Studie und Leitfaden für Fernlehre in der Basisbildung

21.12.2022, Text: Martina Lindsberger, Redaktion/CONEDU
Die Studie der UNESCO zeigt mit Praxisbeispielen, wie Open und Distance Learning (ODL) in der Erwachsenenbildung eingesetzt werden kann.
Die Publikation enthält Praxisbeispiele, wie Mobiltelefone und Tablets in der Basisbildung eingesetzt werden können.
Foto: Pixabay Lizenz, Mudassar Iqbal, https://pixabay.com/
Im Bereich der Erwachsenenbildung wurden bereits viele verschiedene Technologien eingesetzt mit dem Ziel, Angebote zu erweitern, ausgegrenzte Bevölkerungsgruppen zu erreichen, auf neue Bedürfnisse und Anforderungen zu reagieren und generell die Qualität von Unterricht und Lernen zu verbessern. Die Studie „Guidelines on open and distance learning for youth and adult literacy” vom UNESCO Institute for Lifelong Learning (UIL) und dem Commonwealth of Learning (COL) verweist in diesem Zusammenhang auf erfolgreich umgesetzte Projekte wie etwa den Einsatz von Radio für Basisbildungszwecke in Somalia oder Lehrbücher in Kombination mit Audiokassetten, CDs und DVDs in der Mongolei.

 

Zugleich bietet sie spezifische Richtlinien für die Planung, Gestaltung, Entwicklung, Umsetzung und Evaluierung von Aus- bzw. Fortbildungsprogrammen für die Fernlehre und ist damit als praxisbezogener Leitfaden nutzbar.

Schritt-für-Schritt-Planung von Open und Distance Learning

Im ersten Schritt geht es um die Planung und Gestaltung von Bildungsangeboten. Bildungsorganisationen analysieren hierbei die Rahmenbedingungen und die Lernbedürfnisse der Zielgruppen und der Lernenden. In diese Phase fällt die Erstellung des Lehrplans sowie die Planung von (Trainer*innen-) Ausbildung, Administration und Finanzierung.

 

Der zweite Schritt bezieht sich auf die Entwicklung von Lehr- und Lernmaterialien unter Einbeziehung von OER sowie die Entwicklung von Bewertungsinstrumenten und Werkzeugen. Je nach Kompetenzniveau und Thema können Lernbegleiter*innen den individuellen Lernfortschritt anhand von persönlichen Gesprächen überprüfen oder aber anhand von Selbsteinschätzungsfragen, Peer-Assessments, Tests oder Quizzes.

 

Schritt drei betrifft die Umsetzung und Administration. Dabei spielt die Rekrutierung und Schulung von Lernbegleiter*innen eine wichtige Rolle sowie die Mobilisierung der Gemeinschaft und Unterstützung der Lernenden, eine effiziente Verwaltung und Qualitätssicherung.

 

Der vierte und letzte Schritt bezieht sich auf das Monitoring und die Evaluation. Durch Datenanalyse können Lehrpersonen überprüfen, ob die Methoden und technischen Anwendungen zum gewünschten Lernerfolg führen. Die Datenerhebung erfolgt dabei in Anpassung an geografische und kulturelle Gegebenheiten durch persönliche bzw. Online-Interviews, Online-Umfragen oder durch Analysen und Tracking mittels Lernmanagementsystemen (LMS).

Als nützliches Praxistool bietet die Studie eine Checkliste, anhand welcher Bildungsanbieter*innen all diese Planungsschritte systematisch abarbeiten können.

Praxisbeispiele: Ausbildung von Lernbegleiter*innen und Mobile Learning

Zu den in der Studie beschriebenen Praxisbeispielen zählt ein Basisbildungsprojekt für Mädchen und Frauen in Senegal, in welchem unter anderem die Aus- und Fortbildung von 100 Lernbegleiter*innen umgesetzt wurde. Im Rahmen des Projektes ermittelten die Verantwortlichen die spezifischen Bedürfnisse der Teilnehmerinnen und integrierten diese in die Schulungsinhalte. Zudem wurden über ein Fernlehrprogramm viele Lehrkräfte aus- und weitergebildet – unter anderem durch eine Fortbildung im Umgang mit Mobiltelefonen und dem Internet.

 

In einem weiteren Projekt geht es um innovative Bildung mittels Mobiltelefon (Mobile Learning). Cell-Ed ist ein mobiles Lernprogramm, das in den USA entwickelt und in Chile, Ghana, Kenia und Nigeria ausgerollt wurde. Mit dem Programm können Teilnehmende grundlegende Fähigkeiten – wie Lesen, Schreiben und Rechnen – über Mobiltelefon, Tablet oder Computer auch ohne Internetverbindung trainieren und verbessern. Die Lektionen beinhalten eine Audioeinführung und Aufgabenstellungen in Form von Textnachrichten, welche den Teilnehmenden per SMS auf ihre Mobiltelefone gesendet werden. Bei Problemen unterstützt ein Live-Coach und bietet zusätzliche Hilfe per SMS oder Telefonanruf. Cell-Ed wird auch durch eine App unterstützt.

Learnings für den Alltag

Die Kompetenzen, die so trainiert werden, orientieren sich häufig an der alltäglichen Realität der Lernenden, sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext. Ziel ist es, dass Lernende ähnliche Situationen im wirklichen Leben bewältigen können.

 

Der Leitfaden und die Beispiele aus der Praxis zeigen, wie sozial und wirtschaftlich benachteiligte Lernende mit Alltagstechnologien erreicht werden können. Die Praxisbeispiele aus dem Bildungskontext bieten Anhaltspunkte für die Basis- und Erwachsenenbildung.

 

Die englischsprachige Studie „Guidelines on open and distance learning for youth and adult literacy” wurde 2021 vom UNESCO Institute for Lifelong Learning und dem Commonwealth of Learning veröffentlicht und bietet Leitlinien für den offenen Unterricht und die Fernlehre zur Basisbildung von Jugendlichen und Erwachsenen. Als übergeordnetes Bildungsziel wird damit der Zugang zu Bildung, Chancengerechtigkeit, Inklusion, Geschlechtergleichstellung und lebenslanges Lernen gefördert.

 

UNESCO Institute for Lifelong Learning, Commonwealth of Learning (2021). Guidelines on open and distance learning for youth and adult literacy. Commonwealth of Learning (COL), UNESCO Institute for Lifelong Learning. ISBN: 978-1-7772648-5-7

 

 

 

 

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