso mehr
Das Projekt „information matters“ möchte die digitalen Kompetenzen Erwachsener fördern. Ein Kurs für Trainer*innen soll helfen, entsprechende Fähigkeiten zu stärken und an Nutzer*innen zu vermitteln.Ein MOOC für mehr Demokratie in der digitalen Welt
Wie sieht politische Teilhabe in der digitalen Welt aus? Im MOOC „Digital Citizenship“ stärken Erwachsenenbildner*innen ihre kritische Medienkompetenz.Mindestlohntarif für private Bildungseinrichtungen erhöht sich 2025 um 3,9%
Die Erhöhung um fast 4% betrifft alle Gehälter.50 Jahre Elternbriefe: Ein Erfolgsmodell der Elternbildung
Mit den Briefen des fiktiven Kindes „Anna“ begleitet das Salzburger Bildungswerk seit 1974 jährlich über 28.600 Familien. Ein multiprofessionelles Expert*innenteam gibt darin Informationen zum ersten Mal Wickeln bis hin zur Medienerziehung.